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Fänger, gefangen: Roman

Fänger, gefangen: Roman

Titel: Fänger, gefangen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Collins Honenberger
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auch an den Tropf gehängt. Ich rufe den Arzt an.«
    »Welchen Arzt?«, fragt Dad. »Doktor Morley wird dir nichts sagen. Der verweist dich nur an das Team aus der Notaufnahme, die Daniel untersucht haben, als er da war. Und von denen wirst du keinen ans Telefon kriegen. Die arbeiten in Vierundzwanzig-Stunden-Schichten, brechen zusammen und arbeiten dann wieder vierundzwanzig Stunden.«
    »Vielleicht kann mir eine Krankenschwester etwas sagen.«
    »Vielleicht.« Er blättert in den Seiten auf dem Sofa. Ich stelle mir vor, wie im Hintergrund ein Zähler läuft. Solange er redet, verliert er Geld. Und wenn Mom aufhört, mit ihm zu reden, wird sie irgendwelche Ärzte anrufen, und dann schicken die wieder Rechnungen, und er verliert auch Geld. Ich frage mich, ob alle Väter, selbst Väter ohne todkranke Söhne, nachts wach liegen vor Sorge, woher sie das Geld für ihre Familien nehmen sollen.
    »Hat Walker schon wegen des neuen Anhörungstermins Bescheid gesagt?«, will Mom wissen.
    »Irgendwann im Februar, hat er gesagt.«
    »Wann hat er angerufen?«
    »Hat er nicht«, erwidert Dad. »Er hatte das vorher mal gesagt. Weißt du nicht mehr?«
    »Nein ... aber ich glaube dir«, sagt Mom. »Wenn das Gericht im Februar die Aussagen hört, wann werden wir dann eine Entscheidung kriegen?«
    »Ich hab keine Ahnung. Da musst du Walker fragen.«
    »Das kann ich nicht«, sagt Mom. »Jede Frage, die ich ihm stelle, kostet uns Geld.«
    Dad nimmt das Manuskript wieder auf und legt es sich auf den Schoß. Schweigen.
    Zwei Wochen noch bis Weihnachten. Obwohl die anderen Zehntklässler ihre Prüfungen nach den Weihnachtsferien schreiben, lässt mich das Schulamt frei entscheiden, wann ich schreiben möchte. Deshalb ziehich’s jetzt durch, damit ich’s hinter mir habe. Denn ich weiß, dass Mom immer noch an der Möglichkeit bastelt, mich nach Mexiko zu bringen, und zum anderen, weil Joe über Weihnachten nach Hause kommt. Aber der Hauptgrund ist, dass Meredith zehn ganze Tage schulfrei haben wird und ihre Mutter tagsüber arbeitet.
    Vier Prüfungsarbeiten in einer Woche sind eine irre Plackerei. Vor allem nach zwei Bluttransfusionen am Monatsanfang. Die Leute in der Schule unterstützen mich aber, so gut sie können. Sie legen die Termine auf den frühen Morgen, weil ich am Nachmittag immer schon müde bin. Wie sich herausstellt, führt Stepford-Hanes bei zwei meiner Prüfungen Aufsicht, Englisch 10 und Weltgeschichte bis 1600. Sie blinzelt nicht mal, als ich in Weltgeschichte schon früher abgebe.
    »Und? War das Lernen dieses Halbjahr für dich einfach, ohne Lehrer?«, fragt sie hinterher. Wir unterhalten uns noch ein bisschen, während ich auf Mom warte, die mich abholt.
    »Geschichte ist doch fast nur reines Auswendiglernen.«
    »Im College wird das aber anders. Da musst du Schlussfolgerungen ziehen und sie auf andere historische Ereignisse anwenden. Sie wollen deine Meinung hören, nicht nur gelernte Daten und Orte.«
    »Glauben Sie, es würde mir auf dem College gefallen?«
    »Aber natürlich«, sagt Stepford-Hanes. »Das ist die Zeit in deinem Leben, wo du erkennst, inwieweit du dich von deinen Eltern unterscheidest und worin du gut bist. Wie du die Meinung anderer durch deine Ideen verändern kannst, und nicht nur dadurch, was du anhast oder wie viele Tore du schießt oder mit welchen Freunden du abhängst.«
    »Ich gehe nicht zum College.« Ich habe das noch nie laut ausgesprochen, und es ist schwerer, als ich dachte, die Worte so laut zu sagen, dass sie sie hören kann.
    »Es gibt Stipendien.«
    Sie meint es gut, sie ist es einfach nicht gewohnt, mit Jugendlichen in meiner Situation zu sprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie noch nichts von der KRANKHEIT gehört hat.
    »Ein Stipendium ist nicht das Einzige, was ich brauche.«
    »Daniel, ich ... ich verstehe nicht«, sagt Stepford-Hanes. »Deine Eltern haben beide studiert. Joe ist auf der Uni. Warum solltest du nicht zum College gehen? Willst du denn nicht?«
    »Das ist ungefähr Nummer dreißig auf meiner Liste.« So, wie sie mich ansieht, hätte ich das wohl lieber nicht sagen sollen. Vielleicht ändert es ihre Meinung über mich als ernst zu nehmenden Schüler. Meredith für immer und ewig zu lieben, steht auf Platz eins. Das habe ich niemandem gesagt außer Meredith. Um ehrlich zu sein, war auf Platz zwei bisher immer, nach New York zu fahren, aber jetzt ist es, Kinder mit Meredith zu haben. Ich weiß, ich weiß, ein Sechzehnjähriger denkt normalerweise noch

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