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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Ihm war anzusehen, dass sein Einwand nicht ernst gemeint war. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Dschidda? Echt? Nee. Davon habe ich nichts gewusst. Keine Ahnung. Nix. Hätt ich auch schietig gefunden. In den arabischen Häfen ist das immer fix was dröge. So! Nun muss ich zum Smutje. Sonst schlabbert mir noch einer das Bier weg.« Mit schnellen Schritten entfernte er sich.
    Für Besucher war es schwierig, an Bord der Fregatte zu navigieren. Die Gänge sahen alle gleich aus, und die Beschriftungen waren auch nicht hilfreich. Lüder musste immer wieder fragen. Die Marinesoldaten zeigten sich hilfsbereit bis auf einen kräftig gebauten Maat, der mit seinen breiten Schultern ein Schott fast vollständig ausfüllte.
    »Hier können Sie nicht rein«, erklärte er schroff. »Das ist geheim.«
    »Ist da die Mannschaftsbar?«, erwiderte Lüder belustigt. Aber der Mann schien das nicht zu verstehen.
    Schließlich hatte Lüder Leutnant Vahrenholt gefunden und ließ sich zu Kapitän Syrjanow bringen. Der Russe machte einen abgespannten Eindruck.
    »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.«
    »Ich mich aber nicht mit Ihnen«, erklärte der Kapitän.
    »Das wird Ihnen nicht erspart bleiben.«
    Syrjanow sah auf. »Für einen Reporter sind Sie reichlich kess.«
    »Mag sein, dass Reporter so sind. Ich möchte mit Ihnen aber ein formelles Verhör führen.«
    »Verhör? Gehen die Rechte eines Journalisten jetzt so weit?«
    Lüder schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Reporter, sondern Polizist.«
    »Sie sind … was? Polizist?«
    »Richtig. Und deshalb bitte ich Sie, mir ein paar Fragen zu beantworten. Leutnant Vahrenholt«, Lüder zeigte auf den Offizier, »wird uns einen Raum zur Verfügung stellen, in dem wir ungestört miteinander plaudern können.«
    »Das ist nur ein Trick«, vermutete Syrjanow. »Sie wollen damit an Informationen herankommen, die vertraulich sind. Können Sie sich überhaupt ausweisen?«
    »Sie wissen, dass ich die Geiselhaft mit Ihnen und Ihren Männern geteilt habe und man mir ebenso wie Ihnen alles abgenommen hat. Können Sie mir Ihren Pass zeigen und belegen, dass Sie Porfirij Syrjanow sind?«
    Der Kapitän winkte müde ab.
    »Der Leutnant wird Ihnen meine Identität bestätigen«, ergänzte Lüder.
    Vahrenholt nickte. »Dr.   Lüders ist wirklich von der Kieler Polizei.«
    »Sie haben sich auch noch unter einem falschen Namen hereingeschlichen«, schimpfte Syrjanow. »Das ist ja schlimmer als bei der Ochrana.«
    »Sie werden die deutsche Polizei doch nicht mit der Geheimpolizei des Zarenreichs vergleichen«, sagte Lüder und lächelte.
    »Fragen Sie die Reederei. Die gibt Ihnen Auskünfte. Ich nicht.«
    »Gut«, erwiderte Lüder. »Dann werden Sie nicht zur ›Holstenexpress‹ zurückkehren. Ich nehme an, Ihr Erster Offizier Kalynytschenko hat auch das Patent A6 für die große Fahrt.«
    »Das gibt es schon seit 1970 nicht mehr.«
    »Schön. Dann nennen wir es das Befähigungszeugnis für den nautischen Dienst als Kapitän auf Schiffen aller Größenordnungen. Zufrieden? Also? Hat er? Oder müssen wir einen Kapitän einfliegen lassen? Das kostet Ihre Reederei zusätzlich Zeit und Geld.«
    »Das ist Erpressung«, beschwerte sich Syrjanow.
    »Ich nenne es ein Gesprächsangebot. Ich weise Sie auch darauf hin, dass Sie nichts aussagen müssen, was Sie selbst belasten könnte.«
    Der Kapitän senkte den Kopf, dann vergrub er ihn in den Handflächen. Er benötigte eine ganze Weile, bis er sich entschieden hatte.
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Die Entscheidung liegt allein bei Ihnen.«
    Syrjanow gab sich einen Ruck. »Was wollen Sie wissen?«
    »Was ist in den Containern, die Sie in Madras an Bord genommen haben?«
    Der Kapitän sah Lüder mit seinen grauen Augen, um die sich tiefe dunkle Ringe gebildet hatten, durchdringend an. »Ich weiß es nicht, ehrlich. Die Ladungspapiere besagen, dass es sich um Maschinenteile handelt. Wir haben weder die Zeit noch die Möglichkeit, in jeden der über fünftausend Container zu sehen, die wir geladen haben.«
    »Die indischen Container stehen in der obersten Reihe?«
    Syrjanow nickte.
    »Es wäre also möglich, einen zu öffnen, ohne dass man umräumen muss?«
    »Das dürfen Sie nicht. Außerdem sind sie verplombt.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Theoretisch wäre das denkbar. Man muss sehen, wie man da herankommt. Aber das dürfen …«
    »Ich übernehme die Verantwortung.«
    »Trotzdem«, beharrte der Kapitän.
    »Ich halte Sie für einen ehrlichen und

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