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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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zum Fischfang hinaus«, sagte er leise und spielte auf die Schmuggelfahrten des Schwagers über den Kanal an.
    Tambour machte ein betrübtes Gesicht und sagte bedrückt: »Sicher, Denis hätte keine Sekunde gezögert, euch über den Kanal zu bringen. Aber er hat seine letzte Fahrt schon hinter sich.«
    »Er ist tot?«, stieß Sadik ungläubig hervor.
    Tambour nickte schwer. »Es war im Frühjahr, als plötzlich Nebel aufzog und so dick über der See lag, dass man meinte, man könnte dicke Stücke aus der Decke schneiden. Ein Dampfschiff rammte sein Fischerboot querab an Steuerbord und durchschnitt es, wie eine scharfe Axt einen kleinen Holzscheit spaltet. Nur zwei von seiner Mannschaft haben es überlebt. Und der Dampfer hat noch nicht einmal die Maschinen gestoppt. Es passierte so schnell, dass Joseph und Eugene hinterher noch nicht einmal zu sagen wussten, wie der Dampfer hieß und unter welcher Flagge er fuhr.«
    Sadik murmelte ein kurzes Gebet, sprach Tambour sein Beileid aus, denn er wusste, wie gut er sich mit seinem Schwager verstanden hatte, und fragte nach einem Moment des Schweigens: »War er der einzige Seemann in Tinville, der sich mit Schmuggelfahrten zur englischen Küste etwas dazuverdient hat?«
    »Natürlich nicht. Aber es wird nicht leicht sein, Ersatz für Denis zu finden. Ich habe eine Menge Freunde, aber ich kann nicht behaupten, dass die Fischer und einfachen Seeleute zu ihnen gehören«, gab er offen zu und machte eine vage Geste, die seinem Gasthof galt. »Wer aus armen Verhältnissen kommt und nach Jahren harter, ehrgeiziger Arbeit ein Haus wie das Coq D’ore sein eigen nennt, ein Haus, in dem einzig der Geruch von totem Fisch aus der Küche dringen darf, von Gewürzen und Beilagen veredelt, der ist nun mal nicht bei den einfachen Tavernengängern sonderlich beliebt. Ich halte mich nicht für etwas Besseres, aber die anderen sind überzeugt, dass ich es tue – weil ich nämlich Pech und Tran und Fischschuppen und was Seeleute sonst noch so alles an ihrer Kleidung kleben haben, in meinem Schankraum nicht haben will. Wer sauber und ordentlich gekleidet ist und nicht gerade stinkt, als hätte man ihn aus einer Tonne mit Fischeingeweiden gezogen, ist mir willkommen. Doch es verirren sich nur wenige Seeleute zu mir, und dass Denis ein Fischer war, hat eher ihm geschadet als mir geholfen. Es tut mir Leid, mein Freund, aber so stehen die Dinge nun mal. Dennoch werde ich tun, was in meiner Macht steht.«
    Sadik gab sich Mühe, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. »Wir werden schon jemanden finden«, sagte er zuversichtlich. »Und wir haben ein paar Tage Vorsprung.«
    »Wenn diese Revolution in Paris nicht gewesen wäre, sähe die Sache schon anders aus«, meinte Tambour. »Karl X. hat zwar am 2. August zu Gunsten seines Neffen abgedankt, was den Herzog von Orleans nun zu unserem neuen König Louis Philippe gemacht hat …«
    »Die Bourbonen haben abgewirtschaftet und ausgespielt!«, warf Tobias hitzig ein. »Wir haben die Barrikadenkämpfe in Paris erlebt. Karl X. wird das Land verlassen müssen.«
    Tambour warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Ja, so steht es in den Zeitungen. Aber er hockt noch immer hartnäckig in seinem Schloss Rambouillet, umgeben von 12.000 Mann Elitetruppen, junger Freund! Da kann also noch viel passieren. Die Lage im Land ist alles andere als stabil. Dementsprechend nervös sind die Leute. Die Truppen entlang der Küste, einschließlich der Hafengendarmen und Zöllner, sind alarmiert, und keiner lässt sich so genau in die Karten schauen, für welche Partei sein Herz schlägt. Und ganz besonders Fremden gegenüber sind die Leute misstrauisch.«
    Sie saßen noch lange dort am Tisch, nachdem Letizia schon längst die leeren Teller und Schüsseln vom Tisch geräumt hatte, und redeten. Wenn sie auch immer wieder auf die Notwendigkeit rasch den Kanal zu überqueren, zu sprechen kamen, so drehte sich ihre Unterhaltung doch nicht allein darum.
    »Wo es eine Tür und ein Schloss gibt, da gibt es auch einen Schlüssel«, sagte Sadik abschließend, als sie sich vom Tisch erhoben, um sich zu Bett zu begeben. »Morgen werden wir damit beginnen, ihn zu suchen!«
    »Und wenn wir ihn nicht finden?«, fragte Tobias leise, als sie die Treppe hochstiegen.
    Sadik legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Schreite nicht über eine Brücke, bevor du zu ihr kommst.«
    Tobias verzog das Gesicht, unzufrieden mit dieser Antwort, die ihm ohne praktischen Wert erschien. Deshalb

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