Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fahrt zur Hölle

Fahrt zur Hölle

Titel: Fahrt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
eigentlich der schwierigste Teil, ihn an den Apparat zu bekommen. Der steht nicht im Telefonbuch. Zum Glück hatte Margit – Ihre Margit – seine Privatnummer. Ich habe ihm alles erzählt. Mehr war nicht erforderlich. Er hat sich sofort hinter die Sachen geklemmt und seine Kontakte spielen lassen. Das lief über den Innenminister in Kiel –«
    »Den Staatssekretär«, unterbrach ihn Lüder.
    »Den auch«, sprudelte es aus Große Jäger heraus. »Aber Nathusius hat wohl auch einen direkten Kontakt zum Minister selbst. Der hat mit dem Verteidigungsminister gesprochen. Keine Ahnung, wie die zueinander stehen. Jedenfalls ging alles ratzfatz. Der oberste Kriegsherr hat sofort die Befreiungsaktion angeleiert und durch den Führungsstab der Bundeswehr die Sache in Marsch gesetzt. Ich weiß nicht, aber die blauen Jungs müssen schon etwas geahnt haben. Rein zufällig war die Fregatte schon in der Nähe. Kennen Sie einen Steinbrecher?«
    »Ja. Flottillenadmiral Steinbrecher, den Kommodore des 2. Fregattengeschwaders aus Wilhelmshaven. Der war im Berliner Krisenstab dabei.«
    »Na. Der hatte jedenfalls die ›Sachsen‹ schon Richtung Kap der Guten Hoffnung geschickt.«
    »Das liegt an der Südspitze Afrikas«, unterbrach Lüder.
    »Blödsinn. Da, wo Sie Urlaub gemacht haben, gibt’s doch auch ein Kap. Das haben wir als hoffnungsvoll erklärt. Also da in der Gegend kurvte der Shantychor aus Wilhelmshaven mit seinem Dampfer. Der Verteidigungsminister hat also gesagt: ›Jungs, holt mir unseren Lüder aus der Scheiße.‹« Große Jäger stockte. »Oh, Verzeihung. Jetzt habe ich Sie glatt mit dem Vornamen angesprochen.«
    »Mensch, wir duzen uns doch schon seit Langem«, sagte Lüder lachend.
    »Na, wenn Sie … äh, du mich so herzlich bittest. Also – von mir aus. Das war aber noch nicht alles.«
    »Was gab es sonst noch?«, fragte Lüder.
    »Irgendjemand von der Zeitung, ich meine, von den Kieler Nachrichten, hat auch Druck gemacht.«
    »Die Zeitung, für die ich angeblich unterwegs war?«
    »Genau die.«
    »Woher wussten die denn von unserer Bredouille?«
    Es war ruhig in der Leitung.
    »Wilderich!?«, sagte Lüder mit Nachdruck.
    »Na ja, ich glaube, da hat jemand den Chefredakteur angerufen.«
    »Kam der Anruf aus Husum?«
    Lüder hörte, wie Große Jäger in die Sprechmuschel pustete und verschiedene Saug- und Schlürfgeräusche simulierte. Dann sagte er: »Ich habe Sie, äh, dich eben nicht verstanden. Wir haben eine sehr schlechte Verbindung. Das war aber noch nicht alles. Da hat noch jemand Alarm geschlagen und sich für dich eingesetzt.«
    Lüder war gerührt. »So? Wer denn?«
    »Das glaubst du nicht, aber der Scheiß-Starke ist rotiert und hat Lärm gemacht, dass man was unternimmt, um dich aus dem Kral herauszuholen.«
    Das war wirklich eine Überraschung. Zeigte der Kriminaldirektor plötzlich menschliche Züge? Aber war es nicht immer so, dass Menschen in der Stunde der Not Animositäten vergaßen und zueinanderstanden?
    »Habt ihr mit meiner Familie gesprochen?«
    »Klar. Jochen Nathusius war bei Margit und hat ihr alles erklärt. Und ich bin auch nach Kiel gefahren.«
    »Mensch, Wilderich. Was seid ihr für Prachtkerle.«
    »Gab’s da nicht mal so eine Werbung: Dank Schappi«, wehrte Große Jäger ab. »Aber wenn die alle nicht gewollt hätten, dann … Ich hatte schon mit Christoph gesprochen. Wir beide wollten hier in Husum einen Segelflieger chartern. Damit hätten wir dich schon rausgeholt. Bestimmt.«
    Lüder lachte befreit auf. Auch wenn das Phantasie war … Große Jäger hätte es zustande gebracht. Irgendwie.
    »Warum ist eigentlich die Marine gekommen und nicht die GSG 9?«
    »Das weiß ich nicht. Offensichtlich gab es einen besseren Draht zur Bundeswehr. Sicher wäre die Bundespolizei dazu auch in der Lage gewesen. Das sind ja toughe Jungs. Aber irgendjemand hat den Daumen draufgehalten.«
    »Weißt du, wer das war?«
    »Keine Ahnung, aber ziemlich weit oben.«
    Lüder hatte sich schon in Berlin gewundert, dass im Krisenstab kein Vertreter des Innenministers anwesend war, mit Staatssekretär Holzbunge lediglich ein Repräsentant aus dem Kieler Landesinnenministerium.
    Und Polizeidirektor von Schwinges von der Bundespolizei konnte eine solche Aktion nicht anordnen.
    »Jetzt müssen wir wieder sachlich werden«, sagte Lüder. »Kannst du dich mit Geert Mennchen vom Kieler Verfassungsschutz in Verbindung setzen und versuchen herauszufinden, ob die etwas über Abu Talha wissen?«
    »Wer soll das

Weitere Kostenlose Bücher