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Faktor, Jan

Faktor, Jan

Titel: Faktor, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgs Sorggen um die Vergangenheit
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wie ein Teil
unserer Familie, obwohl sie dummerweise keine Jüdin war. Nebenbei gesagt war
mein Vater auch keiner. Bei Danas Gehemmtheit grenzte es schon an ein Wunder,
daß uns später auch kompliziertere Griffe und Verrenkungen gelungen waren, daß
wir miteinander hinter dem Scheidenrand so glatt zurandekamen. Ihre Sexualität
konnte sie mit ihren viel zu kleinen oder viel zu scheuen Tieren nicht teilen,
mit meinem Onkel ONKEL auch nicht. Ich war der Stellvertreter unserer Sippe,
der einzige Mann, der zu haben war. Dana hätte mich gern in Eigeninitiative
erobert, verriet sie mir später, wenn ihr dieser Zugriff nicht als Inzest
vorgekommen wäre. Sie hätte mich gern sogar noch viel früher verführt, wenn sie
zu solchen Aktivitäten ausreichende Begabung gehabt hätte. Sie habe mich schon
zu Zeiten begehrt, als ich angefangen hatte, mich zu rasieren. Diese Beichte
kam einmal kaum hörbar aus ihr heraus. Es war vollkommen ungewohnt, sie so
etwas sagen zu hören.
    Vorübergehend
fügte sich alles sauber ineinander, wir wurden mit der Zeit so etwas wie ein
ideales Paar: Mein Herz samt seiner mit ihm direkt verbundenen Samenblase war
riesig, meine Begeisterungsfähigkeit für alles Weibliche unerschöpflich, und
die vielen in der Goldenen Stadt zappelnden Jungfrauen waren alles andere als
beinoffen. Trotz ihres Alters war Dana keine zweite Wahl für mich. Sie entsprach
äußerlich dem, was ich begehrte - sie war leicht eckig gebaut, mädchenhaft fest
anzufassen, dank des Landlebens und der körperlichen Arbeit zu einer Art Jungtiermutiert.
Dabei war sie nicht wirklich hübsch. Dessen war ich mir zwar bewußt, ich empfand
es aber anders. In meinen Augen war sie wunderschön. Sie war so leicht, daß ich
mit ihr luftig, mitten im Zimmer ticken konnte. Außerdem entsprach Danas
schlampig-rebellisches Äußeres meinen postpubertären Idealvorstellungen, sie
mußte weit und breit keine Konkurrenz fürchten. In ihren Ansichten war sie
sowieso jung geblieben. Außerdem begegneten wir uns in unserer Unerfahrenheit:
wie zwei Jugendliche, wie ein Brüderchen mit einer etwas älteren Schwester bei
einem durch Sommerhitze losgelösten Sündenfall.
    Irgendwann
hatte sich in mir so viel an bunkerbrechender Energie und Ignoranz eingefunden,
daß ich Danas restliche Verschalungen durchbrechen konnte. Vielleicht war das
im allerletzten Moment - mein sexueller Überdruck war möglicherweise schon
dabei gewesen, mich in ein psychotisches Meerschweinchen zu verwandeln, wer
weiß. Weil sich Dana hatte zermürben lassen und eines Tages nachgegeben hatte,
rettete sie nicht nur meinen Geist, sondern auch meinen Penis - diesen konkret
vor Hautverlust durch zu häufige Abschabung. Ich liebte an ihr so etwas wie das
Konzentrat des besten, was ich an schön gereiften, egal wie betagten Frauen so
liebte, was ich gern roch und zu Hause jederzeit - dort selbstverständlich
asexuell - berühren durfte.
    Dana bekam
von mir all das, was eher die destillierte weibliche Essenz meiner Tanten und
Großmütter hätte bekommen müssen. Danas sanfte und passive Art zwang mich zu
handeln, ihre Zurückhaltung ließ in mir neue Haltlosigkeiten keimen. Sie machte
mich in meiner Phantasie zu einem riesigen Kerl, der ich auch nach zehn oder
zwanzig Jahren - ehrlich gesagt bis heute - nicht bin. Manchmal war sie auch
etwas störrisch, gab nicht gleich nach, ließ mich zappeln und kochen. Gibt es
etwas Aufregenderes? In der Regel aber war sie in ihrer Begeisterung, so
uneingeschränkt begehrt zu werden, ausgesprochen zahm. Sie ließsich von mir
sogar am hellichten Tag in einem öffentlichen Garten unterhalb der Prager Burg
beschlafen, obwohl es ihr absolut nicht behagte. Sie schlief mit mir auch mal
nachts mitten auf einem Feldweg - um mit mir gemeinsam für die Berechtigung der
Frage »Why don't we do it in the road?« zu demonstrieren. Ich konnte einfach
nicht aufhören, Dana unvernünftig und schwerenöternd zu lieben, ich war
unersättlich, dauernd außer mir. Ich hätte sie am liebsten pausenlos neben mir
gehabt, jederzeit zur Verfügung. Sie allein, sie, nur sie, sie ohne Beigaben -
vor allem ohne ihr absolut unerotisches Bestiarium.
    Ich war
nie ein begeisterter Menschenretter und Menschheitshelfer und bin es bis heute
nicht. Ich war vor allem aber auch nie ein großer Tierfreund. Ich mochte Danas
arme Bauernhausgeschöpfe nur notgedrungen, alleiniger Herr über ihr Leben und
Tod zu sein wäre für mich eine Strafe gewesen. Wenn mir an Danas

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