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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 6 Tod in Kupfer

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 6 Tod in Kupfer

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 6 Tod in Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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bist es, der sie behalten möchte, bis wir alt und grau sind!“
    Hans sog tief den Atem ein. „Gut, gut, reg dich nicht auf.“ Seufzend kletterte er auf die Leiter und warf einen Blick ins Innere des Kessels. Zuerst konnte er nichts erkennen. Eine grelle Neonleuchte, die unmittelbar über dem Behälter ihr weißes Licht aussandte, tauchte das Innere in ein Meer aus Reflexen. Doch als sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, glaubte er auf dem Boden des Tanks ein Stück Metall zu erkennen. Es sah aus, als wäre eines der Rohre abgebrochen, das ins Innere des Kessels ragte.
    Hans, der ausgesprochen klein und hager war, streifte noch auf der Leiter stehend die Schuhe ab und kletterte ins Innere des Tanks. An der Innenseite gab es mehrere Einsätze, die man als Leitersprossen benutzen konnte. Der wenig mehr als fünfzig Zentimeter durchmessende Kessel hätte einem kräftigeren Menschen kaum genügend Platz geboten, um sich hinein zu quetschen. Hans schaffte es mit etwas Mühe sogar, darin in die Hocke zu gehen und mit der Hand nach der beschädigten Stelle zu tasten. Es roch nach Kaffee. Nach „Colm’s Kaffee Exquisit“.
    Über ihm tauchte das Gesicht seines Bruders auf. Er musste ebenfalls die Leiter erklommen haben.
    „Ich hab’s“, ächzte Hans.
    „Das freut mich“, erwiderte Charlie. Im nächsten Moment ließ er einen scharfkantigen Eisenstab auf den Hinterkopf seines Bruders herabschnellen. Viel Kraft lag in diesem Schlag, und Hans gab nicht einmal mehr ein Stöhnen von sich, schien nur kurz zu erschaudern, als habe ihm jemand eine gruselige Geschichte erzählt, und sackte dann in seiner gehockten Haltung zusammen.
    Charlie beobachtete noch ein, zwei Zuckungen, ehe der Körper sich entspannte. Blut rann aus der tiefen Schädelwunde über den Körper hinab, so viel, dass die Kleider des Toten schon bald nichts mehr aufsaugen konnten und der Lebenssaft auf dem Grund des Tanks eine Lache bildete.
    Charlie starrte eine halbe Minute lang ins Innere des Kessels, dann hob er langsam den Eisenstab und wickelte ihn in ein Tuch, das er zu diesem Zweck bereithielt. Es klebte kaum Blut daran, und doch war diese Vorsichtsmaßnahme wichtig. Ebenso wichtig, wie es gewesen war, seinen Bruder an diesem ungewöhnlichen Ort zu töten. Er hätte ihn auch in seinem Büro oder an jeder anderen Stelle innerhalb der Fabrik erschlagen können, doch er wäre sich nicht sicher gewesen, ob er auch tatsächlich keine Spuren hinließ. Wer wusste schon, wie weit Blut spritzte, was Hans alles hätte zerstören können, falls der erste Schlag ihn nicht gleich tötete. Hier, im Inneren des Kaffeekessels, gab es keine Unbekannten. Ganz gleich, ob er einmal oder zehnmal zuschlagen musste, ganz gleich, wie lange Hans noch lebte – alles, was er tat, würde auf die enge Kupferröhre beschränkt bleiben, in der er gefangen war. Ganz gleich, ob er Blut oder Gehirnmasse verlor, Haare oder Speichel, Haut oder Zähne. Alles würde in dem Kessel sein, und man brauchte diesen nur gewissenhaft auszuspülen, um jegliche Spuren restlos zu beseitigen.
    Hans hatte vorgehabt, am nächsten Morgen eine Zugfahrt nach Koblenz anzutreten. Es würde so aussehen, als wäre ihm unterwegs etwas zugestoßen oder als wäre er absichtlich verschwunden. Im Gegensatz zu einer Flugreise würde nicht nachzuprüfen sein, ob er seinen Zug jemals bestiegen hatte oder nicht, denn aus Sparsamkeitsgründen pflegte Hans keine Sitzplatzreservierungen vorzunehmen. Er lebte alleine, und niemandem würde auffallen, wenn er an diesem Abend nicht nach Hause kam oder am nächsten Morgen seine Wohnung nicht verließ.
    Wenn Hans aus dem Weg geräumt war, würde Charlie die Firma in eigener Regie führen können. Hans’ Anteile gingen – so wollte es das Testament seines Vaters – im Falle des Todes eines der beiden automatisch auf den anderen Bruder über.
    Als Charlie von der Leiter stieg, wartete Heiner bereits mit finsterem Gesichtsausdruck. Den Mord hatte Charlie alleine vollbringen können, aber zum Verwischen der Spuren brauchte er einen Gehilfen. Gemeinsam setzten sie den Deckel auf den Tank, und Heiner drehte die Schrauben fest. Zu ihrem Plan gehörte es, des Kessel mitsamt dem Toten in einen Lieferwagen zu verfrachten, die Leiche an einer abgelegenen Stelle im Wald abzuladen und den leeren Tank wieder in die Firma zu bringen, wo man ihn fachmännisch reinigen konnte. Da man mit dem Lieferwagen durch das Haupttor direkt in den Fabrikraum fahren konnte, brauchten

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