Falaysia - Fremde Welt: Band 1 (German Edition)
Verfolger schon nicht einholen.“
Jenna sah ihn dankbar an. Es war nett von ihm, dass er sie nicht wie ein Feigling dastehen ließ. Ein gutes Zeichen. Vielleicht gewöhnte er sich ja langsam an ihre Gegenwart und wurde insgesamt netter und vor allem ansprechbarer. Sie sehnte sich doch so nach Antworten auf ihre vielen Fragen.
„Und morgen sehe ich mir die Sache noch einmal an“, fügte er noch hinzu. „Dieses Tier muss ja ein paar Spuren hinterlassen haben und dann wissen wir, mit wem wir es zu tun haben.“
Jenna nickte zufrieden und gemeinsam gingen sie zu ihrer Schlafstelle für diese Nacht zurück.
N ä herung
D er Morgen graute schon, als Leon aus seinem leichten, traumlosen Schlaf erwachte. Es wunderte ihn etwas, dass er überhaupt geschlafen hatte, nach all der Aufregung in den letzten Stunden. Aber wahrscheinlich war gerade das der Grund, warum ihn der Schlaf doch noch übermannt hatte. Ausgeruht fühlte er sich dennoch nicht. Er war sogar noch müder als zuvor und obendrein plagten ihn jetzt auch noch Kopfschmerzen.
Er richtete sich mühsam auf und atmete tief durch. Die frische Waldluft war wie Medizin für seinen verhangenen Geist. Gleich hatte er das Gefühl wieder etwas Klarheit in seinen schmerzenden Schädel zu bekommen. Er streckte sich und gähnte. Sein Blick fiel auf das schlafende Bündel neben ihm. Jenna hatte sich wie ein Embryo zusammen gerollt, lag, eingekuschelt in ihre Decke, in einer mit Moos bedeckten Bodenmulde. Sie sah dort so verloren und hilflos aus, dass Leon auf einmal das seltsame Gefühl überkam, sie in die Arme zu nehmen und ihr zu versprechen, dass alles wieder gut werden und sie zusammen gewiss einen Weg aus ihrer miserablen Lage finden würden. Doch er tat es nicht. Stattdessen studierte er nur weiterhin ihre entspannten Gesichtszüge.
Er hatte Recht gehabt. Sie war hübsch. Ihre Haut war glatt, fast ohne Makel, bis auf eine kleine Narbe am Kinn, ihre Lippen nicht zu breit, aber auch nicht zu schmal und von der Kälte in der Nacht in einem leichten Violett gefärbt. Sie besaß im Gegensatz zu ihrem mittelblonden Haar doch eher dunklere, schön geschwungene Augenbrauen und eine gerade, niedliche Nase. Und dann waren da noch diese langen Wimpern, die ihre Augen umrahmten und nun leicht zuckten, da sie gerade am Aufwachen war.
Leon wandte seinen Blick von ihr ab. Er wollte nicht dabei erwischt werden, wie er sie anstarrte. Überhaupt hatte er sich doch vorgenommen, sich nicht so schnell mit ihr anzufreunden. Und was war daraus geworden? Er fing an sie zu mögen, ohne sie richtig zu kennen, ohne die Möglichkeit gehabt zu haben, festzustellen, ob er ihr wirklich vertrauen konnte! So dumm…
Leon stand rasch auf, streckte sich noch einmal und schnallte sich dann sein Schwert um die Hüften. Jetzt, wo er schon wach war, konnte er sich ja noch einmal die Stelle ansehen, an der angeblich dieses monströse Tier gestern gesessen hatte. Höchstwahrscheinlich hatte Jenna nur eine Ratte gesehen oder etwas ähnlich Gefährliches. Die meisten Frauen reagierten ja auf solche Tiere wahnsinnig empfindlich. Selbst Sara hatte sich vor Ratten geekelt. Sie war zwar nicht kreischend davon gerannt, aber sie war diesen Tieren ausgewichen oder hatte sie getötet, wenn diese ihr zu nahe gekommen waren. Sara… Da war es wieder, dieses schmerzhafte Ziehen in seiner Brust, das die Gedanken an sie immer begleitete. Das würde wohl nie anders werden…
Leon war erstaunt, als er die Stelle erreicht hatte, die Jenna ihm gezeigt hatte. Das Gras war dort verdächtig nieder gedrückt und auch die Büsche hatten einige Zweige einbüßen müssen. Das Tier musste tatsächlich ziemlich groß gewesen sein. Man konnte im Wald genau den Weg erkennen, den es bei seiner Flucht eingeschlagen hatte, und im Schlamm am Ufer des Teiches waren ein paar klare Pfotenabdrücke zurückgeblieben. Sie sahen ähnlich aus wie die Fußspuren eines Menschen, nur dass die Zehen breiter waren und weiter auseinanderstanden und sich Krallen an jedem Zeh in den Boden gedrückt hatten.
„Ein Unak“, stellte Leon leise fest. Er hatte also mit seiner Vermutung Recht gehabt und Jennas Angst war nicht unbegründet gewesen. Unaks waren nicht gerade sehr ungefährlich – auch wenn er das vor Jenna behauptet hatte. Er hatte sie nicht weiter aufregen wollen, weil er genau wusste, wie dringend sie ihren Schlaf benötigte. Doch selbst ein einzelnes Unak konnte einem
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