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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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seinen Manuskripten einsehen, dass sie eine Auszeit braucht. Fazit ist, dass – von der astrologischen Seite mal abgesehen – die Sterne günstig für mich stehen. Das Hausboot ist leer.
    Meredith und ich laufen die Route 17 entlang wie tolle Hunde. Die Band bei
Ferebees’s
spielt sehr laut, sehr trashig und sehr falsch. Aber niemandsteht draußen auf dem Bürgersteig, also kann sie nicht so schlecht sein. Vor uns kurvt Officer Brewer mit ungefähr zehn Stundenkilometern durch die Gegend. Seine breite Silhouette ist leicht zu erkennen und füllt die ganze Heckscheibe des Polizeiwagens aus. Alle in Tappahannock, sogar die Verbrecher, wissen, dass Sheriff Jessup nachts meist zu Hause ist. Ich hab mal gehört, wie Dad sagte, seine sehr viel jüngere Frau hielte ihn auf Trab. Die meisten hiesigen Polizisten sind sowieso Verkehrspolizisten. In diesem Loch passieren nicht viele Verbrechen.
    Ich hebe meinen Piratenhaken zum Gruß. Joe hat mal gesagt, es sei immer besser, Kontakt zu Erwachsenen aufzunehmen, vor allem zu Polizisten, damit sie sich nicht fragen, ob du was zu verbergen hast.
    »Kennst du ihn?«, will Meredith wissen. Das graue Laken schleift hinter ihr her wie die Schmusedecke eines kleinen Mädchens.
    »Wenn du dein ganzes Leben in einer so kleinen Stadt wohnst«, antworte ich ihr, »kennst du jeden.«
    Brewer hält an und wartet, bis wir auf Höhe seines Fensters sind, das trotz der Oktoberfrische runtergekurbelt ist. »Wart ihr zwei auf der Party beim jungen Yowell?«
    »Ja, Sir.«
    Der Polizist fragt: »Du gehst jetzt aber direkt nach Hause und nicht mehr auf die Brücke, oder, Captain?«
    »Nein, Sir.« Mein Tauchabenteuer hat sich anscheinend rumgesprochen.
    »Willst du mich nicht vorstellen?«
    Dieser Typ hat in seinem ganzen traurigen Leben bestimmt noch nie einen romantischen Spaziergang mit einem Mädchen unternommen. Sonst würde er hier nicht die gute Stimmung gefährden.
    »Meredith, das ist Officer Brewer von der Polizeistation Tappahannock«, stelle ich die beiden einander vor. »Officer Brewer, Meredith Rilke.«
    Brewer nickt. Meredith lächelt. Ich ziehe sie wieder in den Schatten. Unsere Kleider sind nass von Leonards Pool, und Brewer ist darauf trainiert,solche Dinge zu bemerken. Egal, wie sauer ich bin, dass Leonard mir mein Mädchen wegschnappen wollte, so will ich doch nicht, dass Brewer auf die Idee kommt, seiner Party einen Besuch abzustatten. Ich überlege schon, ob ich Yowell anrufen und ihn warnen soll, aber da setzt sich der Polizeiwagen schon Richtung Wal-Mart in Bewegung. Brewer weiß, wo an einem Samstagabend in Tappahannock der Bär steigt. Ich höre auf, die Luft anzuhalten.
    Wir gehen am Gebäude des früheren Stadtschreibers vorbei, aus dem 18. Jahrhundert oder so. Ich glaube, Jefferson und seine Unabhängigkeitskumpanen waren auch mal da. Es ist ein kleines Haus aus Ziegelsteinen und verlockt zum Reinsehen. Meredith reckt sich zum kleinen Fenster hoch und stolpert über ihr Laken. Ich fange sie auf, bevor sie hinfällt. Sie sinkt gegen mich, ohne dass einer von uns Zeit hat, darüber nachzudenken.
    »Vorsicht«, sage ich, aber ich will nicht, dass es aufhört. Sie braucht mich. Das ist ein Megagefühl.
    Als sie sich wieder gefangen hat, stehen wir immer noch ganz dicht voreinander. Und ganz allein. Endlich. Sie sieht zu mir hoch, und ich küsse sie, ein richtiger Hollywoodkuss, weil ich sie diesmal ganz festhalte. Sie schmeckt süß, ein bisschen nach der Cola, die sie bei Leonard getrunken hat.
    »Sieh mal«, sagt sie.
    Als der Polizeiwagen wieder auf die Route 17 abbiegt, schaltet Brewer die Scheinwerfer ein paar Mal an und aus. Wie daneben ist das denn? Aber er hat mein Gefühl genau gepeilt.
    Während Meredith und ich die Straße hinter der Water Lane zur aufgelösten Marina entlanggehen, erzähle ich ihr ein paar der berüchtigten Landon-Geschichten, und vielleicht findet sie mich mittlerweile ja ganz charmant. Die Kondome in meiner Tasche fühlen sich so groß und auffällig an wie ein Jojo. Ich helfe ihr ins Ruderboot. Das Einzige, was fehlt, ist ein voller Mond. Aber dann könnte uns vom Ufer aus vielleichtjemand erkennen. Wahrscheinlich ist es im Dunkeln besser. Von weiter flussabwärts her dringt Partylärm zu uns rüber. Eine Band spielt, bricht ab, spielt erneut. Über das dumpfe Klatschen der Ruderriemen hinweg frage ich sie nach ihrer Kindheit.
    »Juliann war immer schon sportlicher und geselliger«, antwortet sie. »Man sollte meinen, mit den gleichen Genen

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