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Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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sein? Ist das der Scheich, der dich nicht in seinen Harem lassen wollte?«
    »Die Entführer sprachen oft von Abu Talha. Nun würde mich interessieren, was oder wer sich dahinter verbirgt.«
    »Ich kümmere mich darum«, versicherte Große Jäger. »Noch etwas. Dein ganzer Ausflug nach Afrika ist verdammt gesundheitsschädlich.«
    »Inwiefern?« Lüder war ratlos.
    »Ich meine, das geht auf die Leber.«
    Lüder verstand Große Jäger immer noch nicht.
    »Was meinst du, wie viel Bier dich mein Einsatz kostet. Das gibt einen bleibenden Leberschaden.« Dann wurde der Husumer wieder ernst. »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele Menschen in der Heimat sich Sorgen um dich gemacht haben?«
    Nein, das hatte Lüder nicht. Während der ganzen Zeit hatte er keine Gelegenheit gefunden, diesen Gedanken zu verfolgen. Abgesehen von einem kleinen Kreis: Wer kannte Kriminalrat Dr.   Lüder Lüders?
    Als Nächstes ließ Lüder sich mit Rukcza verbinden.
    »Was erlauben Sie sich, diese Rufnummer zu benutzen?«, schnauzte ihn der Staatsminister statt einer Begrüßung an.
    »Guten Tag, sagt der Bauer, wenn er ins Dorf kommt«, erwiderte Lüder ebenso unfreundlich. »Hätte ich Sie über den Bahnhofslautsprecher ausrufen sollen?«
    »Ich erwarte von Ihnen einen schriftlichen Bericht, weshalb Sie nicht umgehend meiner Weisung gefolgt und aus Garoowe abgereist sind.«
    »Hat Ihnen Ihr Kumpel Shiikh nicht erzählt, dass er mich daran gehindert hat?«
    »Wer ist Shiikh?«, fragte Rukcza ungehalten.
    »Ein Minister der autonomen Regierung von Puntland.«
    »Sie glauben doch nicht, dass wir hier in Berlin jeden Warlord kennen?«
    »Sicher werden Sie gehört haben, dass man mich entführt und zu den anderen Geiseln von der ›Holstenexpress‹ gebracht hat. Dank der Marine sind alle bis auf ein Besatzungsmitglied wohlbehalten zurück.«
    »Das war kein deutscher Staatsbürger«, warf Rukcza ein.
    »Es war ein Mensch , der sein Leben verloren hat. Spielt die Nationalität eine Rolle? Wenn ich mir meinen Einsatz in Afrika, zu dem Sie mich geschickt haben –«
    »Ich habe Sie aufgefordert umzukehren. Nun verdrehen Sie nicht die Tatsachen«, schnauzte der Staatsminister dazwischen.
    »Ich habe mir den Aufenthalt am Horn von Afrika anders vorgestellt. Jedenfalls habe ich jetzt Gewissheit, dass es mit der Ladung zusammenhängt, die das Schiff in Indien an Bord genommen hat.«
    »Wie kommen Sie zu einer solchen Einschätzung?«
    »Das ist solide polizeiliche Ermittlungsarbeit«, ließ Lüder die Antwort offen. »Sie haben einen Polizisten nach Afrika geschickt. Nun wundern Sie sich nicht über das Ergebnis, zumal auch der Mord in Flensburg an Gerd Wollenhaupt mit dieser Sache zusammenhängt.«
    »Das vermuten Sie.«
    »Nein! Ich weiß es.«
    Das hatte Rukcza die Sprache verschlagen.
    »Wollen Sie die Mordermittlungen torpedieren?«
    »Natürlich nicht«, beeilte sich der Staatsminister zu versichern. »Schließlich leben wir in einem Rechtsstaat.«
    »Nicht jedem scheint zu behagen, was ich in Afrika ermittelt habe. Man hat sogar gedungene Mörder auf mich und die Besatzung gehetzt. Irgendwer wollte uns ausschalten.«
    »Das ist ein Hirngespinst. Ihnen ist die afrikanische Sonne nicht bekommen. Das gilt für Ihr Gerede vom angeblichen Komplott und dem Mordanschlag. Ich habe mich mit dem Kollegen Graupenschlager ausgetauscht. Sie werden die Konsequenzen Ihres eigenmächtigen Handelns zu tragen haben. Im Interesse der Bundesrepublik: Stellen Sie sofort jegliche Aktivitäten ein. Sie machen alle verrückt und streuen Gerüchte, die im ärgsten Fall zu diplomatischen Verwicklungen führen können. Sie haben nicht den Hauch einer Ahnung, wie sensibel die politische Situation ist.«
    »Mich interessiert in erster Linie der kriminelle Hintergrund. Wer hat die Mörderbande geschickt? Waren Sie das?«
    »Welche Mörderbande? Sie sind ja verrückt. Und der Beamte aus Kiel sowie einer aus, äh … irgendwo an der Nordsee werden auch noch etwas zu hören bekommen. Sie haben eigenmächtig gegen meinen ausdrücklichen Willen gehandelt.«
    »Ich bin froh, dass unsere Zusammenarbeit«, Lüder dehnte diesen Begriff, »jetzt beendet ist. Adressieren Sie Ihre Beschwerden direkt an das Landeskriminalamt in Kiel. Ich werde unbeirrt von irgendwelchen politischen Wünschen meinen Bericht erstellen. Es wird Aufgabe der Staatsanwaltschaft sein, daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.«
    Hoffentlich wird nicht Oberstaatsanwalt Brechmann damit betraut, überlegte Lüder,

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