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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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jemandem treten zu können: Wenn dem König etwas Böses zustieße, würden Sie versuchen, mich zu bekommen.«
    Er will aufschreiben, was Shelton sagt, aber er traut sich nicht, sich zu bewegen, da sie dann vielleicht aufhört.
    »Und dann wandte sich die Königin an mich und sagte: Mistress Shelton, begreifen Sie endlich, warum er Sie nicht heiratet? Weil er mich liebt. Das behauptet er, und er behauptet es schon seit Langem. Allerdings will er es nicht beweisen, indem er Lady Rochford in einen Sack steckt und zum Fluss trägt, was ich mir so sehr wünsche. Da ist Lady Rochford dann hinausgelaufen.«
    »Ich glaube, ich verstehe warum.«
    Mary hebt den Blick. »Ich weiß, Sie lachen über uns. Aber es war schrecklich. Für mich war es das. Weil ich dachte, es sei ein Witz zwischen ihnen, dass Harry Norris sie liebe, aber jetzt sah ich, dass es nicht so war. Ich schwöre, er wurde ganz blass und sagte zu Anne: Wollen Sie all Ihre Geheimnisse verraten oder nur ein paar? Und er ging weg und verbeugte sich nicht einmal, und sie lief ihm hinterher, und ich weiß nicht, was sie gesagt hat, weil wir alle wie gelähmt dastanden.«
    All Ihre Geheimnisse. Oder nur ein paar. »Wer hat das gehört?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Vielleicht ein Dutzend Leute. Sie konnten nicht umhin, es zu hören.«
    Und anschließend war die Königin offenbar völlig verzweifelt. »Sie sah uns an, die wir um sie herumstanden, und wollte, dass Norris zurückkam, sie sagte, ein Priester müsse geholt werden, sie sagte, Harry müsse einen Eid schwören, dass er wisse, sie sei eine keusche, eine treue, gute Ehefrau. Sie sagte, er müsse alles Gesagte zurücknehmen, und sie werde es auch zurücknehmen, und sie würden die Hände auf die Bibel in ihrem Gemach legen, und dann würden alle wissen, dass es nur nichtiges Gerede gewesen sei. Sie hat fürchterliche Angst, dass Lady Rochford zum König geht.«
    »Ich weiß, dass Jane Rochford gern schlechte Nachrichten überbringt. Aber nicht so schlechte Nachrichten.« Nicht einem Ehemann. Dass sein lieber Freund und seine Frau über seinen Tod gesprochen haben, mit Blick darauf, wie sie sich hinterher trösten wollen.
    Das ist Hochverrat. Womöglich. Sich den Tod des Königs vorzustellen. Das Gesetz weiß es: wie klein der Schritt vom Sich-Vorstellen und Sich-Wünschen zum Herbeiführen ist. Wir sagen, sich seinen Tod »vorstellen«: Der Gedanke ist Vater der Tat, deren Ergebnis grob, hässlich, verfrüht. Mary Shelton weiß nicht, was sie dort miterlebt hat. Sie denkt, es waren Liebeshändel. Sie denkt, es war nichts als ein weiterer Markstein ihres langen Liebeslebens voller Unglücke. »Ich bezweifle«, sagt sie düster, »dass Harry Norris mich noch heiraten wird oder sich auch nur die Mühe machen wird, so zu tun, als wollte er es. Wenn Sie mich in der letzten Woche gefragt hätten, ob die Königin ihm nachgegeben hat, hätte ich noch mit Nein geantwortet, aber wenn ich mir die beiden heute ansehe, ist klar, dass solche Worte und solche Blicke zwischen ihnen ausgetauscht wurden – und wie soll ich da wissen, was für Handlungen? Ich glaube … Ich weiß nicht, was ich glauben soll.«
    »Ich werde Sie heiraten, Mary«, sagt er.
    Sie muss lachen. »Master Sekretär, das werden Sie nicht. Sie sagen immer, Sie werden diese oder jene Lady heiraten, aber wir wissen, dass Sie sich für etwas ganz Besonderes halten.«
    »Nun denn. Dann ist es also wieder das Paris Garden.« Er zuckt mit den Schultern und lächelt, verspürt jedoch das Bedürfnis, kurz angebunden zu sein und die Sache zu beschleunigen. »Und jetzt verstehen Sie bitte: Sie müssen diskret und verschwiegen sein. Sie und die anderen Ladies, Sie müssen sich selbst schützen.«
    Mary müht sich. »Das könnte doch keine bösen Folgen haben, oder? Wenn der König davon erfährt, wird er wissen, wie er es zu deuten hat, nicht wahr? Er kann doch annehmen, es war alles nur so dahingeredet? Nicht ernst gemeint? Es sind doch alles nur Mutmaßungen, vielleicht war ich zu vorschnell, man kann nicht wissen, was zwischen den beiden war. Ich könnte nichts beschwören.« Aber du wirst es beschwören, denkt er, nach und nach wirst du es. »Verstehen Sie, Anne ist meine Cousine.« Ihre Stimme stockt. »Sie hat alles für mich getan …«
    Sogar ins Bett des Königs hat sie dich gedrängt, als sie schwanger war: damit Henry in der Familie blieb.
    »Was wird mit ihr geschehen?« Marys sieht ihn ernst an. »Wird er sie verlassen? Es gibt Gerüchte, aber Anne

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