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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Gunst. Und Mylady die Königin wurde es nicht leid, im Gegenteil, sie stachelte sie an. Und dann sagte Weston: Regen Sie sich nicht auf, lieber Norris, ich komme nicht wegen Mistress Shelton her, ich komme wegen einer anderen, und Sie wissen, wer das ist. Und Anne sagte, Nein, sagen Sie schon, ich kann es nicht erraten. Ist es Lady Worcester? Ist es Lady Rochford? Kommen Sie, sagen Sie es uns, Francis. Sagen Sie uns, wen Sie lieben. Und er sagte: Madam, Sie selbst sind es.«
    »Was hat die Königin darauf gesagt?«
    »Oh, sie hat sich zur Wehr gesetzt. Das dürfen Sie nicht sagen, hat sie gesagt, denn sonst kommt mein Bruder George und tritt Sie, um die Ehre der Königin von England zu retten. Und gelacht hat sie. Aber dann hat Harry Norris mit mir gestritten, wegen Weston. Und Weston hat mit ihm gestritten, wegen der Königin. Und beide haben sie mit William Brereton gestritten.«
    »Brereton? Was hatte der mit der Sache zu tun?«
    »Nun, er war zufällig hereingekommen.« Mary legt die Stirn in Falten. »Doch, ich glaube, es war so. Oder er kam bei anderer Gelegenheit zufällig herein, und die Königin sagte: Ah, hier ist ein Mann für mich, Will ist einer, der mit seinem Pfeil umzugehen weiß. Aber sie quält sie nur alle. Man kann sie nicht verstehen. Gerade noch liest sie Master Tyndales Evangelium, und plötzlich …« – sie zuckt mit den Schultern – »öffnet sie die Lippen, und heraus gleitet der Schwanz des Teufels.«
    So vergeht, nach Sheltons Bericht, ein Jahr. Harry Norris und Mistress Shelton sprechen wieder miteinander, sie haben sich vertragen, und Harry schleicht sich zu ihrem Bett. Alles ist wie zuvor. Bis zum heutigen Tag, dem 29.   April. »Es ging mit Mark los«, sagt Mary Shelton. »Sie wissen doch, wie er sich da herumdrückt? Ständig taucht er vor dem Audienzzimmer der Königin auf, und wenn sie an ihm vorbeikommt, sagt sie nichts zu ihm, sondern lacht nur, zupft ihn am Ärmel oder boxt gegen seinen Ellbogen. Und einmal hat sie ihm eine Feder von Hut gerupft.«
    »Von solcher Art Liebesspiel habe ich noch nicht gehört«, sagt er. »Kommt das aus Frankreich?«
    »Und heute Morgen sagt sie: Oh, seht euch das kleine Hündchen an, und durch die Haare ist sie ihm gefahren und hat ihn an den Ohren gezogen. Seine törichten Augen strahlten. Dann sagt sie zu ihm: Warum sind Sie so traurig, Mark? Es ist nicht Ihre Aufgabe, traurig zu sein, Sie sind hier, um uns zu unterhalten. Und er will niederknien und sagt: ›Madam …‹, aber sie schneidet ihm das Wort ab. Sie sagt, oh, bei der heiligen Jungfrau, bleiben Sie auf den Beinen. Es ist schon eine Huld, dass ich Sie überhaupt bemerke. Was erwarten Sie? Denken Sie, ich sollte mit Ihnen reden, als wären Sie ein Gentleman? Das kann ich nicht, Mark, denn Sie sind ein zu geringer Untertan. Er sagt, nein, nein, Madam, ich erwarte kein Wort, ein Blick genügt mir schon. Und sie wartet. Weil sie denkt, er wird die Macht und Herrlichkeit ihres Blickes preisen. Dass ihre Augen Magneten sind und so weiter. Doch das tut er nicht, er bricht einfach nur in Tränen aus, sagt: ›Leben Sie wohl‹, und geht davon. Kehrt ihr den Rücken. Und sie lacht. Und so gehen wir in ihre Gemächer.«
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagt er.
    »Anne sagte: Denkt der Bursche, ich bin ein Objekt aus dem Paris Garden? Das ist, wissen Sie …«
    »Ich weiß, was das Paris Garden ist.«
    Sie wird rot. »Natürlich tun Sie das. Und Lady Rochford sagte, es wäre gut, wenn Mark in die Tiefe gestoßen würde, wie Ihr Hund Purkoy. Da brach die Königin in Tränen aus. Sie schlug Lady Rochford. Und Lady Rochford sagte: Tun Sie das noch einmal und ich schlage zurück, Sie sind keine Königin, sondern nichts weiter als eine Ritterstochter, Master Sekretär Cromwell durchschaut Sie, Ihre Tage sind gezählt, Madam.«
    Er sagt: »Lady Rochford eilt sich selbst voraus.«
    »Da kam Harry Norris herein.«
    »Ich habe mich schon gefragt, wo er war.«
    »Er sagte: Warum die Aufregung? Anne sagte: Tun Sie mir einen Gefallen, nehmen Sie die Frau meines Bruders und ertränken Sie sie, dann kann er sich eine neue nehmen, was ihm guttun könnte. Und Harry Norris machte große Augen. Anne sagte zu ihm: Haben Sie nicht geschworen, alles zu tun, was ich will? Barfuß nach China wollten Sie für mich gehen. Und Harry sagte – Sie wissen, er ist drollig –, er sagte: Ich denke, ich habe ›nach Walsingham‹ gesagt. Ja, sagte sie, und Ihre Sünden wollten Sie dort bereuen, um in die Fußstapfen von

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