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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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hat keine Ahnung, wer ich bin, denkt er. Ich könnte jeder Emissär sein. Ich könnte Charles Brandon sein, der Herzog von Norfolk. Beide haben sie an Lady Katherine ihre dürftigen Überredungskünste und besten Einschüchterungstricks erprobt.
    Er sagt seinen Namen nicht, macht jedoch eine Spende. Die Hand des Priesters umschließt die Münzen, als wollte er sie wärmen. »Sie vergeben mir meinen Versprecher, Mylord? Mit dem Titel der Lady? Ich schwöre, es war nicht böse gemeint. Für einen alten Landbewohner wie mich ist es schwer, mit den Veränderungen Schritt zu halten. Wenn wir einen Bericht aus London endlich verstanden haben, kommt schon der nächste und widerspricht ihm.«
    »Es ist schwer für uns alle«, sagt er und zuckt mit den Schultern. »Beten Sie jeden Sonntag für Königin Anne?«
    »Natürlich, Mylord.«
    »Und was sagt Ihre Gemeinde dazu?«
    Der Priester wirkt verlegen. »Nun, Sir, es sind einfache Leute. Ich würde nicht weiter darauf achten, was sie sagen. Obwohl sie alle sehr treu sind«, fügt er hastig hinzu. »Sehr treu.«
    »Kein Zweifel. Würden Sie mir den Gefallen tun, an diesem Sonntag in Ihren Gebeten an Tom Wolsey zu erinnern?«
    Den verstorbenen Kardinal? Er sieht, wie der alte Mann seine Vermutungen revidiert. Das kann weder Thomas Howard noch Charles Brandon sein: Denn wenn du vor denen den Namen Wolsey aussprichst, können sie kaum anders, als dir vor die Füße zu spucken.
    Als sie die Kirche verlassen, verschwindet das letzte Licht vom Himmel, und eine verirrte Schneeflocke treibt Richtung Süden. Sie sitzen wieder auf. Es war ein langer Tag, seine Kleider hängen schwer auf seinem Rücken. Er glaubt nicht, dass die Toten unsere Gebete brauchen oder etwas mit ihnen anfangen können. Aber jeder, der die Bibel kennt wie er, weiß, dass unser Gott ein launischer Gott ist und es nicht schadet, sich nach allen Seiten abzusichern. Als die Waldschnepfe rotbraun blitzend aufflog, begann sein Herz heftig zu pochen. Dahinreitend spürte er es: jeder Herzschlag ein Flügelschlag, und als der Vogel das Versteck der Bäume fand, verlor sich die Farbspur im Schwarz.
    Sie kommen im Halbdunkel an: Rufe von den Mauern und eine Antwort von Christophe: »Thomas Cremuel, Sekretär des Königs und Master of the Rolls.«
    »Wie sollen wir Sie erkennen?«, bellt der Posten. »Zeigen Sie Ihre Farben.«
    »Sage ihm, er soll Licht machen und mich hereinlassen«, sagt er, »oder sein Hintern kriegt meinen Stiefel zu spüren.«
    Er muss diese Dinge sagen, wenn er auf dem Land ist. Es wird von ihm erwartet, dem bürgerlichen Berater des Königs.
    Die Zugbrücke muss für sie heruntergelassen werden: ein altes Kratzen, ein Ächzen und ein Rasseln von Bolzen und Ketten. In Kimbolton wird früh alles versperrt: gut. »Denkt daran«, sagt er zu seinen Leuten, »macht nicht den Fehler des Priesters. Den Mitgliedern ihres Haushalts gegenüber ist sie die verwitwete Prinzessin von Wales.«
    »Was?«, sagt Christophe.
    »Sie ist nicht die Frau des Königs. Sie war es auch nie. Sie ist die Frau des verschiedenen Bruders des Königs, Arthur, des Prinzen von Wales.«
    »Verschieden heißt tot«, sagt Christophe. »Das weiß ich.«
    »Sie ist keine Königin und auch keine ehemalige Königin, da ihre zweite Ehe nicht legal war.«
    »Das heißt, nicht zulässig«, sagt Christophe. »Sie hat den Fehler einer Verbindung mit beiden Brüdern gemacht, erst mit Arthur, dann mit Henry.«
    »Und was sollen wir über solch eine Frau denken?«, fragt er lächelnd.
    Fackeln lodern auf, und aus der Düsternis heraus nimmt Sir Edmund Bedingfield Gestalt an: Katherines Bewacher. »Sie hätten uns Ihren Besuch ankündigen sollen, Cromwell!«
    »Grace, Sie brauchen keine Vorankündigung von mir, oder?« Er küsst Lady Bedingfield. »Ich habe mein Essen nicht mitgebracht, doch mir folgt ein Eselskarren, der morgen hier sein wird. Ich habe Wild für Ihren eigenen Tisch, ein paar Mandeln für die Königin und etwas süßen Wein, von dem Chapuys sagt, dass sie ihn gern mag.«
    »Ich bin froh über alles, was ihren Appetit anregt.« Grace Bedingfield führt sie in die große Halle. Im Licht des Feuers bleibt sie stehen und dreht sich zu ihm um. »Ihr Doktor nimmt an, sie trägt eine Geschwulst im Bauch. Aber es könnte lange dauern. Wann endlich hat sie genug gelitten, die arme Lady?«
    Er gibt Christophe seine Handschuhe und den Reitmantel. »Wollen Sie ihr gleich Ihre Aufwartung machen?«, fragt Bedingfield. »Wenn wir Sie auch nicht

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