Faith (German Edition)
japste sie, von dem schnellen Lauf noch völlig außer Atem.
„Unbedingt!“ Das war das Einzige, das die Direktorin angesichts der eigenwilligen Bekleidung der Krankenschwester herausbrachte.
Schwester Dagmar eilte zu dem verschlossenen Wandschrank, in dem der Schalter für das Notfallsignal angebracht war.
Herr Zorn, der Hausmeister, der mit seiner Familie im Gartenhaus hinter dem Schloss wohnte, kam ihr bereits entgegen.
Er trug wie gewöhnlich seinen blauen Overall. Ob er darin auch schlief? Er hatte den Schlüssel für den Schrank bei sich.
„Beneidenswert“, dachte die Direktorin, als sie in die völlig verschlafenen Gesichter ihrer Schüler blickte. Offenbar war nicht eins der Kinder von dem Beben geweckt worden. Jetzt standen sie frierend und erstaunt in der Kälte vor dem Schloss und warteten auf eine Erklärung.
Die drei kleinen Els standen dicht beieinander und konnten sich vor Lachen kaum halten. Möchtichnicht in rosa Satin mit rotem Männerschlafanzug!
Wem der wohl gehören mochte?
Eine halbe Stunde später, nachdem sie mit der Polizei und dem Wetterdienst telefoniert hatte, schickte die Kirchheim die Schüler wieder ins Bett.
Die Messgeräte der Wetterstation hatten zehn Tage zuvor, weit entfernt im Inneren der Erde, ein schweres Beben registriert. Die Erschütterung in dieser Nacht mochte ein kleines, spät anrollendes Nachbeben gewesen sein, das als ungefährlich eingestuft worden war.
Oskar eingesperrt
Oskar stampfte ärgerlich mehrfach mit dem Fuß auf. Er hatte es, ohne aufzufallen, geschafft, in Annabelles Ställe einzudringen. Als er zu Beginn der Nacht bei ihrem Palast angekommen war, war es schon so dunkel, dass man ihn nicht mehr von den Lulabellen unterscheiden konnte. Sie besaßen zwar regenbogenfarbene Flügel, waren aber sonst den Glittern sehr ähnlich.
Nun saß er eingesperrt im Stall, der, wie immer seit Robert anwesend war, für die Nacht abgeschlossen worden war und zusätzlich bewacht wurde.
Er hätte vielleicht eine Möglichkeit finden können auszubrechen, aber er schaffte es einfach nicht, sich unsichtbar zu machen.
Die Fähigkeit dazu mussten die Glitter erlernen, und Oskar hatte noch nicht viel Übung in dieser überaus nützlichen Tätigkeit.
Wieder stampfte er wütend auf und erschreckte damit den riesigen Apfelschimmel, in dessen Box er sich verkrochen hatte.
Erschöpft ließ Oskar sich ins Heu fallen. Er war schnell geflogen.
Morgen musste er Robert treffen, um ihm Magalies Nachricht zu überbringen. „Dazu“, dachte er, bevor er einschlief, „muss ich noch unsichtbar werden.“
„Ich hole mir das Pferd selbst“, war das Erste, das Oskar sehr früh am nächsten Morgen hörte. Die Stimme kannte er.
„Guten Morgen“, begrüßte Robert, wie jeden Morgen, den Apfelschimmel, der ihm seinen großen Kopf in der Hoffnung auf ein Stück Zucker entgegenstreckte.
„Pssst, Robert“, flüsterte es aus der Box.
Robert war sicher, dass der Apfelschimmel nicht sprechen konnte. Obwohl …
Als er das ernste Gesichtchen des Glitters entdeckte, erschrak er.
Er ahnte, dass die Nachricht, die Oskar für ihn hatte, keine Gute sein würde.
Warum sonst sollte er hier sein?
„Und jetzt ist Magalie bei den Hexen in den Grotten und macht Faith wieder gesund.“
Oskar sagte es mit großer Überzeugungskraft, nachdem er einen beängstigend ungenauen Überblick über die jüngsten Ereignisse abgeliefert hatte.
Florus Arbeit
Seit fast zwei Wochen arbeitete Florus im Palast, um das Chaos zu beseitigen, das Annabelle in ihrer haltlosen Wut angerichtet hatte.
Inzwischen waren noch mehr Artisanen eingetroffen.
Die Zerstörung zu beseitigen, Zerbrochenes wiederherzustellen oder ganz neue Kunstwerte zu gestalten, all das konnte Florus unmöglich alleine bewältigen.
Die zerbrochenen Statuen aus Jaspis zu reparieren war undurchführbar. Annabelle hatte ganze Arbeit geleistet. Neue Steine mussten gefunden, neue Skulpturen erschaffen werden.
Annabelle wollte, dass alles noch kunstvoller, noch größer, kostbarer und schöner werden sollte.
Einen Teil der edlen Steine, die Florus brauchte, konnten die Händler liefern, die sich immer noch im Schloss aufhielten.
Robert bewunderte die Geduld, die sie aufgebracht hatten, die sich jetzt jedoch endlich zu lohnen schien.
Eine Woche fast hatte er gebraucht, um Florus allein sprechen zu können.
Elfen und Feen befanden sich immer in seiner Nähe. Annabelle hatte strickte Anweisungen gegeben. Robert wurde bewacht wie der
Weitere Kostenlose Bücher