Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
Vom Netzwerk:
die ganze Situation ist ... Ich bin ein absoluter Loser. Wer rudert schon ein Mädchen in nassen Kleidern zu einer Brücke, wenn es dunkel ist? Nur ein Spacko wie ich.
    Sobald sie das Licht am Hausboot sieht, merkt sie auf. Schnieft nur noch ab und zu. Wahrscheinlich ist es ihr peinlich. Was soll man auch sagen, wenn man wegen so was geweint hat, wegen der Blödheiten, die Jungs so anstellen? Ich warte, bis sie sich wieder besser fühlt. Und konzentriere mich derweil aufs Rudern, pfeife sogar ein bisschen, obwohl es sich hier draußen im Dunkeln ziemlich schwach anhört, verglichen mit dem
Ba-bumm, Ba-bumm, Ba-bumm
der Autoreifen, wenn sie über die Brückennähte bollern. Und selbst das wird bald vom sanften Wellenschlag übertönt. Mack kokst? Das bedeutet, dass ich wirklich nichts mehr mitkriege. Ich bin völlig außen vor.
    In genau diesem Moment allerdings ist Meredith hier und wartet darauf, umworben zu werden. Um Mack werd ich mich morgen kümmern. Auf gar keinen Fall werde ich mir diese Nacht mit Meredith von ihm und Yowell verderben lassen!
    »Da sind wir. Trautes Heim, Glück allein.« Ich lege so sanft wie möglich am Hausboot an. Nachdem ich das Halteseil mit der sauberstenAchterschlinge an der Klampe festgemacht habe, die ich hinkriege, noch dazu mit nur einer Hand, schwinge ich mein Bein über die Seite. Ich knie mich auf Deck und reiche ihr die Hände, um ihr hochzuhelfen. Das Doppelgängerlaken liegt zusammengeknüllt im Bug des Ruderboots, als hätte die andere Hälfte beschlossen, lieber ein Nickerchen zu halten, als sich in die Privatsphäre der Schwester zu drängen. Auf einmal frage ich mich, ob diese besondere Verbindung zwischen Zwillingen bedeutet, dass Juliann weiß, wann ich ihre Schwester küsse. Kann Juliann genau das spüren, was Meredith spürt? Bedeutet sechster Sinn, dass ein Zwilling die Erlebnisse des anderen miterleben kann? Ich hab plötzlich diesen Film im Kopf, wo die Alienfrau irgendwie aus ihrer Haut schlüpft, um ohne Berührung Sex zu haben. Ihr wisst schon, dieser Film, in dem die Leute aus dem Seniorenheim im Nachbarpool schwimmen, ohne zu merken, dass sie die Lebenskraft der Aliens rauben. Diese Art von nicht körperlicher Verbindung meine ich.
    Es ist ja nicht so, dass Meredith ein ganz normales Mädchen wäre, das einfach nach Hause und da allein ins Bett gehen kann. Sie hat Juliann, die auf sie wartet und neugierig ist und ihre Schwester bloß anzusehen braucht, um zu wissen, ob sie die Wahrheit sagt. O Gott, das ist jetzt wirklich zu kompliziert.
    »Hey, Daniel.« Meredith zittert ein wenig, als wir auf dem Deck stehen. »Willst du mich nicht rumführen?«
    Ich schüttele den Kopf, um ihn klarzukriegen. Mein Haar, immer noch nass vom Pool, fühlt sich an wie eine Schüssel Eis, die über meinen Kopf gestülpt ist. Ihres, so viel länger, muss sich wie der Nordpol anfühlen.
    »Äh, sicher. Du bist ja noch nie hier gewesen.«
    »Hm. Nö.«
    Sie lächelt mich an, mich, den Clown, weil ich so einen unterirdischen Kommentar abgegeben hab. Als wüsste ich nicht, dass sie noch nie hier gewesen ist. O Gott!
    »Willkommen auf unserem Hausboot
Nirvana
. Das hier ist das Deck.«
    Sie lacht erneut. Mom sagt immer, ich kann charmant sein, wenn ich will.
    Ich entriegele die Tür der Hauptkabine und stoße sie auf. »Das Wohnzimmer der Familie Landon. So, wie es normalerweise aussieht.«
    Auf jeder Ablagefläche liegen Zeitungen. In der Spüle stapeln sich die Teller. Auf dem Tisch stehen drei Vogelhäuschen mit offenen Dächern und warten darauf, befüllt zu werden. Die Tüte mit dem Vogelfutter lehnt gegen ein Tischbein. Die Mitte der Tüte wölbt sich vor, als wär ein Fresssack kraftlos vom Sessel gerutscht und könnte sich keinen Millimeter mehr vom Ort seiner Exzesse entfernen.
    »Wow.« Sie ist superhöflich. »Deine Familie liest wohl viel, hm?«
    »Ja, nehm ich mal an.« Ich hab nie darüber nachgedacht, wie das wohl in anderen Familien ist.
    Ich hole zwei Handtücher aus der Schublade unter der Sitzbank, während sie sich alles anschaut. Sie dreht sich dabei einmal um sich selbst, damit sie den ganzen Raum erfassen kann. Als ich ihr ein Handtuch wie ein Cape über die Schultern lege, zieht sie es sich auf den Kopf und beginnt zu rubbeln.
    »Ich muss dazusagen, dass das der Normalzustand für uns Landons ist«, erkläre ich ihr. »Meine Eltern leben ein bisschen jenseits des Mainstreams. Sie setzen andere Prioritäten als normale Eltern. Für sie bedeutet
aufgeräumt
bringt

Weitere Kostenlose Bücher