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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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sagte er ironisch: »Ich weiß: Wer der Geduld folgt, dem folgt der Sieg. Aber Zeppenfeld …«
    Sadik unterbrach ihn mit einem leichten Lächeln. »Das hast du gut behalten. Aber lernen heißt nicht nur behalten, sondern Einsichten leben, Tobias.«
    »Und deine Antwort ist wie Wasser im Sieb!«, konterte Tobias grimmig.
    Sadik lachte, doch mit seinen eigenen Waffen war er nicht zu schlagen, wie seine unverzügliche Erwiderung bewies. »Was der Esel sagt, das glaubt er, und nur der Dumme streitet sich mit der Matte, auf der er schlafen will«, wies er ihn mit sanftem Spott zurecht. »Und noch etwas: Ein freundliches Gesicht ist kostbarer als Kisten voller Gold.«
    Ein wenig resigniert, aber auch mit stiller Bewunderung ließ Tobias ihm das letzte Wort. Dass er damit am besten beraten war, gehörte zu den Einsichten, die er nicht nur behalten hatte, sondern lebte. Sollte Sadik noch einmal sagen, er lernte nicht richtig!
     

 
Fünf Schwerter und eine Lerche
     
    Der Kapitän der Colette gab Sadik noch nicht einmal Gelegenheit, ihm zu sagen, was er für die Passage zu bezahlen gedachte. »Kein Interesse, Monsieur. Ich halte mich an Fische. Die kann ich wieder über Bord schmeißen, wenn sie nicht in meinen Fang passen«, fiel er ihm schon nach den ersten vorsichtigen Sätzen barsch ins Wort. Und der unfreundliche, argwöhnische Blick, mit dem er Sadik und Tobias schon im ersten Moment an Bord seines Schiffes empfangen hatte, folgte ihnen nun auch, als sie es wieder über die wippende Laufplanke verließen.
    »Uns über Bord zu schmeißen hätte ihm zweifellos Freude bereitet! Ein schöner Reinfall«, brummte Tobias missmutig und verschwitzt. »Das ist jetzt schon die siebte Absage in vier Tagen. Und ich sage dir, diese misstrauischen Fischer wissen spätestens seit gestern Bescheid. Dieser polternde, grobe Klotz von der Marie-Claire, der uns als Antwort einen Eimer Fischinnereien vor die Füße gekippt hat, hatte gestern doch bestimmt nichts Eiligeres zu tun, als sich mit seiner Heldentat vor seinen Kollegen zu brüsten. Die haben sich längst abgesprochen, dass keiner von ihnen uns mitnimmt.«
    Sadik nickte. »Er hat gewusst, was wir wollten, bevor wir noch einen Fuß an Deck seines Fischerbootes gesetzt hatten«, stimmte er ihm zu.
    »Diesen Hafen können wir vergessen. Hier finden wir nicht einmal jemanden, der uns in seinem Ruderboot auch nur zum Leuchtturm und zurück bringt«, sagte Tobias mit bitterer Enttäuschung und suchte den Schatten der Lagerschuppen.
    Die Hitze lastete seit ihrer Ankunft ungebrochen über der Küste und die verwesenden Fischreste auf den Kais verpesteten die schwüle Luft auch noch mit einen Ekel erregenden Gestank. Er drang auch aus den Ritzen der Schuppen und den langen Netzen, die zum Trocknen und Ausbessern an Land ausgelegt waren. Tobias war in seiner Wut versucht, einem Weidenkorb, der ihm im Weg war, einen heftigen Fußtritt zu versetzen, auf dass er quer über den Kai und zwischen die Boote der Fischer ins Hafenbecken segelte. Er konnte das Verlangen gerade noch unterdrücken. Aber in ihm brodelte es. Tinville hing ihm endgültig zum Hals heraus, trotz Tambours großzügiger Gastfreundschaft. Er hatte das bedrückende Gefühl in einer Sackgasse festzustecken. Vier kostbare Tage hatten sie hier schon vertrödelt.
    »Wir hätten erst gar nicht nach Tinville kommen, sondern unser Glück gleich in Le Havre versuchen sollen!«, grollte Tobias. »Wer weiß, wo Zeppenfeld jetzt schon ist!«
    »Wer einen Tag älter ist, ist auch ein Jahr klüger«, erwiderte Sadik leicht gekränkt auf den kaum verhohlenen Vorwurf. »Würde Tambours Schwager noch leben, wären wir schon längst auf Mulberry Hall und du würdest voller Lob über Tinville und seine freundlichen Fischer sein.«
    Tobias erkannte die Ungerechtigkeit seines Vorwurfes, doch in seinem Groll bedurfte es schon einiger Überwindung, um sie auch vor dem Beduinen einzugestehen. »Na ja, vermutlich hast du Recht«, murmelte er widerstrebend. Dann gab er sich innerlich einen Ruck. Was nutzte es, dem Schicksal zu zürnen, geschweige denn Sadik Vorhaltungen für etwas zu machen, was er beim besten Willen nicht einmal hatte vermuten können. Plötzlich tat es ihm aufrichtig Leid, dass er sich von seiner Enttäuschung und der Hitze dazu hatte hinreißen lassen, seinem Freund die Schuld an dieser misslichen Situation zu geben. Es war nicht nur ungerecht gewesen, sondern auch ihrer Freundschaft nicht würdig.
    »Es tut mir Leid, Sadik. Bitte

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