Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
zu. »Wann?«, gab sie verärgert zurück.
»Direkt
danach?«
»Ich
bin in zwei Stunden am Krankenhaus.«
»Ein
Kollege wird an der Anmeldung auf Sie warten. Bis morgen dann, Frau Schuster«,
gab er zurück und ging mit Petra Vogt zum Auto. Den Besuch muss ich erstmal
verdauen, dachte er dabei.
»Es
ist so, wie es ist«, sagte er, als er den Passat anließ, »es gibt Dinge, die
sind einfach so, wie sie sind.«
»Bist
du jetzt unter die Philosophen gegangen?«
»Nee,
ich sage nur das, was mir gerade einfällt«, er legte kopfschüttelnd den ersten
Gang ein.
»Ich
finde, die Frau kann sich gar nicht anders verhalten«, ereiferte sie sich und
ergriff Partei für die Witwe, »ihr Mann muss wohl ein Arschloch gewesen sein.
Sie haben sich doch ihr Leben so ausgesucht. Wenn es ihr nicht gepasst hätte,
dass er sich durch das Emsland vögelt, hätte sie sich scheiden lassen können.
Okay, sie haben sich arrangiert, jeder geht seinen Weg. Wer weiß, was die Frau
so treibt? Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch ihr Verhältnis hat. Was
mich aber stört, ist die Teilnahmslosigkeit am Tode ihres Mannes. Sie haben
doch irgendwann mal geheiratet, vielleicht sogar aus Liebe?«, redete sich Petra
nun in Rage.
»Nun
werd mal nicht sentimental, Petra. Hast du ihre kalten Augen gesehen? Ich
glaube, die Frau geht über Leichen. Vielleicht hat sie ihn erstochen? Motive
dazu hatte sie reichlich. Wir werden ihr morgen richtig auf den Zahn fühlen, da
geht noch was.«
Kapitel 8
Petra zog ihr Smartphone aus der Tasche und aktivierte das
Navi-App. Nach nur fünf Minuten erreichten sie die Jagdhütte. Sie lag, von der
Straße nicht sofort erkennbar, in einem Fichtenwald und war eigentlich mehr ein
Jagdhaus, ihre Ausmaße fand Winkler beachtlich. Er schätzte sie auf sechs mal
acht Meter. Sie spazierten einmal um das Haus herum, schauten auf den Boden,
blickten mal hier-, mal dorthin und endeten wieder an der Tür. Neben der Tür
befanden sich zwei große Fenster, die einen Blick in den Raum ermöglichten.
»Ziemlich
groß, die Hütte, und gut eingerichtet«, staunte Petra und trat näher an die
Scheibe heran.
»Leider
haben wir keinen Schlüssel«, erwiderte Winkler, nachdem er die Klinke an der
Eingangstür heruntergedrückt hatte und feststellte, dass sie verschlossen war.
Mit einem Sicherheitsschloss.
»Wenn
Schuster hier seine Schäferstündchen abgehalten hat, müsste der doch einen
Schlüssel im Wagen oder am Schlüsselbund gehabt haben. Ich rufe Erik an, der
soll mit dem Autoschlüssel des Fahrschulwagens hier hinkommen«, sagte Petra und
hatte bereits die Nummer gewählt.
»Bist
du noch im Büro oder in der Halle, Erik?«
»In
der Halle, allerdings gibt es nicht viel zu berichten. Der Wagen wird von den
Kollegen gerade wieder zusammengebaut«, gab er zurück.
»Komme
bitte sofort mit dem Schlüsselbund von Schuster zum Jagdhaus, ich gebe dir die
Koordinaten durch. Bis gleich.« Sie war während des Telefonierens in der Gegend
herumgeschlendert und schickte ihm nun die Koordinaten. Dann blieb sie abrupt
stehen, streifte sich Handschuhe über und sah vor sich auf den Waldboden hinab.
»Dennis,
kommst du mal!«
»Was
ist?«
»Da
sind Blutspuren«, sie bückte sich hinunter und rieb die rote Flüssigkeit
zwischen ihren Fingern.
»Das
ist eindeutig Blut. Möglicherweise wurde Schuster hier erstochen. Es würde auch
wegen der Entfernung bis zur Ampelkreuzung passen, die ist nur zehn Minuten von
hier entfernt. Und die Tannennadeln auf der Fußmatte in seinem Wagen könnten
auch von hier stammen.«
»Tja«,
stellte Winkler fest und wählte die Nummer des Kollegen in Hannover, »dann
müssen die Jungs eben wieder antraben. Ich wollte sowieso mit Volkers
sprechen.«
Erik
Eckelhoff traf zwanzig Minuten später ein und wedelte mit dem Schlüsselbund.
»Der
hier passt bestimmt, steht Jagdhaus drauf«, sagte er und steckte den Schlüssel
ins Schloss. »Sesam öffne dich!« Sie traten in die Hütte und schauten sich um.
Hier
konnten locker zwei Personen übernachten oder sich zu einem Schäferstündchen
treffen. Die Einrichtung war danach ausgerichtet: kleine Kochecke, Fernseher,
Tisch mit Stühlen und ein großes Bett. Alles, was man so benötigt, auch
hervorragend für ein Treffen zum Austausch von Körperflüssigkeiten geeignet.
Sogar ein kleines Badezimmer entdeckte Petra, als sie eine Tür öffnete.
»Nichts
anfassen!«, hielt Winkler seine Kollegin zurück, »die Spusi muss hier erst
durch. Erik, ist der
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