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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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vordringen können«, sagte Jana.
    »Mit Geduld«, lautete Sadiks Antwort. »Wir können ihn ja nicht vom Stuhl zerren, ganz abgesehen davon, dass wir erst gar nicht so weit kämen. Hören wir uns deshalb an, was er zu sagen hat, und hoffen wir, dass er nicht zu jenen Pfauen auf der Rednerbühne gehört, die in ihr eigenes Wort verliebt sind und kein Ende finden können.«
    Bedauerlicherweise gehörte Horace Blancourt doch zu diesen Pfauen. Zu seiner Ehrenrettung musste aber gesagt werden, dass die Menge ihn liebte, seine Worte durstig aufsog und ihn mit ihrem
    Applaus zu neuen rednerischen Kühnheiten gegen den König und die Regierung anfeuerte.
    Tobias wusste später nicht mehr zu sagen, wie lange sie nun schon in der Menge eingezwängt gestanden und Horace Blancourt zugehört hatten, gepackt von seiner Art zu reden, die ganz offensichtlich auch jeden anderen im Raum die Zeit vergessen ließ.
    Plötzlich kam Unruhe auf. Sie setzte von draußen her ein. Und dann lief ein Ruf wie ein Lauffeuer durch das Café du Caveau.
    »Polizei! Polizei! Sie beschlagnahmen die Druckerpresse von Henri Fournier und wollen ihn verhaften!«
    »Fournier?«, hörte Tobias einen Mann zu seiner Begleiterin sagen. »Das ist doch eine Druckerei hier im Palais Royal!«
    »Männer, das dürfen wir nicht zulassen!«, schrie jemand weiter vorn.
    »Haltet die Handlanger des Königs auf!«
    »Zur Druckerei, Freunde!«
    Alle weiteren Rufe gingen im jäh einsetzenden Stimmengewirr der erzürnten Masse unter, die nun wie eine einzige Woge zum Ausgang drängte.
    »Wir müssen versuchen, Blancourt an der Tür abzufangen!«, schrie Tobias Sadik und Jana zu, als sich eine Gruppe Männer wie ein lebender Keil zwischen sie schob und trennte.
    Er sah, wie Jana hoch sprang, dass ihre schwarzen Haare flogen, und etwas zurückrief. Er bekam nur Bruchstücke ihrer Antwort mit, doch sie sagten ihm, dass sie ihn verstanden hatte. »… Ordnung! … warten … Tür!«
    Tobias hatte beabsichtigt noch im Inneren des Lokals seine Stellung neben der Tür zu behaupten. Doch es gelang ihm nicht. Der Strom riss ihn mit sich, schob ihn die Treppe hinauf und gab ihm erst draußen Gelegenheit, sich rechts von der Tür an die Mauer zu pressen.
    Glücklicherweise gehörte Horace Blancourt zum letzten Schwung, sonst wäre er ihnen in dem allgemeinen Gedränge wohl doch noch durch die Lappen gegangen. Er hatte es sichtlich eilig, aus der Nachhut der Menge herauszukommen, um bei der Druckerei in vorderster Linie zu stehen.
    »Monsieur Blancourt!«, rief Tobias und zwängte sich zu ihm durch. »Ich muss Sie dringend sprechen.«
    »Später, mein Junge, später!« Der Journalist scherte aus dem Gedränge aus und suchte die Abkürzung durch die Gartenanlagen. Tobias hielt mit ihm Schritt, während er sich mit einem schnellen Blick über die Schulter vergewisserte, dass Sadik und Jana ihm folgten.
    »Es ist wirklich sehr dringend! Eine Empfehlung von Monsieur Roland …«
    »Tut mir Leid, aber der Gute wird jemand anderen finden müssen, der ihm die Titelseite füllt. Ich stehe beim National im Wort«, unterbrach er Tobias.
    »Nein, deshalb bin ich nicht hier. Es geht um den Koran!«
    Horace Blancourt hastete durch ein Blumenbeet. »Koran? Ach ja, ich erinnere mich. Interessantes Stück.«
    »Als Monsieur Roland ihn an Sie verschenkte, wusste er nicht, dass er eine … wichtige Nachricht des Mannes enthielt, der ihm den Koran aus Cairo geschickt hat«, sprudelte Tobias hastig hervor. »Er lässt anfragen, ob Sie ihm das Buch nicht wieder verkaufen oder doch wenigstens für eine Weile überlassen können.«
    »Den Gefallen würde ich ihm ja gerne tun, aber ich habe ihn nicht mehr«, teilte Blancourt ihm mit und lief auf die Menge zu, die sich vor dem Eingang der Druckerei gebildet hatte.
    Tobias hielt ihn am Arm fest. »Aber wir brauchen den Koran ganz dringend, Monsieur Blancourt! Es ist von größter Wichtigkeit, dass Monsieur Roland das Buch so schnell wie möglich zurückerhält!«
    »Das mag sein, aber ich kann ihm damit leider nicht dienen. Ich habe ihn einer Dame geschenkt. Und wenn du erlaubst, möchte ich mich dieser Polizeiaktion widmen, die gewiss um einiges wichtiger sein dürfte als dieser Koran!« Er klang jetzt unverhohlen ungehalten, dass Tobias sich erdreistete ihn festzuhalten.
    »Sagen Sie mir doch bitte den Namen der Dame und wo wir sie …«
    Horace Blancourt fiel ihm schroff ins Wort und schüttelte seine Hand ab. »Nicht jetzt! Vielleicht später!«, beschied

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