Faith (German Edition)
Heilige Gral.
Florus suchte im Vorrat der Händler nach einem ganz besonderen Stein, so konnte Robert unbemerkt mit ihm reden, während seine Leibwachen von den wundervollen Stoffen abgelenkt waren.
Florus hörte zu, nickte unauffällig und tat so, als ob er völlig in den Anblick der Steine der Händler vertieft wäre.
„Also morgen, wenn es Nacht ist und die Bewohner ihren nächtlichen Vergnügungen nachgehen“, wiederholte er leise Roberts Worte.
Bis dahin würde das Verbot, sich dem Vergnügen hinzugeben, wieder aufgehoben sein.
Robert besprach seinen Plan auch mit Jamal, der immer ungeduldiger wurde.
Er wollte nur noch nach Hause.
Wenn der Plan mit der Hilfe von Oskar und den Artisanen gelänge, würde Robert bald seine Tochter wiedersehen.
Den Gedanken daran, dass sie vielleicht gar nicht mehr lebte, versuchte er zu bezwingen.
Robert klammerte sich an Oskars Vertrauen in Magalies Fähigkeit, ihre Tochter zu retten.
Fieber
Wo Faith wohl war in ihren Träumen?
Magalie hatte sich, seit Oskar ihr den Korb mit den Heilkräutern gebracht hatte, nicht mehr vom Lager ihrer Tochter entfernt.
Tag und Nacht hatten die Hexen und sie Faith gepflegt.
Mit Hilfe der Kräuter heilten die äußeren Wunden langsam.
Aber immer noch zuckte das Mädchen selbst bei der sanftesten Berührung zusammen oder stöhnte leise, als ob sie doch den Schmerz spürte, den die lang anhaltende Ohnmacht von ihr fernhielt.
„Du musst essen, Magalie.“
Elsabe stand mit einem Tablett vor ihr.
„Wie kann ich essen, wenn meine Tochter stirbt.“
„Faith wird nicht sterben, sie sieht besser aus als du.“
Elsabe zwang Magalie, einen Löffel Suppe zu essen.
„Wenn du so weitermachst, ohne Essen und Schlaf, wirst du sie nicht mehr lange pflegen können.“
„Sie ist noch nicht über den Berg und du weißt das. Das Fieber ist wieder gestiegen.“
Magalie sah Elsabe verzweifelt an.
„Sag mir, ob wir mein Kind retten können.“
„Ich bin nicht allwissend, aber ich weiß, dass du jetzt schlafen wirst. Ich bin sehr wohl in der Lage, bei deiner Tochter Wache zu halten. Ich verspreche dir, sie nicht aus den Augen zu lassen. Ich rufe dich sofort, wenn eine Veränderung eintritt.“
Elsabe zog Magalie von ihrem Hocker hoch und führte sie zu dem Ruhebett, das sie für sie hergerichtet hatte.
„Ob Oskar Robert gesprochen hat?“
Magalie war schon eingeschlafen, bevor die Hexe eine Antwort fand.
Als Elsabe sich umdrehte, stand Richard vor ihr.
„Was …?
„Ich muss nach Faith sehen.“ Flehend sah er sie an.
Elsabe musterte ihn streng. „Eigentlich musst du auf deinem Lager bleiben, bis ich dir erlaube, aufzustehen.“
Richard rührte sich nicht.
Elsabe rief eine ihrer Schwestern, die Richard milde amüsiert betrachtete.
„Gib dem Jungen etwas zum Anziehen. So kann er sich unter Damen nicht blicken lassen.“
Er folgte den erheiterten Blicken der beiden Frauen und sah an sich hinab. Er hatte sich eines der beinahe durchsichtigen Tücher umgeschlungen, mit denen er zugedeckt gewesen war.
Richards immer noch bleiches Gesicht wurde jetzt hochrot.
Er stolperte hinter der Hexe her, um sich Hemd und Hose geben zu lassen.
Richards schwarze Locken standen wild nach allen Seiten ab.
Als er sich über Faith beugte, sah er aus wie ein Kind, das aus tiefem Schlaf erwacht und sein schönstes Spielzeug beschädigt vorfindet.
„Faith“, flüsterte er, „was ist mit dir?“
„Sie kann dich nicht hören.“
Elsabe war neben Richard getreten und sah Faith sorgenvoll an.
Mit einer Hand ergriff sie vorsichtig ihre Hand, die andere legte sie auf ihre Stirn.
„Ihre Temperatur ist viel zu hoch, wir müssen abwarten.“
Die Wunden, die Faith davongetragen hatte, waren beinahe nicht mehr zu sehen.
Dank der Heilkunst der Frauen und der Kräuter der Trolle würden keine Narben zurückbleiben.
Aber Faith wollte nicht aufwachen und das Fieber nicht sinken.
Das war es, was Elsabe wirklich Sorgen machte. Faiths Seele befand sich an einem Ort, einer Art Zwischenreich, den sie nicht verlassen wollte. So, als ob sie keinen Grund fände, zurückzukehren.
„Sprich mit ihr, Richard.“
Und Richard sprach mit ihr, er flehte sie an, zu ihm zurückzukehren.
Er sprach von der warmen Luft am Fluss. Dem klaren grünen Wasser und ihrer Liebe zueinander, so lange, bis er erschöpft einschlief.
Sein dunkler Lockenkopf war neben Faith auf die Kissen gesunken.
Elsabe weckte ihn nicht.
Sie wartete.
Die Hexe wusste, dass sie alles getan
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