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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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sich geben: Banalitäten über Ehebruch, Grausamkeit und Krankheiten. Ich hörte nicht ein Wort darüber, dass in dieser trostlosen kleinen Stadt etwas vor sich ging, das die ganze Welt verändern könnte.
    Ich beschloss, den Fluss zu überqueren und machte auf dem Weg zur Brücke nur kurz Rast, um von einem Fleischpastetenhändler etwas zu essen und einem Bierbrauer etwas zu trinken zu erpressen. Letzteres erwies sich als nahezu ungenießbar, aber die Pasteten waren lecker, das Fleisch – Ratte oder Hund, würde ich vermuten – nicht fad, sondern zart und gut gewürzt. Ich kehrte zu dem Bierbrauer zurück und warf ihm vor, dass sein Bier grauenhaft schmeckte und ich nicht übel Lust hätte, ihm die Kehle aufzuschlitzen, weil er mich nicht gewarnt hatte. In seiner Angst gab mir der Mann das gesamte Geld, das er bei sich trug – mehr als genug für drei weitere Fleischpasteten des Händlers, der offenkundig vollkommen verwirrt war, dass ich, der schamlose Dieb, zu ihm zurückkehrte und jetzt nicht nur rechtens kaufte, sondern ihm obendrein auch die Pastete bezahlte, die ich zuvor stibitzt hatte.

 
    So sehr er sich über das Geld freute, als er es in Händen hielt, bat er mich unumwunden, dass ich meiner Wege gehen möchte.
    »Du magst eine ehrliche Haut sein, aber du hast dennoch einen üblen Gestank an dir.«
    »Wie übel ist übel?«, fragte ich mit dem Mund voll Fleisch und Pastetenteig.
    »Du bist nicht beleidigt?«
    »Ich schwöre es.«
    »Na gut, ich will es mal so ausdrücken: Ich verarbeite vieles für meine Pasteten, das meine Kunden vermutlich zum Kotzen bringen würde, wenn sie es wüssten. Aber selbst wenn du das letzte Stück Fleisch in der Christenheit wärst und ich ohne dein Fleisch arbeitslos wäre, würde ich lieber in der Gosse enden, als etwas Essbares aus dir zuzubereiten.«
    »Werde ich etwa beleidigt?«, fragte ich. »Denn wenn ich es werde –«
    »Du hast gesagt, du bist nicht beleidigt«, wehrte sich der Pastetenverkäufer.
    »Stimmt. Stimmt.« Ich biss wieder von der Pastete ab. »Der Name Gutenberg«, sagte ich dann.
    »Was ist mit denen?«
    »Denen?«
    »Sie sind eine große Familie. Ich weiß aber nicht viel, außer dem Klatsch, den meine Frau mir erzählt. Sie sagt, dass der alte Gutenberg dem Tode nahe ist, wenn du das meinst.«
    Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, obwohl ich nicht so verwirrt war, wie ich vorgab.
    »Wie kommst du darauf, ich wäre in Mainz, um einen Sterbenden aufzusuchen?«
    »Na ja, ich dachte mir, da du ein Dämon bist und der alte Gutenberg einen Ruf genießt, obwohl ich nicht behaupten will, dass alles wahr ist, ich gebe nur weiter, was Marta sagt. Marta ist meine Frau, und sie sagt –«
    »Halt«, sagte ich. »Du sagtest: Dämon? «
    »Ich glaube nicht, dass der alte Gutenberg ein Dämon ist.«
    »Herr im Himmel, Pastetenmann! Nein. Ich will nicht sagen, dass irgendwer aus dem Gutenberg-Klan ein Dämon ist. Ich habe dir gesagt, dass ich der Dämon bin.«
    »Ich weiß.«
    »Darum geht es ja. Woher weißt du es?«
    »Oh. Wegen deinem Schwanz.«
    Ich warf einen Blick hinter mich, um zu sehen, was der Pastetenmann sah. Er hatte recht. Tatsächlich war einer meiner Schwänze aus dem Beinkleid gerutscht.
    Ich befahl ihm, sich wieder zu bedecken, worauf er sich trotzig in das Hosenbein zurückzog. Kaum war das geschehen, schien sich der Dummkopf von Pastetenmann aufrichtig für mich zu freuen, weil ich einen so gehorsamen Schwanz besaß.
    »Hast du nicht wenigstens ein bisschen Angst vor dem, was du gerade gesehen hast?«
    »Nein. Eigentlich nicht. Marta, das ist meine Frau, sagte mir, dass sie in der vergangenen Woche eine Menge himmlische und infernalische Gestalten in der Stadt gesehen hat.«
    »Ist sie ganz richtig im Kopf?«
    »Sie hat mich geheiratet. Urteile du.«
    »Dann wohl nicht«, antwortete ich.
    Der Pastetenverkäufer sah mich verwirrt an. »Hast du gerade eben mich beleidigt?«
    »Psst, ich denke nach.«
    »Kann ich dann gehen?«
    »Nein, du kannst nicht gehen. Zuerst bringst du mich zum Haus der Gutenbergs.«
    »Aber ich bin voll von Schmutz und Pastetenkrümeln.«
    »Das wird eine Geschichte, die du noch deinen Kindeskindern erzählen kannst«, versicherte ich ihm. »Wie du den Engel des Todes persönlich – Herrn Jakabok Botch, kurz ›Mister B.‹ genannt – durch die ganze Stadt geführt hast.«
    »Nein, nein, nein, ich flehe dich an, Mister B., ich bin nicht stark genug. Es wäre mein Tod. Meine Kinder wären Waise. Meine Frau, meine

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