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Faith (German Edition)

Faith (German Edition)

Titel: Faith (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Tintelnot
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bodenlose Wut.
    Nach Tagen auf dem Pferderücken sah sie die gewaltige Burg Leathans vor sich. Stolz wuchsen die Türme auf dem Hügel in die Höhe. Der graue Stein des Bauwerks verschmolz mit dem Grau des Himmels über ihm und bildete eine Einheit mit dem felsigen Untergrund des Hügels, auf dem sie erbaut war. Sie wirkte, als sei sie aus dem Stein selbst gewachsen.
    Im Innenhof wurde sie schon erwartet und unverzüglich in die Burg begleitet. In der Eingangshalle wurde sie einer nicht mehr ganz jungen Frau übergeben, der sie mit klopfendem Herzen folgte.
    Pfeil und Bogen hatte man ihr abgenommen.
    Aber nachdem man ihre Satteltasche durchsucht hatte, konnte sie wenigstens diese behalten.
    Der Raum, in dem sie sich wiederfand, war düster, aber komfortabel eingerichtet.
    Ein altmodisches hohes Bett mit vier gedrechselten Eichenpfosten dominierte den Raum. Der schwarzsamtene Baldachin darüber wirkte so anheimelnd wie ein Leichentuch. Faith spürte prickelnde Gänsehaut auf ihren Armen.
    Zwei bequeme Sessel standen vor einem gewaltigen Kamin, in dem, trotz der Wärme draußen, ein Feuer brannte.
    Davor stand ein Tisch, auf dem Gläser, ein Krug Wasser sowie Schalen, gefüllt mit Obst und Nüssen, standen. Jetzt erst merkte Faith, dass sie fror und müde und hungrig war.
    Sie stellte sich näher ans Feuer. War es die Furcht, die sie so frieren ließ, oder war es innerhalb dieser steinernen Mauern wirklich so viel kälter als draußen?
    Sie befand sich offenbar in einem der Türme der Burg. Die schmalen Fenster rundherum ließen den Blick in alle Richtungen zu.
    Am Fuße der Festung schmiegte sich eine Stadt in den Schutz schroffer hoher Felsen.
    Paläste, protzig und so hoch, dass die Straßen in ewigem Schatten lagen, drängten die kleineren Häuser in ein sonnenloses Dasein.
    Regen über Dächern, Giebeln, Türmchen und Erkern.
    Hinter der Stadt dunkle Wälder, so weit das Auge reichte. Das glitzernde Band eines weit entfernten Flusses, der sich durch das Land schlängelte.
    Eiserne Brückenbögen.
    Wie ein Spinnennetz zogen sich durch die Wälder Wege, die alle auf die Burg zuliefen.
    Wer sich der Stadt und der Festung näherte, konnte es kaum tun, ohne, lange bevor er ankam, gesehen zu werden.
    Unten im Hof erkannte Faith die Stallelfen, die die Pferde sorgfältig trocken rieben und tränkten.
    Die Frau, die sie hierher gebracht hatte, stand noch immer abwartend in der Tür und beobachtete sie. Bis jetzt hatte sie noch kein Wort mit ihr gesprochen.
    „Brauchst du noch etwas?“
    Die wachen, klugen Augen musterten sie nicht unfreundlich. Ihre Stimme klang tief und warm. Diese Stimme erinnerte Faith an jemanden, aber es fiel ihr nicht ein, an wen, und sie vergaß es gleich wieder. Ob sie in ihr eine Verbündete finden würde?
    Leathan schien ihr zu vertrauen, sonst hätte er ihr nicht befohlen, sie zu bewachen.
    „Ich bin Maia, wenn du mich brauchst, kannst du mich rufen. Ich bin immer in deiner Nähe.“
    Drohung oder Angebot?
    Am Gürtel ihres Gewandes klimperte bei jeder ihrer Bewegungen ein schwerer Schlüsselbund. „Maia“, dachte Faith, „musste in diesem Haushalt einen hohen Posten einnehmen.“ Die Schlüsselgewalt zu besitzen bedeutete, dass sie diesem Hause vorstand, dass ihre Befehle befolgt werden mussten. Einen dieser Schlüssel löste sie jetzt vom Bund und steckte ihn ins Schlüsselloch der Tür.
    „Nein, warte bitte. Ich würde mich gern waschen.“
    Maia wies mit der Hand auf eine Tür, die Faith bis jetzt übersehen hatte.
    „Dahinter wirst du alles finden, was du brauchst.“
    Damit wandte sie sich um und zog die Tür hinter sich zu. Faith hörte, wie der Schlüssel sich ächzend im Schloss drehte.

Annabelle auf dem Weg in ihr Märchenschloss
    Annabelle beherrschte ihren Zorn.
    „Ich bin froh zu sehen, dass du endlich Faith in deiner Gewalt hast. Meinen Teil unserer Abmachung habe ich damit eingehalten, also kann ich das Felsental behalten, mit den Artisanen.“
    „Wenn Faith es schafft, dich um deine Macht zu bringen“, dachte sie boshaft, „habe ich alles, was ich mir wünsche.“ Sie wandte sich ab und unterdrückte diese verräterischen Gedanken. Gleichzeitig versuchte sie, in Leathans Gedanken einzudringen.
    Wie eine blutige Welle schlug ihr Leathans abgrundtiefer Hass entgegen. Es machte sie tief zufrieden, dass er so wütend und gleichzeitig so machtlos war. Immer hatte er sich ihr unterlegen gefühlt, obwohl er, anders als sie, das Zeichen der Macht besaß und dessen Schönheit

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