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Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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Menschen erheblichen Schaden zufügen, obwohl das nur sehr selten vorkam. Sie waren Feiglinge, die sich nur in Gruppen stark fühlten und jagten. Aber wer wusste schon was in diesem Tier vorging. Es war schon seltsam, dass es sich überhaupt hier allein in diesem Gebiet herumtrieb – so als sei auch die Natur durch die Unruhen unter den Menschen in Aufregung versetzt worden und durcheinander geraten. Kein gutes Omen für das, was noch auf sie zukommen würde. Leon beschloss auf jeden Fall seine Augen offen zu halten. In Falaysia konnte man schließlich nicht vorsichtig genug sein.
    Als er zum Lager zurückkehrte, war Jenna tatsächlich schon wach. Sie sah ihn aus verquollenen Augen fragend an. Vermutlich hatte sie auf dem Waldboden doch nicht so gut geschlafen, wie er gedacht hatte.
    „Wo warst du?“ fragte sie mit heiserer Stimme.
    Herrje, bahnte sich da etwa eine Erkältung an. Dem Mädchen blieb aber auch nichts erspart.
    „Ich hab mir die Stelle noch einmal angesehen“, erklärte er und begann seine Decke einzurollen.
    „Und?“ Sie sah ihn erwartungsvoll an.
    „Da ist gestern etwas gewesen“, sagte er leichthin, „aber ich glaube nicht, dass es gefährlich war.“
    Das war zwar gelogen, aber er wollte sie nicht unnötig aufregen. Frauen reagierten auf Gefahren immer so sensibel. Jenna schien sich tatsächlich mit dieser Erklärung zufriedenzugeben und packte nun ebenfalls ihre Sachen zusammen. Doch dann sah sie ihn wieder so merkwürdig an.
    Leon hatte längst bemerkt, dass sie schon seit Beginn ihrer gemeinsamen Reise etwas bedrückte, was sie nicht wagte, auszusprechen, aber er hatte bisher nicht das Bedürfnis verspürt darauf einzugehen, weil er im Grunde genau wusste, worum es ging. Er hatte nicht die Lust gehabt, sich überhaupt mit ihr zu unterhalten – schon gar nicht über Themen, die ihn selbst zu massiv belasteten. Merkwürdiger Weise hatte sich das ein wenig geändert. Er wollte zwar immer noch nicht mit ihr über die Vergangenheit sprechen, über das, was damals gewesen war und das, was noch auf sie zukam, aber er wollte mehr über sie erfahren, wollte wissen, wer sie war.
    Doch er wagte es nicht, ein Gespräch von sich aus zu beginnen, wagte es nicht, weil er sie zuvor so schlecht behandelt hatte und sich jetzt so kindisch vorkam und weil… weil es ihm nach der langen Zeit der Einsamkeit so furchtbar schwer viel, ordentlich mit anderen Menschen umzugehen. Also wich er ihrem Blick aus und ging mit seinen Sachen zu seinem Pferd hinüber. Als er sein Gepäck festgezurrt hatte, wandte er sich kurz zu Jenna um. Sie schien etwas geknickt, sagte aber nichts und befestigte ebenfalls ihre Sachen an ihrem Pferd. Dann stieg sie wortlos auf. Auch Leon schwang sich mit einem leisen Seufzer auf sein Pferd und trieb es dann vorwärts.
    So ritten sie eine Weile stillschweigend nebeneinander her, so wie sie es auch am Tag zuvor getan hatten. Doch dieses Mal fühlte sich Leon nicht so besonders wohl in seiner Haut, störte ihn dieses Schweigen. Er wollte nicht, dass Jenna so traurig war, denn später würde sie ihn dafür hassen. Er wollte nicht, dass sie ihn hasste. Also, nahm er allen Mut zusammen, wandte sich ein wenig zu ihr um und räusperte sich.
     „Hast du gut geschlafen?“ erkundigte er sich höflich und ärgerte sich furchtbar, dass ihm kein besseres Thema eingefallen war.
    Jenna reagierte mit Erstaunen. Sie hatte gewiss nicht damit gerechnet, dass er ganz von allein begann mit ihr zu reden.
     „Äh... es ging so“, gab sie zurück und lächelte schief. „Der Boden war ein wenig hart und ich bin in der Nacht immer wieder aufgewacht.“
    Er nickte. Das hatte auch er bemerkt. Für ihn war das jedoch nichts Ungewöhnliches gewesen. Er selber war gar nicht mehr fähig lange durch zu schlafen.
     „Es war auch etwas kalt“, fügte er hinzu.
    Sie nickte.
     „Ich werde im nächsten Dorf noch ein paar Decken für uns besorgen“, sagte er. „Dann brauchst du nicht mehr frieren.“
    Dieses Mal gelang ihr das Lächeln recht gut. Dann wurde sie wieder ernst und holte tief Luft.
     „Ich… ich würde gern wissen, wohin wir reiten“, brachte sie zögernd hervor.
     „Wohin...?“ Er stutzte. Das war es, was sie die ganze Zeit so bedrückte?
    „Nach Bantjor“, sagte er und hasste sich dafür, dass er sie anlog. Es war besser, wenn sie ihr Ziel nicht kannte, falls sie getrennt wurden und Marek sie in die Finger bekam. Ihm war noch nie ein Geheimnis verschlossen geblieben. 
     „Aber ich

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