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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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misslich«, sagt er. »Dann weiß ich nicht, was ich tun soll. Vielleicht können Sie mir mit einem Vorschlag helfen, Lord Rochford?«
    »Wir helfen Ihnen in den Tower«, sagt George.
    »Schreiben Sie das auf«, sagt er zu Wriothesley. »Mylord Wiltshire, darf ich an ein paar Umstände erinnern, die Ihrem Sohn hier nicht bewusst sein mögen? In der Sache um Ihre Tochter und Harry Percy hat Sie der verstorbene Kardinal zur Verantwortung aufgerufen und gewarnt, dass es keine Verbindung zwischen den beiden geben könne, wegen des Standesunterschiedes zwischen Ihrer Familie und den Percys. Und Ihre Antwort lautete, Sie seien nicht verantwortlich für Annes Tun. Dass Sie Ihre eigenen Kinder nicht kontrollieren könnten.«
    Thomas Boleyn setzt einen neuen Gesichtsausdruck auf, als ihm eine bestimmte Ahnung kommt. »Dann waren es also Sie, Cromwell, der dort im Schatten mitgeschrieben hat.«
    »Das habe ich nie bestritten, Mylord. Nun, bei der Gelegenheit haben Sie kein großes Mitgefühl vom Kardinal erfahren. Da ich selbst Familienvater bin, verstehe ich, wie es zu diesen Dingen kommt. Damals haben Sie daran festgehalten, dass Ihre Tochter und Harry Percy die Sache schon weit vorangetrieben hätten. Womit Sie, wie es dem Kardinal gefiel, es auszudrücken, einen Heuhaufen und eine warme Nacht meinten. Sie wollten sagen, die Verbindung der beiden sei bereits vollzogen und damit eine Heirat.«
    Boleyn lächelt süffisant. »Aber dann gestand der König seine Gefühle für meine Tochter.«
    »Was Sie wiederum Ihre Position überdenken ließ. Wie man es gelegentlich tut. Nun möchte ich Sie bitten, sie noch einmal zu überdenken. Es wäre sicher besser für Ihre Tochter, wenn sie Harry Percy tatsächlich geheiratet hätte. Dann könnte ihre Ehe mit dem König für nichtig erklärt werden, und der König wäre frei, sich eine andere Lady zu suchen.«
    Die Dekade der Selbsterhöhung, seit seine Tochter dem König ihre Spalte gezeigt hat, hat Boleyn reich, satt und selbstsicher werden lassen. Seine Zeit nähert sich ihrem Ende, und er, Cromwell, sieht, wie er sich entscheidet, nicht zu kämpfen. Frauen werden älter, Männer mögen Abwechslung: Es ist eine alte Geschichte, und selbst eine gesalbte Königin kann ihr nicht entgehen und ihr eigenes Ende schreiben. »So. Und was geschieht mit Anne?«, fragt ihr Vater, und er fragt es ohne besonderes Mitgefühl.
    Er sagt, wie schon Carew: »Ein Kloster?«
    »Ich rechne doch mit einem großzügigen Vergleich«, sagt Boleyn. »Für die Familie, meine ich.«
    »Warten Sie«, sagt George. »Mylord Vater, lassen Sie sich nicht mit diesem Mann ein. Lassen Sie sich auf keine Diskussion mit ihm ein.«
    Wiltshire antwortet seinem Sohn mit kühler Stimme. »Sir. Ruhig. Die Dinge sind, wie sie sind. Wie wäre es, Cromwell, wenn sie ihren Besitz als Marquise behielte? Und wir, ihre Familie, bleiben ungestört in Besitz unserer Liegenschaften.«
    »Ich denke, der König würde es vorziehen, wenn sie sich aus der Öffentlichkeit zurückzöge. Ich bin sicher, wir finden ein gottesfürchtiges, wohlgeordnetes Haus für sie, wo ihr Glaube und ihre Ansichten willkommen sind.«
    »Mich ekelt«, sagt George und wendet sich von seinem Vater ab.
    Er sagt: »Notieren Sie Lord Rochfords Ekel.«
    Wriothesleys Feder kratzt über das Papier.
    »Aber unser Land?«, sagt Wiltshire. »Unsere Staatsämter? Ich könnte dem König doch sicher auch weiter als Lordsiegelbewahrer dienen. Und mein Sohn hier, seine Ehren und Titel …«
    »Cromwell will mich loswerden.« George springt auf. »Das ist die einfache Wahrheit. Er hat nie aufgehört, sich in meine Unternehmungen zur Verteidigung des Reiches einzumischen. Er schreibt nach Dover, er schreibt nach Sandwich, seine Männer sind überall, meine Briefe werden an ihn umgeleitet, meine Befehle von ihm widerrufen …«
    »Oh, nun setzen Sie sich schon wieder«, sagt Wriothesley. Er lacht, sowohl über seine eigene müde Unverfrorenheit wie auch über Georges Gesicht. »Aber natürlich, Mylord, bleiben Sie nur stehen, wenn Sie mögen.«
    Jetzt weiß Rochford nicht, was er tun soll. Letztlich kann er nur unterstreichen, dass er stehen will, indem er auf den Zehen auf und ab wippt. Er kann seinen Hut in die Hand nehmen, und er kann sagen: »Ich bedaure Sie, Master Sekretär. Wenn es Ihnen gelingt, meine Schwester abzuservieren, werden Ihre neuen Freunde gleich anschließend kurzen Prozess mit Ihnen machen, und falls es Ihnen nicht gelingt und Anne und der König sich

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