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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Wasser über sie ausgegossen, und bei diesem einen blieb es nicht.
    Die Brigantine lag beigedreht und in respektvoller Entfernung von der Küste. Die Männer mussten sich kräftig ins Zeug legen, um bei der aufgewühlten See auch Fahrt über Grund zu machen. Die Linien des Zweimasters mit dem schlanken Aufbau auf dem Achterdeck wirkten elegant und wiesen darauf hin, dass es ein schnelles Schiff war, wenn Kapitän und Mannschaft ihr Handwerk verstanden. Tobias war von ihrem Anblick begeistert und vergaß für einen Augenblick sogar die unangenehmen Wassergüsse, die nun mit schöner Regelmäßigkeit über sie niedergingen. Kein Wunder, dass die Seeleute ihnen diese Plätze so weit vorn zugewiesen hatten!
    Die Alouette machte aus der Entfernung und zumal bei Nacht tatsächlich den Eindruck eines stolzen und prächtigen Schiffes. Doch Sadik war skeptisch. Einem Mann wie Jean-Baptiste Leon traute er kein Schiff zu, das ohne Makel war – schon gar nicht eines von der Größe einer Brigantine. Es musste schon einen Grund geben, warum die Alouette nur im Küstenhandel unterwegs war, statt die Meere zu befahren.
    Die Antwort fand er, als sie auf wenige Bootslängen herangekommen waren und auf die Jakobsleiter zuhielten, die in Lee von der Bordwand hing.
    »Ein Seelenverkäufer«, murmelte er leise und gar nicht überrascht vor sich hin. Noch nicht einmal die Dunkelheit konnte das heruntergekommene Aussehen der Alouette völlig kaschieren. Sein scharfes Auge fiel auf die zahlreichen Stellen am Rumpf, wo großflächig und wenig sorgfältig Planken ausgetauscht worden waren. Er glaubte sogar, den Geruch von verrottetem Holz wahrnehmen zu können, was aber wohl doch auf Einbildung beruhte.
    Viermal krachte das Beiboot gegen die Bordwand, ohne dass es einem von ihnen gelang, der Jakobsleiter habhaft zu werden. Beim fünften Versuch bekam Moustique sie endlich zu fassen. Es war wie ein Tanz auf Eiern, sich im Boot aufzurichten und nicht die Balance zu verlieren. Tobias kletterte voran, gefolgt von Jana, die sich den Bambuskäfig über die Schulter gehängt hatte, und Sadik. Als er an der Bordwand hochkletterte, fand er sein Urteil über den schlechten Zustand der Brigantine bestätigt. An manchen Stellen waren die Bordplanken so weich, dass er seinen Fingernagel mit Leichtigkeit ins Holz bohren konnte. Es überraschte ihn nun nicht mehr, dass Leon es vorzog, mit seiner Alouette in Küstennähe zu bleiben.
    Als er sich über die Bordwand schwang und endlich an Deck stand, genügte ein weiterer Blick auf die allgemeine Unordnung und die zerschlissenen Segel, von denen einige Flickenteppiche aus Segeltuch zu sein schienen, um seine geheimen Befürchtungen zu bestätigen. Aber er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass es sich bei diesem Gewitter glücklicherweise ja nicht um einen ausgewachsenen Sturm handelte, wie er ihn mehr als einmal mit Sihdi Roland auf ihren Reisen rund um Afrika und um das Kap der Guten Hoffnung nach Sansibar und Madagaskar erlebt hatte, und der englische Kanal war, auch wenn man ihn nicht unterschätzen sollte, nicht der Atlantik oder der Indische Ozean. Diese kurze Reise sollte die Alouette also noch schaffen.
    Auch Tobias entging der schäbige Zustand des Schiffes bei näherem Hinsehen nicht, was seine Begeisterung für die Brigantine mit den eleganten Linien stark dämpfte. »Von wegen Lerche!«, murrte er enttäuscht. »Von nahem sieht sie eher wie eine arg zerzauste Eule aus!«
    Jana lachte leise auf, und es klang ein wenig gezwungen.
    Leon trat auf sie zu, während das Beiboot am Heck der Brigantine hochgehievt und dort an ihren Davits festgemacht wurde. Er konnte nicht schnell genug seine sechs Goldstücke einheimsen. Als er sie unter Deck verbannen wollte, erhob Sadik heftigen Einspruch.
    »Wir bleiben lieber an Deck. Mich hat die Erfahrung gelehrt, dass man bei unruhiger See unter Deck schneller seekrank wird«, sagte er.
    Leon lachte geringschätzig. »Landratten! Aber stehen Sie meinen Männern bloß nicht im Weg herum. Gehen Sie nach achtern!«
    »Ein ganz liebreizender Bursche«, meinte Tobias sarkastisch, als der kurzbeinige Klotz von einem Kapitän außer Hörweite war.
    »Ja, und er passt so trefflich zu seinem Schiff«, sagte Jana.
    »Es war schon immer so, dass man Benehmen am besten von denen lernen kann, die keines haben«, vermochte Sadik auch dem grobschlächtigen Verhalten von Leon noch seine guten Seiten abzugewinnen.
    Sie begaben sich auf das Achterdeck, wo ihnen die etwa brusthohen

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