Fahrstunde in den Tod (Emsland-Krimi) (German Edition)
ein Wasser?«, fragte de Boer und setzte sich in den weißen Dreisitzer.
Winkler verschwand im modernen Sessel. Während der Gastgeber in der Küche
herumhantierte, nutzte de Boer die Zeit und machte mit dem Handy Fotos von der
Ausstattung des Raumes. Einige Fotos machte er vom Waffenschrank, der in einer
Ecke des Raumes stand und seine besondere Aufmerksamkeit bekam. Winkler
beobachtete ihn dabei und zeigte mit dem Daumen nach oben.
Kapitel 21
Holtmann kehrte umgezogen und gekämmt zurück, reichte die
Getränke und setzte sich de Boer gegenüber in einen Zweisitzer.
»Herr
Kommissar, Sie hatten mich wegen des Todes meines Schwagers Gerd sprechen
wollen?«
»Ja,
aber zuerst möchte ich wissen, was Sie sonst beruflich außer der Jägerei
machen. Mir fiel im Waffenschrank eine hundertsechziger Doppelbüchse von Merkel
auf. Meine Anerkennung! Erbstück?«
»Nein,
vor zwei Monaten gekauft.«
»Neu
oder gebraucht?«
»War
ein Schnäppchen. Ich bin hauptberuflich Oberforstrat, angestellt beim
Landkreis.«
Der
junge Kommissar kannte die Waffe und den Neupreis. Das ›Schnäppchen‹ lag bei
achttausend Euro.
Winkler
spitzte seine Ohren und spielte an dem Bediengerät des Sitzmöbels. Er stellte
Stufe 1 der Massage ein. Der Sessel vibrierte, langsam begann sich sein Rücken
zu entspannen. Er schloss die Augen und verfolgte sehr entspannt das Gespräch.
»Sie
sollten sie im Stahlschrank aufbewahren, nicht hinter einer Glasscheibe. So ist
sie leicht zu stehlen und das wäre schade.«
Holtmann
grinste. »Das Glas des Waffenschrankes ist zwei Zentimeter dick und
schusssicher.«
De
Boer nickte anerkennend und legte noch einen nach. »Kaliber 8x57 oder 9,3x74?«,
fragte er beiläufig und zeigte seinem Gegenüber, dass er vom Fach war.
»8x57«,
antwortete der Förster und war von dem Jungen begeistert. Er fand es
erstaunlich wie er sich auskannte. Bestimmt Jägerkollege!
»Ich
benutze meistens Teilmantelgeschosse.«
»Ist
auch besser bei der Jagd«, erwiderte de Boer, suchte direkten Blickkontakt mit
Holtmann und lehnte sich im Dreisitzer zurück.
»War
die Ehe Ihrer Schwester und Ihres Schwagers eigentlich glücklich?«, wechselte
er schnell das Thema und wollte den Redefluss nutzen.
»Nein.
Gerd war ein Schürzenjäger und dachte mehr mit dem Schwanz«, platzte es aus
Holtmann heraus. De Boer setzte sofort nach und ließ ihm nicht lange Zeit zum
Nachdenken.
»Hat
er Ihre Jagdhütte zu gelegentlichen Treffen mit Frauen genutzt?«
»Ja,
hat er. Er war dort, soweit ich weiß, zweimal im Monat. Immer sonntags um die
Abendzeit. Das wissen Sie doch bereits, oder?«
De
Boer nickte, machte eine kurze Pause, dann wechselte er geschickt wieder das
Thema und kam auf die Waffen zu sprechen und zeigte in Richtung Gewehrschrank.
»Die V 0 der Jagdwaffe müsste bei 726 Metern die Sekunde liegen. Schneller Tod
im Wald. Das Rotwild hört den Knall und ist erlegt.«
»Sind
Sie auch Jäger?«
»Ja,
seit längerer Zeit.«
Beide
drehten sich in Richtung Massagesessel, als sie Schnarchgeräusche vernahmen.
Holtmann schüttelte den Kopf, wies mit dem abgespreizten Daumen in Richtung
Luxussessel und schenkte seinem Jägerkameraden ein Lächeln.
»Hat
Ihr Untergebener eine harte Nacht hinter sich?«
»Ja,
er hatte Bereitschaftsdienst und ist müde. Sagen Sie mal, Herr Kollege, wie
können Sie sich als Oberforstrat das hier alles leisten?«
Holtmann
grinste ihn an, dann tat er sehr geheimnisvoll. »Nun ja, hin und wieder fahre
ich nach Bad Bentheim. Dort gibt es nicht nur ein Heilbad, sondern auch eine
Spielbank. Manchmal klappt es«, erwiderte er und hörte, wie der aufgewachte
Winkler seinen Espresso schlürfte.
Keno
nippte an seinem Wasser. »Letzte Zeit viel Glück gehabt?«
»Leider
nicht«, gestand der Oberforstrat, »ich musste mir was von Gerd leihen … «, er stoppte seinen Redeschwall und Erik
vermutete, dass Holtmann seine Aussage sofort bereute.
Winkler
schmunzelte vor sich hin und wählte an der Fernbedienung die zweite Stufe der
Massage. Jetzt war sein Nacken an der Reihe.
»Haben
Sie von Gerd Geld bekommen?«
»Das
werden Sie doch auch bestimmt schon wissen, Herr de Boer, oder irre ich mich?«
Keno
nickte. Er wusste zwar von nichts dergleichen, tat aber so, als wenn er bereits
die Lottozahlen der nächsten Ziehung kannte. »Ich möchte es aber von Ihnen
hören, Herr Kollege.«
Winkler,
wieder kurz vor dem Einschlummern, musste neidlos anerkennen, dass de Boer in
Sachen Verhörtaktik ein Fuchs
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