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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Schösters Kiefer aufeinandermahlten, dass deutlich ein Knirschen zu hören war.
    »Sie wissen gar nicht, was Sie anrichten. Lassen Sie Ihre Finger aus dem Spiel, das Sie ohnehin weder verstehen noch durchschauen.«
    Das war endlich der Durchbruch. Lüder hatte es vermutet, aber nun fühlte sich Schöster in die Enge getrieben und meinte, mit einer versteckten Drohung Lüder einschüchtern zu können. Die Vermutung, dass etwas mit der Ladung nicht stimmen konnte, hatte soeben Bestätigung erfahren. Und Schöster, so empfand es Lüder, war als Aufpasser mit an Bord gekommen. Wer das auch immer eingefädelt hatte, hatte einen Fehler gemacht. Ohne Schöster wäre es unauffälliger gewesen, und man hätte lange suchen müssen, bis man die verräterischen Container gefunden hätte. Jetzt reihte sich ein Puzzleteil zum nächsten und bestätigte Lüders vage Vermutung, dass die angeblichen Maschinenteile aus Indien eine brisante Fracht waren.
    Was sollten die Zyprer damit? Auf der geteilten Mittelmeerinsel gab es keine nennenswerte Industrie. Und vereinzelte Ersatzteile würden nicht in mehreren Containern dorthin verbracht werden und wären mit Sicherheit nicht so bedeutungsvoll, dass die »Holstenexpress« ihre Reise für einen Zwischenstopp in Limassol unterbrechen würde. Auch die anderen Beobachtungen, die Lüder gesammelt hatte, rundeten das Bild ab. Der Dialekt Schösters, seine nur mühsam unterdrückte Panik, dass man ihn in Saudi-Arabien oder in Dschibuti an Land setzen würde …
    Ein Lächeln huschte über Lüders Gesicht. Jetzt tauchte aus dem Nebel ein Gesamtbild auf, ein rundes. Er wusste nur noch nicht, wer im Hintergrund die Fäden zog. Lüder war sich auch ziemlich sicher, dass hinter der regionalen Organisation Innenminister Shiikh steckte und sein Sicherheitschef Peltini nur ein ausführendes Organ war.
    Shiikh hatte alles diskret abwickeln wollen und nicht damit gerechnet, wie weit Lüder vordringen würde. Als Peltini seinem Minister vom Gespräch mit Lüder berichtete, fassten die Puntländer den Entschluss, Lüder zu kidnappen. Aber warum hatte man gezögert, ihn zu ermorden, und ihn stattdessen mühsam zu den anderen Geiseln gebracht? Wer war daran interessiert, dass Lüder überlebte? Und wer war der Gegenspieler, der die Söldner nach Hafun gesandt hatte, um genau das zu verhindern?
    »Ich gehe davon aus, dass alles ein Missverständnis ist«, holte ihn Schöster in die Gegenwart zurück. »Vergessen wir unser Gespräch. Ich versichere Ihnen, niemandem von Ihrem fehlerhaften Ermittlungsansatz zu berichten. Sonst würden bei Ihren Vorgesetzten noch Zweifel an Ihrer Kompetenz auftreten, und es wäre Ihrer Karriere schädlich.«
    Wenn du wüsstest, dachte Lüder, dass der Scheiß-Starke mich schon lange in die Materialverwaltung abschieben möchte, könntest du jetzt jubilieren. Aber ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Auch nicht von dir.
    »Ich denke, wir haben uns richtig verstanden«, erwiderte Lüder. »Alles andere kann Ihr Anwalt dem Richter in Hamburg erklären.«
    »Das wagen Sie nicht.« Schösters Augen blitzten auf, als er merkte, dass Lüder sich nicht beirren ließ.
    »Och, ich bin schon als Kind in den dunklen Keller gegangen, habe mich ganz allein durch Somalia bis nach Hafun durchgeschlagen, und den kleinen Rest«, dabei zeigte er mit Daumen und Zeigefinger einen minimalen Spalt, »erledige ich auch noch. Wussten Sie, dass Deutschland zwar nicht völlig frei von Korruption ist, aber doch über eine wenig bestechliche Administration und ein unabhängiges Rechtswesen verfügt? Nun wäre alles gesagt. Mit Sicherheit sind Sie an Bord der ›Sachsen‹ gut aufgehoben. Betrachten Sie sich vorübergehend als Gast.«
    »Das werden Sie bereuen«, drohte Schöster und begann zu fluchen.
    »Vergessen Sie nicht, Abu Talha in Ihr Nachtgebet einzuschließen«, schloss Lüder das Verhör.
    »Abu Talha! Wissen Sie, wer das ist?«
    »Ja.« Lüder war es wieder eingefallen. »Abu Talha – das ist der Kampfname eines Deutsch-Marokkaners, der mutmaßlich Mitglied von al-Qaida war und der durch Terrordrohungen per Video gegen Deutschland bekannt wurde. Es gibt Meldungen, dass er schon vor einiger Zeit bei Gefechten in Afghanistan ums Leben gekommen ist.«
    »Sie haben wirklich keine Ahnung«, zischte Schöster.
    Fregattenkapitän Beckers sicherte zu, Schöster in Gewahrsam zu nehmen, bis er deutschen Sicherheitsbehörden übergeben werden konnte.
    »Wir betrachten ihn als Gast an Bord«, sagte der

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