Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
sind!“
Leon hatte gar nicht bemerkt, wie schnell sein Herzschlag geworden war. Er spürte es erst jetzt, da das Pochen überlaut in seinen Ohren wiederhallte und sein Brustkorb sich viel zu rasch hob und senkte. Die Vergangenheit hatte ihn ein weiteres Mal eingeholt und machte ihm beinahe mehr Angst als seine Zukunft. Er presste die Lippen zusammen und schüttelte dann stumm den Kopf.
„Hattest du, seit du in Falaysia bist, jemals einen Traum, in dem du der Hexe begegnet bist, mit ihr sprechen konntest?“ fragte Hinras etwas sanfter weiter.
Es fiel Leon schwer, doch er nickte, ließ es zu, dass die Erinnerungen in seinen Verstand drangen, so beängstigend sie auch waren.
„Dann kannst du es, Leon“, sagte sein Freund mit einem kleinen, hoffnungsvollen Lächeln. „Du kannst eine mentale Verbindung zu Hexen und Zauberern herstellen.“
„Nein, Onar, das kann ich nicht“, widersprach er dem Lord. „ Sie hat mich aufgesucht, nicht umgekehrt. Bis ich sie … sie nicht mehr in meinen Kopf gelassen habe.“
„Du konntest sie abwehren?“
Leon nickte zögerlich.
„Dann kannst du sie auch rufen.“
„Nein!“ Leon stieß einen frustrierten Laut aus. „Das kann ich nicht. Ich wüsste nicht wie. Und Jenna … sie hat zwar magische Kräfte, jedoch keinerlei Erfahrungen mit der Nutzung von Zauberei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mich in nächster Zeit geistig kontaktiert.“
„Dann musst du die andere Hexe rufen, damit sie Jenna erreicht“, schlug Hinras vor. „Die Frau kann dir dann eventuell sagen, wo deine Freundin ist.“
„Hörst du mir nicht zu?“ stieß Leon verzweifelt aus. „Ich kann niemanden rufen, denn ich habe keine magischen Kräfte!“
„Aber du hattest bereits eine geistige Verbindung zu dieser anderen Hexe!“ erinnerte der Lord ihn ungeduldig und in seinen Augen zeigten sich erste Funken von Wut. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Verbindungen einfach so verschwinden. Und ich bin mir sicher, dass auch du in irgendeiner Weise ein Signal senden kannst, das irgendwer empfangen kann. Du musst es nur versuchen! Mehr verlange ich doch gar nicht von dir!“
Leon schwieg, sah seinen Freund nur aufgewühlt an. Er konnte doch nicht ernsthaft all seine Hoffnungen, Jenna vor Nadir zu finden, in ihn und diesen hirnrissigen Einfall setzen. Doch anscheinend tat er das.
„Wenn du es nicht tust“, setzte Hinras traurig hinzu, „dann werden wir alle mit unseren großen Plänen und der Idee der Freiheit und Gerechtigkeit für ganz Falaysia scheitern. Wir werden sang- und klanglos untergehen. Wir können Nadir nicht schlagen, wenn wir nicht dieselben Mittel benutzen wie er. Wir können Marek nicht vor ihm finden und deine Freundin nicht befreien. Wir haben nur diese eine vage Hoffnung, die leider schwer auf deinen Schultern lastet, Leon. Ich wünschte, es wäre anders.“
Leon senkte den Blick. Er konnte dem Lord nicht mehr in die Augen sehen, wollte nicht, dass er bemerkte, wie sehr er an sich und an diesem Plan zweifelte. Und dennoch wusste er, dass das, was der Lord gesagt hatte, die bittere Wahrheit war. Eine Wahrheit, an der es nichts zu rütteln gab. Es war utopisch anzunehmen, dass Renons Spione schneller waren als die von Nadir. Sobald Marek wieder bei seinen Männern auftauchte, würde der Zauberer davon erfahren, schneller als jeder andere und sie selbst würden schlimmstenfalls noch nicht einmal wissen, wo das betroffene Lager war. Ihre einzige Chance dies vor Nadir zu erfahren, lag darin, Jenna zu erreichen und das konnten sie nur über einen geistigen Kontakt.
Leon atmete tief ein und wieder aus. Ganz langsam hob er den Blick und sah den Lord an. „Ich kann es versuchen“, sagte er leise. „Aber ich kann dir nichts versprechen.“
„Das erwarte ich auch gar nicht“, erwiderte Hinras sanft lächelnd und legte ihm eine Hand auf die Schulter, drückte sanft zu, um ihm ohne Worte mitzuteilen, wie sehr er sein Bemühen zu schätzen wusste. Ein kurzes, Mut machendes Nicken folgte dieser Geste, dann wandte sich der Lord um und verließ das Zimmer.
Leon schleppte sich hinüber zu seinem Stuhl und ließ sich schwer darauf fallen. Er hätte es vor ein paar Tagen nicht geglaubt, aber in diesem Augenblick fühlte er sich noch niedergeschlagener und hilfloser als jemals zuvor.
≈
Aufzuwachen fühlte sich nicht immer gut an. Meist hing es davon ab, wie viel Schlaf man bekommen hatte und was für Dinge am nächsten Tag anstanden. Jenna wusste nicht genau,
Weitere Kostenlose Bücher