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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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weg von den Waf­fen«, sag­te ich nach hin­ten zu mei­nen Be­glei­tern. »Hal­tet euch ge­fäl­ligst in re­spekt­vol­ler Ent­fer­nung. Ab so­fort seid ihr nur noch die Die­ner eu­rer Her­ren.«
    »Okay!« brumm­te Polks. Er schlug schuld­be­wußt die Au­gen nie­der.
    Wir rit­ten ge­mäch­lich wei­ter. Han­ni­bal hielt sich im­mer um ei­ne Kopf­län­ge hin­ter mir. Schließ­lich hat­te ich den hö­he­ren Rang.
    Die vier Of­fi­zie­re hat­ten ein­fa­che Sol­da­ten in ih­rem Ge­fol­ge. Ich mus­ter­te sie so ein­ge­hend, wie es in die­ser Si­tua­ti­on mög­lich war. Ganz vorn er­kann­te ich einen schlan­ken, hoch­ge­wach­se­nen Mann. Ein Ritt­meis­ter!
    Der Be­richt des deut­schen Ar­chäo­lo­gen fiel mir ein. Hat­te Dr. Rüb­ner nicht et­was von ei­nem Ritt­meis­ter er­wähnt?
    Die Män­ner zü­gel­ten die Reit­tie­re. Wir hiel­ten eben­falls an. Ich neig­te nur kurz den Kopf und gab mir an­sons­ten al­le Mü­he, die­se le­ben­den Zeu­gen der Ver­gan­gen­heit mög­lichst be­herrscht an­zu­se­hen.
    Der vor­ders­te Of­fi­zier über­flog un­se­re klei­ne Ka­val­ka­de. Ein Blick auf un­se­re Klei­dung muß­te ihn da­von über­zeugt ha­ben, daß er es nicht mit »nie­de­rem« Volk zu tun hat­te.
    Über­gangs­los stell­te er sich in ei­nem recht über­heb­lich klin­gen­den Ton vor.
    »Ba­ron von Züll­witz, Ritt­meis­ter Sei­ner Ma­je­stät des Kö­nigs von Preu­ßen. Wo­her und wo­hin des Weges, die Her­ren?«
    Ich lüf­te­te mei­nen Hut an.
    »Mein Gruß, Ba­ron. Wie im­mer, se­he ich auch hier die tüch­ti­gen Un­ter­ta­nen Sei­ner Ma­je­stät bei ex­ak­ten Feld­dien­st­übun­gen. Eber­hard, Graf von Lau­fen­stein, Ba­ron. Oberst in der Ar­mee der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka, zur Zeit im Auf­trag des Prä­si­den­ten und mit höchs­ter Ge­neh­mi­gung des glor­rei­chen Kai­sers der Fran­zo­sen auf ei­ner In­spek­ti­ons­rei­se durch die Lan­de des kai­ser­li­chen Herr­schafts­ge­bie­tes.«
    Ich ver­beug­te mich noch­mals sehr knapp. Dann amü­sier­ten wir uns über das maß­los ver­blüff­te Ge­sicht des Ritt­meis­ters. Die drei an­de­ren Of­fi­zie­re sa­hen uns an wie Wun­der­tie­re.
    Se­kun­den spä­ter wur­de Ba­ron von Züll­witz aus­ge­spro­chen lie­bens­wür­dig.
    »Es fällt mir nicht schwer, mei­ne Ver­wun­de­rung zu ge­ste­hen, Graf. Spra­chen Sie et­wa von je­nem wil­den Land, in dem es nie­de­re Krea­tu­ren wag­ten, ge­gen die le­gi­ti­men Ver­tre­ter der bri­ti­schen Kro­ne die Waf­fen zu er­he­ben?«
    Ich hör­te den Zwerg laut und kräf­tig schlu­cken. Sein Deutsch war gut ge­nug, um ihn die­se Wor­te ver­ste­hen zu las­sen. Üb­ri­gens hat­ten sei­ne Vor­fah­ren zu die­sen »nie­de­ren Krea­tu­ren« ge­hört.
    Die Si­tua­ti­on wur­de tra­gi­ko­misch. Es fiel mir schwer, den nö­ti­gen Ernst zu wah­ren.
    »Wenn Sie ge­stat­ten, Ba­ron, ja, ich sprach von die­sem Land. Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten ha­ben un­ter der Füh­rung von Ge­ne­ral Wa­shing­ton die Un­ab­hän­gig­keit er­run­gen. Ich darf Ih­nen Mr. Je­re­mie Snat­cher vor­stel­len, Ma­jor im Heer der Ver­ei­nig­ten Staa­ten.«
    Ba­ron von Züll­witz nick­te steif und höl­zern zu Han­ni­bal hin­über. Wenn Un­glau­ben und Un­ver­stand kör­per­lich wer­den konn­ten, dann hat­ten wir jetzt in der Per­son des Ritt­meis­ters den un­wi­der­leg­ba­ren Be­weis.
    Auf wel­cher welt­an­schau­li­chen Ebe­ne hat­ten sich die­se Leu­te be­wegt! Wenn ich es jetzt ge­wagt hät­te, dem Ba­ron das bal­di­ge En­de der Feu­dal­herr­schaft an­zu­kün­di­gen, hät­te er uns für geis­tes­ge­stört ge­hal­ten.
    Han­ni­bal war für ihn gleich­be­deu­tend mit ei­ner übel­rie­chen­den Dunst­wol­ke, die man im Zu­ge der ver­blüf­fen­den Er­eig­nis­se ge­ra­de noch so in Kauf neh­men konn­te. Die an­de­ren Of­fi­zie­re ris­kier­ten selbst­ver­ständ­lich kei­nen Laut. Preu­ßi­sche Man­nes­zucht for­der­te ab­so­lu­ten Ge­hor­sam und Un­ter­wer­fung.
    »Polks, die Le­der­ta­sche mit den Pa­pie­ren«, rief ich be­feh­lend nach hin­ten.
    Der Ser­geant sprang so­fort vom Pferd und eil­te her­bei. Mit ei­ner tie­fen Ver­beu­gung reich­te er

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