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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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und
Frau Slajsovä verschwand ihrerseits auch - in den schweren Wasserdämpfen. Sie
wurde in ihnen trotz ihrer Breite und Größe tatsächlich so gut wie unsichtbar.
    - Frau
Slajsovä, sind Sie da?
    -
Natürlich, bleib aber lieber draußen, Georg. Hier kann man nicht atmen - und
der Ofen glüht. Der Grund für diese Zurückweisungen war klar - Frau Slajsovä
war praktisch entkleidet, köchelte so gut wie nackt. In der Waschküche
herrschte eine unvorstellbare Hitze, und die dort erreichte relative
Feuchtigkeit lag sicher bei hundert Prozent. Was Frau Slajsovä zum Bleichen
nutzte, wußte ich nicht, der ätzende Geruch, der aus dem Raum strömte, ließ
einen aber das Schlimmste befürchten.
    Frau
Slajsovä fühlte sich dort trotz allem wie in ihrem Element, hatte ich das
Gefühl. Sie wollte wie ein Fisch im Wasser alle Wonnen dieser dampfschweren
Arbeit auskosten und weigerte sich grundsätzlich, bei den Kocharbeiten das
Fenster zum Hof zu öffnen. Vielleicht wollte sie die Umwelt nicht verpesten,
vielleicht fürchtete sie, ihre optimale Betriebs-, also Körpertemperatur zu
verlieren und sich dabei noch zu verkühlen. Etwas Frischluft kam in den Raum
nur durch die angelehnte Tür zum Kellergang. Einmal sah ich Frau Slajsovä in
den Nebelschwaden breitbeinig auf einem hohen Hocker sitzen und mit dem
zünftigen meterlangen Waschlöffel die familiäre Kochbrühe rühren. Sie saß mit
dem Rücken zur Tür, dem Türspalt war sie dabei seitlich leicht zugewandt. Sie
hatte nur ihren durchgehenden Unterrock an, »kombine« genannt, ihre
überdimensionalen Brüste quollen über, Büstenhalter trug sie sowieso nie. Wie
ich wußte, hatte sie ihr Leben lang allein gelebt. Sie saß etwas unruhig, erhob
sich immer wieder leicht, setzte sich wieder hin und rieb ihre riesigen
Arschbacken an der - im Verhältnis zu ihrem Unterleib - winzigen Sitzfläche des
Hockers. Dann hob sie ihren Sitzapparat wieder leicht an und stellte sich zur
Abwechslung etwas breitbeiniger hin - und rührte, ruderte und schaufelte mit
ihren nackten oberen Extremitäten fleißig weiter. Plötzlich packte sie den
schweren Hocker regelrecht zwischen ihre mächtigen Schenkel, rutschte auf ihm -
trotz der gnadenlosen Umklammerung - nach vorn und schob sich dann wieder
zurück. Anschließend fuhr sie wieder nach vorn, wobei sie ihren Schambereich
anscheinend als Reibe- und Bremsklotz nutzte ... Wenn ich damals jemanden
gehabt hätte, mit dem ich über diese Nummer von Frau Slajsovä hätte reden
können!
    Es hätte
durchaus auch eine Frau sein dürfen - eine familienfremde, versteht sich. Oder
mein freigeistiger Großvater Schornstein, den ich manchmal aus seinem Ostrauer
Grab gern herausgeholt hätte - wenn schon nicht vom Himmel heruntergezogen. Was
mir über ihn und die vergnügliche Vorkriegszeit alles erzählt wurde! Er machte
einmal einer Bekannten, die unangemeldet zu Besuch kam, die Tür auf, hatte aber
lediglich sein Oberhemd an; darunter war er nackt.
    - Ich bin
immer gern bereit, wie Sie sehen.
    Großvater
Schornstein hätte mir sicher einiges genau erläutert und mir meine Karriere als
Mösenschaftler behutsam geebnet. Und ich hätte Frau Slajsovä Geheimnis, aber
sicher nicht nur dieses, viel früher lüften können. Heute weiß ich
beispielsweise auch ohne die Hilfe meines Großvaters, daß etliche Damen das
wildstreunende Fremdinteresse an ihrem Zentralorgan alles andere als unerfreulichfinden.
Sie fühlen sich aber natürlich nur dann nicht peinlich berührt, wenn die
mösenmagnetische Aufmerksamkeit in der Wortwahl sittlich und erst einmal - IM
ERNST! - auf Narration und Deskription beschränkt bleibt.
     
    in
der Stadt gab es immer mehr rollstuhl-desperados auf crashkurs
    In Prag
war man umgeben von Diplomingenieuren. Überall auf den Straßen, in den Büros,
auf Baustellen, in den Schlangen vor Geschäften, in Straßenbahnen oder
Theatern. Überall hörte man:
    - Guten
Tag, Herr Ingenieur ... ach, Sie sind es, Frau Ingenieur, haben Sie eingekauft?
... Sie haben sich aber gar nicht verändert, Herr Ingenieur ... Sehen Sie mal,
da geht Herr Ingenieur Kapr über die Straße...
    Ich
persönlich wurde auch von Diplomingenieuren umlagert. Mein Vater war einer,
mein Onkel und erstaunlicherweise sogar meine Mutter. Onkels Frau Eva sowieso,
sie war aber noch mehr. In unserem Mietshaus gab es dann noch zwei oder drei
weitere Diplomingenieure, wenn nicht mehr - manche versuchten, ähnlich wie
meine Mutter, ihren Titel geheimzuhalten. Diese Ingenieurdichte

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