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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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berührt hat und dann meine. Niemand bemerkt die feuchten Stellen, die sich auf dem Laken ausbreiten.
    Während ich gehe, knistern in meiner Tasche die Kondome. Es kommt mir so laut vor wie eine Trillerpfeife, aber niemand dreht sich um, also bin ich nur nervös.
    Als ich das Kostüm anzog – in letzter Minute natürlich, aber Nick war sehr hilfreich –, hab ich die Kondome aus Joes Umschlag heimlich in meine Tasche geschmuggelt. Bei seinem Wer-ist-besser-schlauerschneller-Denken muss ich aufpassen, dass Nick nicht meint, er müsse ebenfalls alles ausprobieren, was ich mache, nur um mitzuhalten. Typisch für Dreizehnjährige.
    Auf dem Weg zur Party bekam ich dann Angst, was passiert, wenn Meredith die Kondome sieht. Weil es zwei sind, könnte sie mich für einen Sicherheitsfreak halten. Und mich vielleicht nicht mehr mögen. Um ehrlich zu sein, hab ich auch Angst, die Dinger zu verwenden. Es gibt keine Anleitung, und ich hab so was noch nie benutzt. Es könnte eins reißen. Woran soll ich das, bitte, erkennen?
    Wir stellen uns zusammen hinter Mack, der außerhalb der Gruppe der Gläserrücker sitzt, Julianns Hintern auf dem Schoß. Es sieht also nicht ganz so schlecht für ihn aus. Den Rücken hat er den Drogentypen in der Ecke zugewandt. Vielleicht ist ja doch alles okay mit ihm. Immerhin wirkt er ziemlich glücklich. Als es aus Merediths Haar auf seinenArm tropft, fasst er erst hin, sieht dann zur Decke und danach zu mir.
    »Wart ihr duschen?«
    »Schwimmen«, flüstere ich. »Und wir hauen jetzt ab.«
    »Wollt ihr die Autoschlüssel?«
    »Ich hab keinen Führerschein, weißt du nicht mehr? Ich bin jünger als du.«
    »O ja, aber nicht so high.«
    »Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du mir die Schlüssel gibst«, schlage ich vor. »Wie viel Bier hast du getrunken?«
    »Das ist nicht das Bier, Kleiner.«
    Macks Grinsen ist horrormäßig. Meredith greift nach meinem Handgelenk, und ich will nur noch so schnell wie möglich gehen und das ganze blöde Gespräch mit Mack vergessen.
    »Na, dann hör wenigstens auf zu trinken.« Ich reiß ihm die Flasche aus der Hand und drück eine Chipstüte rein. »Wenn du ein bisschen tanzt und isst, wird es hoffentlich wieder.«
    »Gib mir nur eine Minute. Dann fahr ich euch.«
    Ich tu so, als würd ich ihn ohrfeigen. Als meine rechte Handfläche gegen meinen linken Unterarm klatscht – ein sehr realistisches Geräusch –, fährt Juliann herum und starrt uns an. Sie und Mack flüstern etwas zwischen Küssen, und dann lächelt sie Meredith an, und Meredith lächelt mich an und zwinkert. Können die tatsächlich meine Gedanken erraten?
    Mack packt mein Hemd und zieht mich runter, sodass unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt sind. »Ey, Alter«, sagt er. Vielleicht hat er endlich kapiert, was ich gesagt hab. »Okay. Genau. Kein Bier mehr. Und kein anderer ... illegaler Scheiß. Ich ruf dich morgen an.« Sein Rülpsen wird von der Musik übertönt. »Pass auf.« Er lacht, als ich eine Grimasse schneide. »Und tu nichts, was ich nicht auch tun würde.«
    Gott, wieso hält er sich nach nur einem Mal für einen verdammten Experten?

12
    Die Uhr am Gerichtsgebäude zeigt kurz nach zehn. Dad ist mit Nick und ein paar seiner fußballverrückten Freunde im State Park am anderen Flussufer zelten gegangen. Ein richtiges Halloween-Zelten mit öligen Weintrauben als Augäpfeln, Murmeln in Götterspeise als Nierensteine und einer Schüssel gekochter Spaghetti als Gehirn. Ihr wisst schon. Dad liebt so was. Da kann er seine ganzen Pfadfinderkenntnisse einsetzen. Und es lindert den Schmerz, dass keiner seiner Söhne in seine Pfadfinderfußstapfen getreten ist.
    Mom ist zu Besuch bei einer College-Freundin jenseits von Charlottesville. Sie und Dad haben wegen des Benzins gestritten, aber am Ende hat er sich entschuldigt und gesagt, sie soll fahren. Jeder kann sehen, wie sehr sie mit den Nerven runter ist vom ständigen Hin- und Hergerenne zum Anwalt. Walker treibt sie in den Wahnsinn. Irgendwann ist sie zu Senator Yowell gegangen und hat ihn zum Thema Anwalt um Rat gefragt. Sie haben dann zwar keinen neuen genommen, aber Yowell muss ihr irgendetwas Positives gesagt haben, denn an dem Abend sind sie und Dad allein zum Essen gegangen und lachend zurückgekommen, mit lauter Witzen übers College und ihre alten Aktivistenfreunde. Wenn sie wenigstens ab und zu normal sind, spüre ich nicht ganz so viel Druck auf mir.
    Jedenfalls konnte selbst Dad trotz all der Arbeit mit

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