Faith (German Edition)
hatte, um dieses Kind zu retten. Die Nacht würde die Entscheidung bringen.
Magalie schreckte auf. Wie lange hatte sie geschlafen?
Als sie die Grotte, in der Faith lag, wieder betrat, stand Elsabe auf und überließ Magalie ihren Platz.
Ein wehmütiges Lächeln flog über Magalies Gesicht, als sie Richards dunklen Schopf entdeckte.
„Der Arme.“ Dann legte sie ihre Hand an die Stirn ihrer Tochter und sah Elsabe fragend an.
Sie war kühl.
Elsabe nickte ihr zu. „Sie hat das Fieber überstanden, jetzt muss sie nur noch aufwachen.“
„Kann ich sie mit nach Hause nehmen?“
„Natürlich kannst du das, die Wunden sind so gut wie verheilt. Meine Schwestern sollen sie zu dir bringen.“
„Was machen wir mit Richard?“
„Nimm ihn mit. Wenn sie ihn liebt, wird diese Liebe sie zurückholen. Ich habe ihn heute Nacht gehört. Ich könnte ihm nicht widerstehen“, lachte die Hexe leise.
Elsabe verschwand, bevor die Fürstin ihr danken konnte. Ihre Schwestern brachten Faith und Richard zu dem Herrenhaus, dessen Mauern die Farben verblasster Rosen trugen.
Ben und Lisa im eisigen Weiß
Dieses Mal war der Derwisch ganz in Weiß gekleidet. Lisa riss entsetzt die Augen auf.
„Nicht schon wieder.“
Ben hielt die Stute zurück.
Die merkwürdige Gestalt vor ihm trug einen dicken weißen, ganz und gar mit silbernen Glöckchen besetzten Pelz, der bei jeder Bewegung helle klirrende Geräusche von sich gab.
Es klang, als ob Eiskristalle aufeinanderschlügen.
Die Lippen waren geöffnet. Die vorstehenden spitzen Zähne hinderten den Derwisch daran, den Mund ganz zu schließen.
Ben war verblüfft und verunsichert.
Er spürte Lisas Angst, eine merkwürdige Kälte umfing ihn. Keine körperliche Kälte, eher ein Frieren der Seele.
Auch die Stimme des weiß bepelzten Wesens vor ihm klang frostig, seine kleinen roten Augen blickten eisig.
„Wen haben wir denn da? Annabelle sucht dich.“
Er stand grinsend vor ihnen und sah Lisa erfreut an.
Das unheimliche Wesen fuhr sein Krallen aus und spreizte die grauen pelzigen Hände. Es drehte sich in einem langsam schneller werdenden Kreisel.
Die Sonne wurde zu einer fahlen Scheibe, der die Wärme entzogen schien.
Langsam überzog ein schneeiges Weiß alles Grün.
Die Farben verschwanden zunehmend.
Und wie grauweiße Riesenpilze schossen immer mehr dieser kreiselnden Wesen aus dem Boden. Ben hatte den Eindruck, als ob sie dem Land die Farbe mit den Fingern entzogen. Eisiger Nebel zog auf.
Ben und Lisa fanden sich jetzt eingekreist von tanzenden und feixenden Derwischen.
Lisa dachte an den entsetzlichen Muskelkater, den sie beim letzten Tanz mit diesen Kerlen davongetragen hatte.
Damals war sie bei Annabelle gelandet und dorthin wollte sie auf keinen Fall wieder zurück.
Aber es war unmöglich, aus diesem wahnsinnigen Ballett, das sie eingekesselt hatte, auszubrechen.
Merkwürdigerweise waren die Schritte der Derwische nicht zu hören.
Kein Knirschen, nichts.
Wie ein Leichentuch bedeckte das allumfassende Weiß inzwischen die Landschaft.
Ben stieg jetzt ab und hob auch Lisa vom Pferd.
Und wieder wurde Lisa von dem Sog erfasst, den sie schon kannte.
Die Herrschaft über sich selbst zu verlieren war demütigend.
Wie Blätter im Herbstwind wurden sie, bis sie das Bewusstsein verloren, herumgewirbelt.
„Ich dachte, wir seien auf dem Weg nach Süden.“ Das war Lisas letzter Gedanke.
Als Ben und Lisa wieder erwachten, umgab sie eine überwältigende Stille.
Kein Laut war zu hören.
Smaragdgrünes Eis schloss sie ein.
War es Traum oder Wirklichkeit?
Ben und Lisa spürten nichts, nicht die Kälte, die sie umgab, keinen Schmerz, keine Einsamkeit.
Sie hatten vergessen, wer sie waren. Sie erfroren, ohne zu sterben.
Eisberge zogen wie riesige Ungeheuer und gläserne Paläste über das Wasser. Durchsichtige Geisterschiffe trugen in gemächlicher Würde bizarre wasserblaue Galionsfiguren vor sich her.
Roberts Plan
Das schwere silberne Haar zu einem weichen Knoten im Nacken geschlungen, bekleidet mit einem eng anliegenden weißen Jackett und sandfarbenen Reithosen, betrat Annabelle die Halle, die den Händlern als Ausstellungsraum zu Verfügung stand.
Im Gegensatz zu ihrem zauberhaften Äußeren war ihre Stimme voller Zorn und Misstrauen.
Sie hatte beobachtet, wie Robert und Florus mehr als nur ein paar Worte gewechselt hatten.
„Was hattest du mit Florus zu besprechen?“, fuhr sie Robert an.
„Wir haben die Schönheit der Steine bewundert.“
Robert
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