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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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haben«, antwortete Sadik mit beißendem Spott. »Ein Blick auf den Kompass wird es ja zeigen.«
    »Wir lassen uns nicht von Ihnen betrügen!«, warf Tobias nun erbost ein.
    Leon verstellte Sadik den Weg. »Keinen Schritt weiter, du dreckiger Heide!«, herrschte er ihn an und stieß einen scharfen Pfiff aus.
    Sadiks Hand ging zum Messer. Doch seine Hand griff ins Leere. Als er seine Kleider gewechselt hatte, hatte er sein kostbares Messer aus der Scheide gezogen, sorgfältig vom Salzwasser gesäubert und unten in seinen Kleidersack gelegt, damit es nicht durch die Kajüte flog und jemanden verletzte. Denn die Scheide, die innen mit Holz ausgeschlagen war und sich dort schlecht reinigen ließ, hatte er an seinem geflochtenen Ledergürtel gelassen, den er gleichfalls zum Trocknen mit Hose und Jacke in der Messe über eine Seekiste gelegt hatte.
    Tobias hörte ein Sirren hinter sich. Alarmiert drehte er sich um. Im selben Augenblick sah er einen Mann an einem Tau auf sich zufliegen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er zudem mehrere Gestalten, die aus der Takelage auf das Deck und das Dach der brusthohen Aufbauten sprangen.
    Der Mann streckte die Beine aus und traf Tobias mitten vor die Brust. Er wollte aufschreien, doch aus seiner Kehle drang nur ein atemloses Krächzen. Gleichzeitig wurde er, wie von einem Schmiedehammer getroffen, nach hinten geschleudert. Dabei riss er Sadik mit zu Boden, dem Leon noch einen Faustschlag versetzte.
    Tobias schlug mit dem Kopf hart auf die Decksplanken. Er spürte noch einen stechenden Schmerz und wie ein Gewicht, das ihm wie eine Tonne vorkam, ihn zu Boden presste. Er konnte weder schreien noch Atem holen. Dann explodierte der Schmerz hinter seinen Augen und er versank in einer Schwärze, in der alle Sinne ausgeschaltet waren. Er sah und hörte nichts mehr, und der Schmerz war vorbei, wie sich auch die Alouette, Leon und die aufgewühlte See in schwarze Stille aufgelöst hatten.
     

 
Die einzige Chance!
     
    Mit lautem Knall wurde eine Tür zugeschlagen und ein Riegel von außen vorgeschoben. In Tobias’ Kopf klang es wie der Kanonendonner eines Kriegsschiffes, das aus dutzenden von Stückpforten eine Breitseite abgefeuert hatte. Ohne sich dessen bewusst zu sein, verzog er das Gesicht und stöhnte.
    »Tobias! … Tobias! … Bitte, komm doch endlich zu dir!«
    Eine vertraute Stimme durchdrang die dröhnende und abgrundlose Schwärze. Sie erreichte ihn nur ganz schwach und war wie ein Flüstern im Wind, aber immerhin nahm er sie wahr.
    »Alle Arzneien dieser Welt reichen nicht aus, um ihrer Gifte Herr zu werden. Aber keine Sorge, seine Ohnmacht ist nur von kurzzeitiger Dauer. Das größere Übel harrt unser erst noch – und zwar jenseits der verschlossenen Tür.«
    Eine weitere Stimme. Diesmal klarer. Sadik?
    Sadik!
    Leon! Der Kurswechsel der Alouette! Er hatte sie betrogen! Aber sie mussten doch nach England!
    Die Erinnerung setzte wieder ein. Tobias kam zu sich. Und das Erste, was er spürte, war kaltes Wasser, das ihm über das Gesicht lief. Er öffnete die Augen. Benommen blickte er in Janas besorgtes Gesicht, das sofort einen erleichterten Ausdruck annahm. Sie hielt ein feuchtes Tuch in der Hand. War das nicht ihre Bluse, die sie zum Trocknen über die Sitzbank gelegt hatte?
    »Endlich!«, rief sie.
    Sadik kam in sein Blickfeld. »Allah sei Dank, dass du wieder bei dir bist und einen Schädel hast, der so hart ist wie eine Kokosnuss. Hast du dir beim Sturz irgendetwas gebrochen?«, fragte er mit ernster Sorge, beugte sich über ihn und tastete ihn ab.
    Tobias stellte fest, dass er auf dem Boden lag, und setzte sich vorsichtig auf. Jetzt nahm er auch die Bewegungen der Alouette wieder bewusst wahr. Noch immer heulte der Wind im Rigg, wenn auch nicht mehr so laut wie zuvor. Auch das Auf und Ab des Schiffes erschien ihm weniger stürmisch. War er lange bewusstlos gewesen?
    »Nein … nein, ich glaube nicht«, erwiderte er benommen und fasste sich an die Brust. Sie schmerzte ein wenig, wo ihn der Tritt des Seemanns getroffen hatte. Doch Rippen waren bei diesem brutalen Zusammenprall zum Glück nicht gebrochen. Sonst hätte er wohl bei jedem Atemzug rasende Schmerzen gehabt. »Mir brummt nur der Schädel.«
    »Kein Wunder«, meinte Sadik, der eine kleine Schürfwunde am rechten Kinn davongetragen hatte. Sie rührte von Leons Ring her, als der Kapitän seinen Sturz mit einem Faustschlag buchstäblich nachdrücklich beschleunigt hatte.
    Tobias sah sich um. Sie befanden sich noch immer

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