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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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gutes Recht«, sagte Sadik verständnisvoll. »Es geht eigentlich keinen etwas an. Bedauerlicherweise hat Monsieur Roland erst jetzt erfahren, dass der Koran etwas enthält, was für ihn von persönlicher Bedeutung ist. Er will ihn auch nicht unbedingt zurückkaufen. Es genügt, wenn diese Dame ihm den Koran für eine Zeit lang leihweise zur Verfügung stellt. Wären Sie also so freundlich, uns den Namen und die Adresse Ihrer Bekannten mitzuteilen? Wir werden uns dann schon mit ihr in Verbindung setzen.«
    »Diesen Gefallen will ich dem guten Roland gern tun«, erwiderte Horace Blancourt und zögerte dann, als hätte er auf einmal Schwierigkeiten, sich zu erinnern, wem er den Koran geschenkt hatte.
    »Ich glaube, es war Henriette … oder habe ich der kleinen Marie …? Nein, warten Sie! Es war Jacqueline, die rothaarige Wildkatze!« Die Erinnerung entlockte ihm ein kurzes Auflachen. »Jacqueline Maupas, Rue de la Vanniere 13. Ich weiß aber nicht, ob sie noch da wohnt. Ist schon ein paar Monate her, seit ich sie das letzte Mal gesehen habe.«
    Sadik wiederholte Name und Adresse, bedankte sich höflich im Namen von Monsieur Roland und beeilte sich dann, mit Jana und Tobias das Palais Royal zu verlassen, in dem die Wogen der Erregung immer höher schlugen.
    »Henriette, die kleine Marie oder die rothaarige Wildkatze Jacqueline!«, äffte Jana den Tonfall des Journalisten nach, als sie dem Ausgang zustrebten. Sie verdrehte dabei die Augen. »Hoffentlich hat uns dieser eingebildete Schürzenjäger auch den richtigen Namen aus seiner ›Sammlung befreundeter Damen‹ genannt!«
    »Aiwa, hoffen wir das Beste«, erwiderte Sadik.
    Gaspard ging auf der Straße unruhig auf und ab. Er hatte sich schon Sorgen gemacht und überlegt, sich unter die Menge zu mischen um sie zu suchen. Das ganze Viertel schien in Aufruhr zu geraten. Männer und Frauen aller Schichten liefen zusammen. Längst hatten es die livrierten Aufpasser aufgegeben, jemandem den Zutritt verwehren zu wollen. Sie hatten sich einfach verdrückt. Das Palais Royal war nicht länger ein Ort, der allein der bürgerlichen Oberschicht vorbehalten war. Jetzt war dort auch das einfache Volk willkommen. Nicht mehr Herkunft und Kleidung waren von Entscheidung um unter den Kolonnaden dazuzugehören, sondern allein die Stimme zählte, die sich gegen den König erhob. Und da war die der Marktfrau so gut wie die des Stutzers.
    »Dem Himmel sei Dank, dass ihr endlich aus dem Hexenkessel auftaucht! Da hinten marschieren schon Soldaten auf!«, rief Gaspard erleichtert. Doch schnell fügte er hinzu, als schämte er sich seiner Besorgnis: »Nächstens lasse ich mich im Voraus bezahlen.«
    Eine Abteilung Soldaten eilte die Rue de la Richelieu entlang, im Laufschritt und mit aufgepflanztem Bajonett. Scharfe Kommandos übertönten das rhythmische Klatschen von hundert oder mehr Stiefeln.
    Sadik schob Jana vor sich her. »Zeit, dass wir ruhigere Gewässer ansteuern. Gaspard, bring uns in die Rue de la Vanniere, Hausnummer 13. Weißt du, wo das ist?«
    Gaspard warf ihm einen Blick zu, als hätte er ihn beleidigt. »Weiß ich, wo meine Nase im Gesicht sitzt?«, fragte er frech.
    Jana warf einen letzten Blick auf die aufmarschierenden Soldaten.
    »Hoffentlich gibt es kein Blutvergießen«, murmelte sie.
    »Würde nicht darauf wetten«, erwiderte Tobias und nahm ihre Hand, die sie ihm auch nicht entzog.
    Zwanzig Minuten später befanden sie sich in der Rue de la Vanniere, die sich in einer schäbigen Wohngegend in der Nähe vom Place de l’Hôtel de Ville befand. Das Haus Nummer 13 hatten sie schnell gefunden und Jacqueline Maupas war dort noch immer wohnhaft. Im vierten Stock. Sie war nicht zu Hause.
    Von einer abgehärmten Frau, die ihnen im Treppenhaus begegnete, erfuhren sie, dass Jacqueline Maupas um diese Zeit nie in ihrer Wohnung anzutreffen sei.
    »Die kehrt erst gegen Morgen und manchmal auch erst gegen Mittag zurück. Bringt ihre Arbeit so mit sich, wenn man das, was sie nachts so treibt, überhaupt Arbeit nennen kann«, teilte sie ihnen abfällig mit. »Nennt sich Schauspielerin und Tänzerin! Pah! Wenn Sie mich fragen, hat sie ihre erfolgreichsten Auftritte nicht auf der Bühne dieses miesen Lokals, sondern ganz woanders. Dreimal können Sie raten, wo das ist! Sogar dem Hausbesitzer soll sie statt Miete schon …«
    Sadik fuhr ihr schnell ins Wort. »Danke, so genau wollen wir es gar nicht wissen. Wir werden unser Glück morgen noch einmal versuchen.«
    »Ein Flittchen, genau

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