Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
sich sicher, dass diese Bänder wichtig waren, dass sie Informationen beinhalteten, auf die sie auf keinen Fall verzichten konnte. Doch sie konnte sie wohl kaum mitnehmen, denn das würde Demeon sofort auffallen. Schwierig.
Melina sah sich rasch im Raum um. Möglicherweise gab es ja irgendwo andere Aufnahmen, gegen die sie diese austauschen konnte. Dummerweise konnte sie im Wohnzimmer weder ein Abspielgerät noch andere Videokassetten entdecken. Was dann? Sie erst einmal liegenlassen, Videokassetten in einem Laden kaufen und dann morgen alles austauschen? Klang nach einer guten Idee, nur war sich Melina nicht sicher, ob man etwas so ‚Altmodisches‘ wie Videokassetten überhaupt noch im Handel bekommen konnte. Und wer wusste schon, was morgen geschah? Vielleicht hatte sie nicht noch einmal die Gelegenheit in Demeons Haus einzudringen und sich die Kassetten zu holen. Das konnte sie nicht riskieren.
Kurzerhand packte sie die Videobänder und verstaute sie in ihrer Tasche. Demeon würde zweifelsohne nicht heute Nacht schon zurückkehren. Er war schließlich nach London gefahren, um dort einen alten Freund zu besuchen, und würde erst morgen Abend wieder zurückkommen. So hatte sie höchstwahrscheinlich noch die Gelegenheit, am kommenden Morgen neue Bänder zu kaufen und diese als Platzhalter in die Kiste zu legen.
Sie verstaute die restlichen Sachen wieder sorgsam in der Kiste, trug diese zurück zur Feuerstelle und versteckte sie dort, wo sie sie gefunden hatte. Dann verließ sie mit eiligen Schritten und dem großen Wunsch, morgen das letzte Mal dorthin zurückzukehren, das Haus.
Piladoma
H exenbiest
P iladoma war ein atemraubend schönes Land. Abwechslungsreich, fruchtbar, wild. Riesige Waldgebiete erstreckten sich über die hügelige bis gebirgige Landschaft; Wasserfälle rauschten von den steilen Berghängen in glasklare Seen, die sich in den Tälern vor Urzeiten gebildet hatten, und kleine, idyllische Grasebenen versorgten die Tiere der Wälder mit ausreichend Nahrung und Fläche zum Herumtoben.
Es gab nur wenige Menschen, die dieses Land bevölkerten und kleine Dörfer an den Rändern des Gebirges oder an der zerklüfteten Küste errichtet hatten. Daher bestand der größte Teil Piladomas aus unberührter Natur. Hier galt ihr Gesetz – das Gesetz des Stärkeren und Anpassungsfähigeren. Es war hart, dieses Gesetz, und die Bevölkerung fürchtete sich vor ihm, doch niemand konnte sich ihm entziehen. Deswegen verbrachten die Menschen nur sehr ungern ihre Zeit außerhalb ihrer geschützten Dörfer und zogen nur selten durch das Land – höchstens wegen ihres alljährlichen Ganges zum Markt in eine der wenigen größeren Städte, um dort ihre überschüssigen Waren gegen Vieh oder andere Angebote einzutauschen.
Jedes Dorf in Piladoma war völlig autark, hatte sein eigenes Versorgungssystem und sogar seine eigenen Gesetze. Es gab Bauern, Schafhirten, Viehzüchter, Schlachter, Webstuben … sogar Wirtshäuser, um sich ab und an ein wenig Abwechslung und Spaß zu gönnen. Im Grunde gab es alles, was man brauchte, um in einer solchen Isolation überleben zu können. In diesen Dörfern kannte jeder jeden, wusste ein jeder um seine Abhängigkeit von dem anderen und versuchte seine Aufgabe so gut, wie es nur ging, zu erfüllen. Fremde wurden nicht gerne gesehen. Sie brachten meist Unruhe in die so gut eingespielte Gemeinschaft und oft kamen sie nur, um sich auf Kosten der Dörfler mit Nahrungsmitteln und warmer Bekleidung einzudecken, waren unhöflich und versuchten die Einheimischen einzuschüchtern.
So begegneten die Bewohner eines dieser Dörfer, am Rande des höchsten Berges in Piladoma, den beiden Fremden, die sich ihren von einem Palisadenzaun geschützten Häusern näherten, mit Misstrauen und offener Feindseligkeit – obwohl diese so ganz anders aussahen, als die meisten Fremden, die sich in dieser Gegend herumtrieben. Sie machten weder einen heruntergekommenen, armen Eindruck, noch hatten sie die gefährliche Ausstrahlung von Plünderern oder Kriegern. Sie ritten auf prächtigen Pferden, die gepflegt und mit teurem Sattelzeug ausgerüstet waren. Ihre Gewänder waren schlicht, aber sauber und unversehrt und sie verstärkten den Eindruck, dass diese Menschen aus einer höheren Gesellschaftsschicht kamen und einen gewissen Wohlstand genossen.
Aroom, der Dorfälteste, erkannte dies sofort, als er den Leuten ein paar Schritte entgegen
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