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Fähigkeiten unbekannt

Fähigkeiten unbekannt

Titel: Fähigkeiten unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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die Ta­sche zu mir hin­auf.
    »Zu Diens­ten, Sir!« sag­te er de­vot.
    Der Zwerg schi­en er­neut mit Schluck­be­schwer­den zu kämp­fen. Sei­ne ver­däch­tig zu­cken­den Lip­pen trie­ben mir den Angst­schweiß auf die Stirn.
    »Das – das war wohl die­se Spra­che, wie?« frag­te der Ritt­meis­ter zö­gernd.
    »Ame­ri­ka­ni­sier­tes Eng­lisch, Ba­ron«, be­lehr­te ich ihn lie­bens­wür­dig. »Ich darf Ih­nen mei­ne Emp­feh­lungs­schrei­ben und Päs­se vor­le­gen? Bit­te sehr, hier die hand­schrift­li­che An­wei­sung des Za­ren Alex­an­der. All sei­nen Sol­da­ten und Be­am­ten wird die Un­ter­stüt­zung mei­ner Per­son be­foh­len. Mei­ne Le­gi­ti­mie­rung als Be­voll­mäch­tig­ter des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten. Ei­ne Emp­feh­lung des Fürs­ten Met­ter­nich. Schließ­lich ein Passe­par­tout Sei­ner Kai­ser­li­chen Ma­je­stät, Na­po­le­on I. Hät­ten Sie auch noch die Lie­bens­wür­dig­keit, das Schrei­ben Ih­rer All­er­gnä­digs­ten Kö­ni­gin, Loui­se von Preu­ßen, zu stu­die­ren.«
    Die großen Per­ga­ment­bö­gen mit den schwung­vol­len Schrift­zei­chen, Un­ter­schrif­ten und Sie­geln wech­sel­ten den Be­sit­zer. Au­gen­bli­cke spä­ter sank der klei­ne Ritt­meis­ter in sich zu­sam­men. Not­falls hät­te ich ihm auch noch an­de­re Din­ge zei­gen kön­nen. Wir wa­ren eben bes­tens aus­ge­stat­tet wor­den.
    »Un­ter­tä­nigs­ten Dank, Graf Lau­fen­stein. Selbst­ver­ständ­lich dür­fen Sie mei­ner Un­ter­stüt­zung ge­wiß sein. Sie er­lau­ben …«
    Ich nick­te. Sein Kopf fuhr her­um. So­gleich er­teil­te er ei­nem Mann die Or­der:
    »Rei­te Er wie der Teu­fel zum Wirt der Post­sta­ti­on und sor­ge Er recht­schaf­fen für den Emp­fang Sei­ner Gna­den, des Gra­fen von Lau­fen­stein. Dem Wirt sei­en zwan­zig Stock­hie­be ge­wiß, so er sich nicht an mei­ne Be­feh­le hält. Be­stel­le Er auch ein gu­tes Mit­tags­mahl.«
    Der Kü­ras­sier jag­te da­von.
    Ich er­hielt die Le­gi­ti­ma­tio­nen zu­rück. An­schlie­ßend bat der Of­fi­zier, mir und dem Herrn Ma­jor Ge­leit ge­ben zu dür­fen, da er als si­cher an­näh­me, daß wir in Fürs­ten­berg zu spei­sen ge­däch­ten.
    Er stell­te noch sei­ne Of­fi­zie­re vor. Sie sa­ßen in ei­ner Hal­tung auf den Pfer­den, als hät­ten sie La­de­stö­cke im Kreuz.
    Als ich be­jah­te und da­zu die Be­mer­kung fal­len ließ, daß wir so­gar in Fürs­ten­berg zu ver­wei­len ge­däch­ten, zeig­te er sich von sei­ner al­ler­bes­ten Sei­te.
    Er sprach ei­ni­ge Bro­cken Eng­lisch, die er mit Ei­fer an­zu­brin­gen ver­such­te. Es klang fürch­ter­lich. Da­für be­herrsch­te er ein aus­ge­zeich­ne­tes Fran­zö­sisch. Ich hat­te ei­ni­ge Mü­he, die ver­färb­te Spra­che zu ver­ste­hen. Schließ­lich wa­ren wir um hun­dert­vierund­neun­zig Jah­re zu­rück­ge­gan­gen.
    Dicht vor den To­ren er­kun­dig­te er sich et­was ver­trau­li­cher:
    »Mir ist nicht ganz klar, Graf, wie ein eh­ren­haf­ter Mann von ho­her Ge­burt und vor­neh­mem Stan­de in die Rei­hen die­ser Bar­ba­ren kommt. Man ver­nahm al­ler­lei üb­le Din­ge über min­der­wer­ti­ge Sub­jek­te, die es in der Tat wag­ten, sich ge­gen ih­ren an­ge­stamm­ten Herr­scher auf­zu­leh­nen.«
    »Sie spre­chen von den Ver­ei­nig­ten Staa­ten?« lä­chel­te ich. »Nun denn, Ba­ron, die Men­schen re­den über dem großen Was­ser von Frei­heit und glei­chen Men­schen­rech­ten. Mein Va­ter kämpf­te in den Rei­hen der Re­vo­lu­ti­ons­ar­mee ge­gen die bri­ti­schen Trup­pen. Es gibt drü­ben vie­le Deut­sche. Mei­ne Fa­mi­lie be­sitzt al­ler­dings noch ih­re an­ge­stamm­ten Gü­ter im hes­si­schen Land.«
    Han­ni­bals Be­herr­schung wur­de ei­ner har­ten Be­las­tungs­pro­be un­ter­zo­gen. An­schei­nend ver­stand er fast je­des Wort. Es war auch wirk­lich ei­ne har­te Nuß, die uns von dem feu­da­lis­tisch ein­ge­stell­ten und un­wis­sen­den Ritt­meis­ter zum Knacken ge­reicht wur­de.
    Fürs­ten­berg war ein klei­ner Markt­fle­cken. Es gab nur ei­ne ge­pflas­ter­te Stra­ße. Wei­ter vorn, ne­ben dem be­schei­de­nen Markt­platz, be­merk­ten wir ei­ne Schar auf­ge­reg­ter Leu­te. Sie schie­nen

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