Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
dem Schiff gemacht habe. Außerdem habe ich eine Waffe sichergestellt.«
    »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«, brüllte der Staatsminister. »Das führt zu internationalen Verwicklungen. Sie hätten das Schiff gar nicht betreten dürfen. Schließlich fährt es unter der Flagge von Antigua und Barbuda. Die Ladung kommt aus Indien und ist für einen Drittstaat bestimmt. Die Bundesrepublik kann sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten einmischen.«
    »Es handelt sich um Produkte deutscher Hersteller, die ich dort gefunden habe. Abgesehen davon liegt mir eine schriftliche Einverständniserklärung des Kapitäns vor.«
    »Kapitän – Kapitän. Was hat das zu bedeuten?«
    »Sehr viel«, erklärte Lüder.
    »Und was heißt hier: ›deutscher Hersteller‹?«
    »Ist es Ihnen lieber, wenn ich von einem bayerischen Hersteller spreche? Gute deutsche … äh, pardon: bayerische Wertarbeit. Überlegene Technologien, Qualitätsarbeit, rund um den Globus begehrt.«
    »Sie werden polemisch.«
    »Ich habe nur die Vorzüge heimischer Produkte gelobt. Deutsche Waffentechnologie ist ein Spitzenprodukt und überall heiß begehrt. Das ist nicht polemisch. Und damit alles im Rahmen unserer Gesetze erfolgt, müssen wir prüfen, ob ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorliegt. Schließlich handelt es sich um ein Ausführungsgesetz zu Artikel 26 des Grundgesetzes und regelt die Herstellung, die Überlassung, den Erwerb und auch den Transport von Kriegswaffen. Für den Export sind Ausfuhrgenehmigungen erforderlich. Falls die nicht vorliegen, ist das Ganze strafbewehrt.«
    »Ist es Aufgabe eines Landespolizisten, politische Sachverhalte in Frage zu stellen?«
    »Es ist meine Pflicht, übrigens nicht nur meine , darauf zu achten, dass unsere Gesetze eingehalten werden. Falls nicht, ermittle ich. Es ist in diesem Fall doch einfach. Die Genehmigungen werden durch das Bundeswirtschaftsministerium erteilt.«
    Lüder stutzte. Warum hatte er nicht früher daran gedacht? Im sogenannten Krisenstab im Kanzleramt war auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie vertreten gewesen.
    Technologie. Plötzlich passte auch dieses Puzzleteil. Und der Repräsentant des Ministeriums war der Bayer Sylvester Graupenschlager. Der urgemütlich erscheinende Staatssekretär vertrat nicht nur sein Ministerium, sondern möglicherweise auch die Waffenproduzenten seines Wahlkreises. In Berlin hatte Graupenschlager seine Präsenz damit begründet, dass der Bundesregierung an einem freien Welthandel und einem sicheren Gütertransport gelegen war.
    »Hallo? Herr Lüders?«, rief ihn Rukczas fragende Stimme in die Gegenwart zurück. »Von all dem, was Sie dort erzählen, sofern – ich betone ausdrücklich sofern ! – es sich wirklich so verhält, wie Sie vermuten, habe ich nichts gewusst.«
    Der Pilatuseffekt, dachte Lüder: Ich wasche meine Hände in Unschuld.
    »Auf jeden Fall darf nichts an die Öffentlichkeit dringen«, forderte der Staatsminister. »Es muss alles vertraulich bleiben. Wenn das publik wird, könnte irgendjemand falsche Schlüsse daraus ziehen. Wer weiß noch davon?«
    »Es waren Besatzungsmitglieder zugegen.«
    »Dann müssen auch die zum Stillschweigen verpflichtet werden.«
    »Das dürfte schwierig werden«, schlug Lüder Rukcza mit seinen eigenen Waffen. »Sie haben mir kurz zuvor erklärt, dass die ›Holstenexpress‹ unter fremder Flagge fährt und die Bundesrepublik keinen Einfluss auf Dinge hat, die in Verbindung mit dem Schiff geschehen.«
    »Vielleicht gibt es für alles eine legitime Erklärung«, sagte Rukcza. »Ich werde mit dem Kollegen vom Wirtschaftsministerium sprechen.«
    »Das ist so, als würde man den Teufel bitten, das Höllenfeuer zu löschen«, sagte Lüder.
    Zum Glück schien Rukcza nicht zugehört zu haben.
    »Bitte?«
    »Nichts. Ich habe den Kapitän gebeten, dass die Container mit dem brisanten Inhalt frühestens in Europa, das wäre Genua, gelöscht werden.«
    »Ja, aber … Sie können doch keinen Einfluss auf den Fahrplan des Schiffes nehmen. Was ist, wenn die Reederei uns regresspflichtig macht?«
    »Ist das Ihre ganze Sorge? Welchen Imageschaden dürfte die Reederei nehmen, wenn die Presse erfährt, dass sie behilflich ist, rechtswidrig deutsche Waffen über die Weltmeere zu schippern? Finden Sie nicht auch, dass es gewaltig zum Himmel stinkt, wenn falsch deklarierte Kisten in Indien an Bord genommen werden, mit Zypern als Bestimmungshafen? Und dann wird noch ein Aufpasser

Weitere Kostenlose Bücher