Fähigkeiten unbekannt
und gesichert, Sir«, erklärte Tundry seelenruhig. »Reservemagazine sind auf beiden Packpferden. Sie bekommen noch je zwei in Ihre Satteltaschen.«
Ich sah auf die Uhr. Sie zeigte die geltende Zeit an.
»Okay, wir lagern hier bis acht Uhr. Machen Sie ein Feuer an, Polks. Heute können Sie noch einmal Fertigrationen verwenden. Wir reiten kurz nach acht Uhr los. Der von dem deutschen Historiker ermittelte Feuerüberfall auf die Schwadron der Schweren Kürassiere erfolgte in den frühen Morgenstunden des 11. Juni 1811. Das ist morgen um die gleiche Zeit. Wir reiten an dem Ort vorbei, sehen uns die Deckungsmöglichkeiten an und übernachten dann in Fürstenberg. Dort schauen wir uns um. Die Tatsachen können sich nicht mehr negativ verändern, da wir nun einmal um einen Tag früher an Ort und Stelle sind. Die Skelettfunde beweisen, daß dieses Gefecht stattgefunden hat. Nach den Berechnungen des positronischen Gehirns und dem Bericht dieses preußischen Offiziers haben die Leute des erwähnten Wagenzuges ebenfalls in der Nacht vom 10. zum 11. Juni 1811 in einer Fürstenberger Herberge übernachtet. Wir müssen sie also finden. Es gibt überhaupt keine andere Möglichkeit. Polks!«
Der mittelgroße, untersetzte Sergeant wandte den Kopf.
»Polks, Sie passen mir gefälligst auf Ihren Sprachschatz auf. Ausdrücke des 21. Jahrhunderts haben zu unterbleiben. Sagen Sie vor allem nicht ›okay‹, verstanden?«
»Okay, Sir, ich meine: jawohl, Sir.«
Der Zwerg grinste belustigt. Etwas beunruhigt stellte ich fest, daß er an der Sache Spaß gewann. Ich blickte ihn beschwörend an.
»Auch wenn du dir einbildest, ein direkter Nachkomme des Feldherrn Hannibal zu sein, laß es dir trotzdem nicht einfallen, den Unverletzbaren zu spielen! Die Bleikugeln dieser Zeit haben eine sehr unangenehme Wirkung. Die Geschichte beweist, daß man auch damals zu treffen verstand. Also werde nicht leichtsinnig.«
Tundry lachte unterdrückt. Der Zwerg spie Gift und Galle. Er begann wieder mal meine Ahnen zu beleidigen.
Wesentlich ruhiger und ausgeglichener ging ich mit Tundry auf einen kleinen Streifzug. Wir durchkämmten das Wäldchen, drangen bis zur nahen Straße vor und gingen einigen Bauern aus dem Wege.
Schweigend, von unbestimmbaren Gefühlen gepeinigt, sahen wir den Männern nach. Es waren auch zwei jüngere Frauen dabei. Damit waren wir erstmals während des seltsamen Einsatzes Menschen begegnet.
Wir beobachteten sie eine Weile, bis der Sergeant unbeherrscht zu fluchen begann. Er deutete zu dem Feld hinüber. Zwei alte Männer hatten sich vor den Pflug gespannt. Die Frauen schoben nach.
»Nicht die Selbstkontrolle verlieren, Tundry«, mahnte ich leise. »Sie werden keine Pferde mehr besitzen. Zu jener Zeit requirierte die französische Armee jedes einigermaßen brauchbare Tier. Das Königreich Preußen war an Menschen, Nahrungsmitteln und Tieren ausgeblutet. Eine schlechte Zeit, denke ich. Diese Leute wollen dennoch ihr kärgliches Feld bestellen, das obendrein noch einem Adligen gehören dürfte. Kommen Sie! Denken Sie immer daran, daß diese Epoche eigentlich längst vorüber ist.«
»Eigentlich, ist gut gesagt, Sir«, stöhnte er. »Man könnte verrückt werden.«
»Es ist verrückt, glauben Sie das. Der Mars hat uns ein problematisches Erbe hinterlassen.«
Als wir zurückkamen, brannte bereits ein Lagerfeuer. Es war klein und rauchlos. Polks verstand sein Fach. Ich drückte auf den Knopf der Fertigration und wartete auf die Erwärmung der Bohnen. Anschließend ließ ich die Plastikdose aufspringen.
»Wenn das einer sieht, stellt man dich als Hexenmeister auf den Scheiterhaufen«, sagte der Kleine. »Das soll es auch
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