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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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funkelte ein kalter Sternenhimmel zu ihnen herunter.
    »Mir reicht es!«, rief Tobias gegen das Heulen des Windes an, als erneut ein Brecher donnernd über das Vorschiff niederging und das Deck unter Wasser setzte. »Gehen wir wieder hinunter, Sadik. Da unten herumgeworfen zu werden erscheint mir doch als das kleinere Übel.«
    »Stana! … Warte!«, rief Sadik und hielt ihn am Arm fest.
    »Was ist?«
    »Fällt dir nichts auf?«
    Tobias schüttelte den Kopf. »Auffallen? Was soll mir denn auffallen?«, fragte er verständnislos.
    »Wir segeln über den Steuerbordbug.«
    Tobias warf einen zweiten, aufmerksameren Blick auf das Deck. Richtig, es war stark nach Steuerbord geneigt, sodass die Backbordreling wie bei einer Wippe dementsprechend hoch aufragte. Aber er begriff nicht, weshalb Sadik ihn darauf hinwies. »Ja, du hast Recht, wir segeln im Augenblick über Steuerbordbug. Aber was ist daran so besonders?«
    »Dass der Wind von Backbord kommt!«, antwortete Sadik grimmig. »Schau zu den Segeln hoch. Fällt dir an der Segelstellung etwas auf?«
    Tobias schüttelte erneut den Kopf und fand Sadiks Benehmen höchst seltsam – aber auch beunruhigend, denn er wusste, dass der Beduine ein genialer Beobachter mit einer extremen Wahrnehmungsgabe war. »Tut mir Leid, aber ich verstehe noch immer nicht, worauf du hinauswillst«, gab er zu.
    »Als wir losgesegelt sind, kam der Wind aus Nordost bis Südost. Deshalb brauchte die Alouette auch nicht zu kreuzen, sondern konnte vor dem Wind und über Backbordbug segelnd direkt auf die Küste zuhalten«, erklärte Sadik ihm. »Jetzt aber liegt die Brigantine über Steuerbordbug und der Wind kommt fast querab von Backbord.«
    »Der Wind hat wohl gedreht«, nahm Tobias an.
    »Um hundertachtzig Grad? Unmöglich!«
    »Ja, aber … auf was willst du hinaus?«
    »Dass dieser Sohn eines räudigen Schakals heimlich den Kurs geändert hat und wieder auf die französische Küste zuhält!«, stieß Sadik zornig hervor.
    »Nein! Das kann er nicht machen!«, rief Tobias erschrocken.
    »Aber er tut es, Allah ist mein Zeuge!«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Tobias bestürzt.
    »So sicher, wie man sich nur sein kann. Er betrügt uns, und um das sagen zu können, brauche ich noch nicht einmal einen Kompass. Gerade habe ich einen Blick auf die Sterne erhascht. Hoch oben zu unserer Rechten habe ich das Sternzeichen des Regulus des Großen Löwen gesehen. Dabei müssten dort Pegasus, Wassermann und Atair stehen, wenn wir auf die englische Küste zuhalten würden. Nein, die Sternenbilder beweisen eindeutig, dass Leon glaubt, uns ein einsames Stück französischer Küste für englische Gestade verkaufen zu können!«
    Tobias wurde es flau im Magen. »Und was tun wir jetzt?«
    »Ich werde ihn zur Rede stellen! … Notfalls werde ich ihn zwingen den Kurs zu wechseln und zu seinem Wort zu stehen!«, antwortete Sadik mit kühler Entschlossenheit.
    Kapitän Leon stand auf dem Achterdeck beim Rudergänger. Ihm war nicht entgangen, dass seine beiden Passagiere an Deck gekommen waren und einen schnellen Wortwechsel geführt hatten.
    Sadik und Tobias bewegten sich vorsichtig über das Deck zwischen Backbordschanzkleid und Deckaufbauten, sich stets festen Haltes versichernd.
    Leon trat ihnen einige Schritte entgegen. »Was suchen Sie bei diesem Seegang hier oben?«, schnauzte er sie mit unverhohlener Unfreundlichkeit an. »Sehen Sie zu, dass Sie wieder unter Deck kommen, bevor Sie über Bord gehen! Sie sind hier nur im Wege, das habe ich Ihnen doch schon einmal gesagt!«
    Sadik fixierte ihn und erwiderte kühl: »Wenn Sie Ihr Schiff wieder auf den richtigen Kurs bringen, so wie es vereinbart war, werden wir Sie nicht länger belästigen.«
    Leon konnte sein Erstaunen, dass man sein Manöver durchschaut hatte, nicht verbergen. Doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle, kniff die Augen zusammen und bellte empört: »Erzählen Sie mir nicht, wie ich mein Schiff zu segeln habe! Ich habe die Alouette immer auf dem richtigen Kurs! Und jetzt gehen Sie!«
    »Die Brigantine segelt auf südwestlichem Kurs, capitaine! Und in der Richtung mag vielleicht Cherbourg liegen, niemals aber die englische Küste!«, widersprach Sadik scharf. »Und ich habe Ihnen nicht sechs Goldstücke dafür bezahlt, dass Sie uns von einer einsamen französischen Bucht zu einer anderen bringen!«
    »Unsinn!«, fauchte Leon. »Es hat alles seine Richtigkeit.«
    »Dann scheinen die Sterne über Nacht ihre Plätze am Himmel vertauscht zu

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