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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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wär ich auch so. Ich hab’s auch versucht. Aber wenn ich mit zehn Leuten meines Alters in einen Raum bin, krampft sich mein Magen zusammen wie ein ... ich weiß nicht, wie ein fester Klumpen, und ich kriege kein Wort raus.«
    »Heute Abend war doch alles okay.«
    »Weil du da warst«, sagt Meredith. »Ich weiß, wenn irgendwas passiert wäre, wenn Leonard mich bedrängt hätte, wärst du da gewesen.«
    »Leonard bedrängt dich?«
    »Die ganze Zeit. Er nennt dich den Todgeweihten
.
Sagt, mit dir gäbe es keine Zukunft, warum also die Gegenwart verschwenden?« In ihrem Gesicht kleben noch immer Reste der grauen Farbe und der schwarzen Augenringe. Wenn ich nicht wüsste, dass es Schminke ist, würd ich denken, jemand hätte sie geschlagen. In diesem Moment hätte ich sofort zurückschlagen können.
    Sie legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel, da meine Hände mit Rudern beschäftigt sind. Während sie ihre Finger nach oben wandern lässt und zurück, schweige ich. »Vielleicht hätte ich dir das nicht sagen sollen.« Meredith flüstert beinahe. »Aber ich finde es nicht fair, dass er dich in dem Glauben lässt, er wäre dein Freund. Es ist verlogen.« Sie weint, aber so leise, dass ich es kaum hören kann.
    »Nicht, Merry. Wein nicht wegen Leonard. Er ist es nicht wert.« Ich hab noch nie ein Mädchen weinen sehen, außer Mom. Und in Filmen. Aber das hier ist anders. Sie wirft sich nicht schluchzend auf eine Couch. Trotzdem ist es unheimlich. Sie weint wegen mir, und ich weiß nicht mal, was ich getan hab.
    Obwohl wir nur ein paar Bootslängen vom Hausboot entfernt sind, scheint es mir kein guter Zeitpunkt zu sein, ihr mein Zuhause zu zeigen.Stattdessen rudere ich gleichmäßig den Flussarm hinauf in Richtung der Route-17-Brücke. Ich will ihr zeigen, wie cool es da oben ist, mit dem Schilf auf beiden Seiten, wenn man den Rest der Welt nicht mehr sieht. Und dann lade ich sie ein anderes Mal zu mir ein, wenn es hell ist. Aber auf Höhe der Bootsrampe weint sie immer noch, und ihre Schultern heben und senken sich, wenn sie atmet. Auch wenn sie nur vor sich hin weint, das Kinn gegen die Brust gedrückt, damit ich ihr Gesicht nicht sehen kann, ist es, als hätte sie es die ganze Zeit zurückgehalten, und nun ist der Damm gebrochen.
    »Vergiss Leonard, Meredith.«
    »Er ist derjenige, der Mack zum Koksen gebracht hat.«
    Ich halte die Riemen über dem Wasser in der Luft. Ich bin wie erstarrt. Sie sagt es so, als müsste ich es wissen, doch es ist das erste Mal, dass ich das höre. Aber es passt zusammen, und das macht mir Angst.
    »Das hätte ich dir nicht sagen sollen. Jetzt hab ich alles verdorben.«
    »Ach, das ist mir scheißegal. Wenn er Koksbrüder zu seiner Party einlädt, ist er nicht der, für den ich ihn gehalten hab.« Was ich wirklich denke, ist, wie ich Mack morgen früh die Meinung geigen werde. Was zum Teufel denkt er sich nur? Bei all dem Kram, den er von mir über meinen Vater gehört hat – denkt er da etwa, er könnte mit diesem Dreck rummachen und keinen Zoff kriegen?
    Mittlerweile werden die Riemen schwer. Und ich denke, vielleicht hätte ich nur einmal ums Hausboot rudern sollen anstatt den ganzen Weg hier rauf. Es wird doppelt so schwer werden, gegen den Strom zurückzurudern. Wenn meine Arme das nicht mehr schaffen und ich nicht mehr rudern kann, wird das alles kaputtmachen. Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Mädchen – selbst so ein nettes, fürsorgliches Mädchen wie Meredith – einen Typen mag, der sie beide nach Hause rudern lässt? O Gott, ich bin so ein Idiot!
    Was würde Holden tun? Er würde das Boot treiben lassen und die Arme um das Mädchen legen. Toll.
    Aber das kann ich nicht, weil die Strömung in die falsche Richtung fließt und meine Gedanken die ganze Zeit um Mack kreisen. Aber ich bin nicht so fertig, dass ich vergesse, wo wir sind. Wenn man am Wasser aufwächst, lernt man, den nötigen Respekt davor zu haben. Obwohl ich weiterrudere, drehe ich das Boot allmählich um, sodass Meredith stromaufwärts sehen kann, während ich mit der Strömung kämpfe. Sie ist still und hat den Kopf immer noch zur Seite gedreht.
    »Hey, alles in Ordnung?«, frage ich sie. »Hier ist die Brücke, von der ich dir erzählt hab. Siehst du, wie der Flussarm einfach weitergeht?« Ich warte darauf, dass sie was sagt, irgendwas. »Kannst du’s sehen? Ist es zu dunkel?«
    Natürlich ist es zu dunkel, verdammt. »Egal. Das war ’ne Schnapsidee.« Ich weiß, dass ich nur noch hohles Zeugs quatsche, aber

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