Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
Fahrschulwagen wieder zusammengebaut?«
»Er
könnte abgeholt werden, meine Freunde von Schwarte haben mitgeholfen.«
»Gut.
Ruf bei Frau Schuster an und sage ihr, sie kann ihn abholen lassen. Nee, warte,
noch besser wäre es, wenn du es ihr persönlich sagen würdest, du triffst sie ja
gleich noch.«
»He,
wieso? Wann? Wo?« Erik zeigte sich überrascht. Sein Chef, das hatte er seit den
Morden an den emsländischen Bräuten bereits leidvoll erfahren müssen, war immer
für eine Überraschung gut.
»Wenn
du gleich Frau Schuster im Ludmillenstift die Leiche ihres Gatten
identifizieren lässt, kannst du es ihr ja sagen«, grinste er ihn an und sah auf
seine Uhr, »ihr trefft euch übrigens in einer Stunde an der Anmeldung.«
Erik
mochte es nicht, wenn er auf diese Art und Weise Aufträge bekam. »Na gut. Aber
ich kenne die Frau nicht, habt ihr ein Zeichen abgemacht?« Winkler lächelte.
Petra schüttelte den Kopf.
»Du
brauchst kein Zeichen, achte nur auf pechschwarze Locken. Wenn sie ihn
identifiziert, beobachte die Frau genau. Ich will wissen, wie sie sich in
Gegenwart ihres toten Gatten verhält. Mach dir selbst ein Bild. Wenn ihr dort
fertig seid, lass die Leiche nach Oldenburg überführen.«
Kapitel 9
An der Anmeldung im Ludmillenstift herrschte großer Andrang.
Besucher von kranken Angehörigen oder verunfallten Freunden oder Kollegen
standen in einer Schlange vor der Information, um sich nach den Zimmernummern
ihrer Lieben zu erkundigen.
Erik
beobachtete, etwas abseitsstehend und leicht amüsiert, wie sich ein älterer
Landwirt in dreckiger Arbeitskleidung, jedenfalls hatte er eine mit Lehm und
Mist verschmierte Cordhose an, die wohl nach einem dringend notwendigen
Kochwaschgang wieder die ursprüngliche Farbe angenommen hätte, an der Schlange
vorbeimogeln wollte. Die Hose steckte in Gummistiefeln, die vor Dreck nur so
starrten. Mit den Stiefeln hatte der ungeduldige Landwirt eine deutliche Spur
in der Halle hinterlassen. Erik grinste vor sich hin, als er die Spur
zurückverfolgte.
»Die
Schlange fängt da hinten an«, bemerkte eine ältere Dame und hielt den Landwirt
am rechten Arm fest, dabei nickte sie mit bösem Blick in die Richtung, aus der
er gekommen war.
»Ich
habe keine Zeit, die Sauen ferkeln in ein oder zwei Stunden. Ich muss zu meiner
Elsbeth, die ist hier gerade eingeliefert worden«, gab der Mann unwirsch zurück
und wollte sich von ihr befreien.
Das
gefiel der resoluten Dame allerdings überhaupt nicht. Nach dem Motto: Wer
zuerst kommt, mahlt zuerst, handelte sie auch. Die anderen Leute in der
Schlange hatten anscheinend nichts dagegen, dass der Mann sich einen Vorteil
verschaffen wollte. Zumindest äußerten sie das nicht. Auch sie verfolgten mit
zunehmender Aufmerksamkeit belustigt das Rededuell der beiden Streithähne.
»Mein
Gottfried ist auch eingeliefert worden, mit Herzattacke. Können Ihre Schweine
das nicht alleine? Ich meine Ferkeln? Was ist denn mit Ihrer Elsbeth?«,
meckerte die Frau und sah an ihm hinunter. Sie rümpfte die Nase, hielt seinen
Arm fest und schüttelte den Kopf.
»Sie
hat sich ein Bein gebrochen! Ich habe sie mit dem Trecker angefahren. Aus
Versehen.«
»Ein
Bein gebrochen? Wie schlimm! Daran stirbt man nicht. Aber mein Gottfried, der
ist kurz davor. Dann müssen Sie Ihre Augen aufsperren, Sie Rüpel. Ich meine,
wenn Sie mit dem Trecker fahren.«
In
Zeitlupe bewegte sich derweil die Schlange vorwärts. Schritt für Schritt, nur
lächelnde Gesichter! Die Streithähne ließen nicht voneinander ab. Obwohl die
ältere Dame nur noch zwei Personen vor sich hatte, ließ sie den Bauer nicht vor
und zerrte unbekümmert an seinem Arm.
»Sie
bleiben schön hinter mir, junger Mann! Das wäre ja noch schöner! Und machen Sie
sich schon mal Gedanken über die Reinigung der Halle, Sie Ferkel«, plärrte sie,
ließ den Mann los und wies mit dem abgespreizten Daumen der linken Hand über
ihre Schulter nach hinten.
So,
jetzt hat sie es ihm aber gegeben, dachte Eckelhoff.
Der
Landwirt hatte sich damit abgefunden, dass seine Sauen jetzt alleine klarkommen
mussten, und blieb neben der Frau stehen. Dann war sie an der Reihe.
»In
welchem Zimmer liegt Rosalie Unger?«, fragte sie die Frau an der Information,
die sofort den Namen in die Tastatur hämmerte.
Dem
Landwirt platzte fast der Kragen. Rosalie? Und was ist mit Gottfried? »Hatte
die auch eine Herzattacke?«, blökte er.
»Zimmer
345«, kam es von der Information, »der Nächste bitte!«
»Flegel!«,
antwortete
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