Falken: Roman (German Edition)
wieder versöhnen, werde ich Sie erledigen. Was immer Sie also auch tun, Cromwell, dieses Mal haben Sie sich übernommen.«
Er sagt ruhig: »Ich habe nur mit Ihnen sprechen wollen, Mylord Rochford, weil Sie Einfluss auf Ihre Schwester haben wie kein anderer Mann. Ich biete Ihnen Sicherheit, als Dank für Ihre freundliche Hilfe.«
Der ältere Boleyn schließt die Augen. »Ich werde mit ihr reden. Ich rede mit Anne.«
»Und reden Sie auch mit Ihrem Sohn hier, denn ich werde es nicht mehr tun.«
Wiltshire sagt: »Ich wundere mich, George, dass du nicht siehst, wie das hier enden wird.«
»Was?«, sagt George. »Was, was?« Und er fragt auch noch weiter, als sein Vater ihn hinauszieht. Auf der Schwelle neigt der ältere Boleyn höflich den Kopf. »Master Sekretär. Master Wriothesley.«
Sie verfolgen, wie die beiden hinausgehen: Vater und Sohn. »Das war interessant«, sagt Wriothesley. »Und worauf läuft es nun hinaus, Sir?«
Er ordnet seine Papiere neu.
»Ich erinnere mich«, sagt Wriothesley, »an ein bestimmtes Stück bei Hofe, nach dem Fall des Kardinals. Ich erinnere mich an Sexton, den Narren, der in Scharlachrot gekleidet den Kardinal gab und von vier Teufeln in die Hölle geschafft wurde. An Armen und Beinen packten sie ihn, und sie waren maskiert. Ich fragte mich, war George …?«
»Er hielt die rechte Vorderpfote«, sagt er.
»Ah«, sagt Nennt-mich-Risley.
»Ich bin hinter die Bühne gegangen. Ich habe gesehen, wie sie ihre haarigen Verkleidungen auszogen und Lord Rochford seine Maske ablegte. Warum sind Sie mir nicht gefolgt? Sie hätten es selbst sehen können.«
Mr Wriothesley lächelt. »Ich wollte nicht hinter die Bühne. Ich hatte Angst, Sie könnten mich mit den Schauspielern verwechseln und fortan ein beschmutztes Bild von mir im Kopf mit sich tragen.«
Er erinnert sich: Es hatte fürchterlich gestunken, und aus der Blume der Ritterlichkeit wurden Jagdhunde, die nach Blut lechzten. Der ganze Hof pfiff und jubelte, als die Kardinalspuppe davongezerrt wurde, und dann rief eine Stimme von draußen: »Schande über euch alle!« Er fragt Wriothesley: »Das waren doch nicht Sie, der da gerufen hat?«
»Nein.« Nennt-Mich wird nicht lügen. »Vielleicht war es Thomas Wyatt.«
»Das glaube ich auch. Die ganzen Jahre habe ich darüber nachgedacht. Hören Sie, Nennt-Mich, ich muss zum König. Sollen wir vorher noch ein Glas Wein trinken?«
Mr Wriothesley ist bereits auf den Beinen. Sucht nach einem Pagen. Licht scheint auf die Rundung eines Zinnkrugs, Wein aus der Gascogne strömt in einen Becher. »Ich habe Francis Bryan eine Importlizenz dafür gegeben«, sagt er. »Das muss jetzt etwa drei Monate her sein. Der Wein hat keinerlei Geschmack, oder? Ich hätte nicht gedacht, dass er ihn der Speisekammer des Königs verkaufen würde.«
Er geht zu Henry, treibt Wächter, Bedienstete und Gentlemen auseinander und wird bei seinem Eintreten gerade erst angekündigt, sodass Henry verblüfft von seinen Musikbuch aufblickt. »Thomas Boleyn ist kooperativ, er hat nur Angst um seinen guten Namen bei Ihrer Majestät. Allein mit seinem Sohn komme ich nicht weiter.«
»Warum nicht?«
Weil er ein Idiot ist? »Ich glaube, er denkt, Ihre Majestät könnte Ihre Meinung ändern.«
Henry klingt gereizt. »Er sollte mich kennen. George war erst zehn Jahre alt, als er zum ersten Mal an den Hof kam, er sollte mich kennen. Ich ändere meine Meinung nicht.«
Das stimmt, auf die eine Weise. Wie eine Krabbe strebt der König seitwärts auf sein Ziel zu und treibt dann seine Scheren hinein. Jetzt hält er Jane Seymour gepackt. »Ich werde Ihnen sagen, was ich von Rochford halte«, sagt Henry. »Er ist jetzt wie alt, zweiunddreißig? Und er ist immer noch Wiltshires Sohn, immer noch der Bruder der Königin und hat das Gefühl, nicht er selbst zu sein, hat keinen Erben, nur eine Tochter. Ich habe für ihn getan, was ich konnte. Wie oft habe ich ihn ins Ausland geschickt, um mich von ihm vertreten zu lassen. Aber das wird aufhören, denke ich, denn wenn er nicht länger mein Bruder ist, wird keiner mehr Notiz von ihm nehmen. Nun, er wird kein armer Mann sein. Vielleicht halte ich ihn ja in meiner Gunst. Allerdings nicht, wenn er widerspenstig ist. Er sollte gewarnt sein. Muss ich selbst mit ihm reden?«
Henry wirkt verärgert. Er sollte sich nicht um derlei kümmern müssen, das ist Cromwells Aufgabe. Helfe den Boleyns hinaus und den Seymours herein. Henry selbst hat Königlicheres zu tun: Er betet für den
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