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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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denken konnte. Was immer ihn interessierte, was immer er nicht sofort verstand, Chang nahm sich die Zeit, ihm Funktion und Zusammenhänge zu erklären. Jana hätte ihren ›einsilbigen‹ Kantonesen nicht wiedererkannt, und als Tobias ihr von Changs Verwandlung berichtete, hatte sie erst Schwierigkeiten ihm zu glauben. Als sie sich dann doch ein zweites Mal hinunter in die Katakomben begab, um Tobias daran zu erinnern, dass sie doch mit Sadik nach Farnham fahren wollten, fand sie einen scheinbar unverändert einsilbigen Chang vor, der in den Minuten ihrer Gegenwart auch Tobias kaum eines Wortes würdigte.
    »Was für eine herzliche Freundschaft doch zwischen euch besteht! Und dieser Redestrom eurer Unterhaltungen!«, spottete sie, als sie nach oben gingen. »Du hast wirklich nicht übertrieben.«
    »Wenn wir unter uns sind, ist er wie umgewandelt!«, beteuerte Tobias.
    »Natürlich. Ich jage ihm dermaßen Angst ein, dass er kein Wort zu sagen wagt, weil er fürchtet, ich könnte ihm die Pest an den Hals hexen!«
    »Er ist anders«, beharrte Tobias, ließ das Thema aber fallen. Als sie Stunden später aus Farnham zurückkehrten, wo sie Einkäufe für ihre Reise nach Ägypten getätigt hatten, begab er sich sofort zu Chang hinunter und fragte ihn ruhig, aber bestimmt, warum er sich vorhin so merkwürdig und distanziert verhalten hatte.
    »Wer sich nicht selbst bemüht, dem mag ich nicht weiterhelfen; wer nicht selbst das Wort sucht, dem zeige ich es nicht«, rezitierte Chang, ohne die Feile aus der Hand zu legen. »So steht es bei Konfuzius geschrieben.«
    »Aber Jana bemüht sich doch!«, wandte Tobias ein.
    Chang sah zu ihm auf, strich über seinen dünnen Kinnbart und lächelte. »Nicht um mich, um dich bemüht sie sich. Glaube mir, ich habe nicht das Geringste gegen sie. Aber es ist nun mal nicht meine Art zu reden, um eine Stille auszufüllen, die ich als solche gar nicht empfinde. Ich bin gern allein. Und was das Reden angeht, so sagte Konfuzius: ›Bedenke: Die guten Taten eines Lebens können durch ein Wort ausgelöscht werden! Ist da nicht Vorsicht geboten?‹«
    »Wäre doch nur Parcival bei Konfuzius in die Lehre gegangen«, meinte Tobias und ließ die Angelegenheit damit auf sich beruhen.
    Die Tage eilten förmlich dahin, waren vom Morgen bis in den
    Abend mit vielfältigen Beschäftigungen ausgefüllt. Dazu gehörten mehrfache Besuche beim Schneider Lester Rutherford und seiner pummeligen Frau Martha in Farnham. Da sie nach ihrer Flucht aus Paris zur Küste und dann über den Kanal kaum noch ein ordentliches Kleidungsstück besaßen, waren diese Besuche, die Sadik als genauso lästig empfand wie Tobias, unumgänglich geworden. Zudem hatte ihr Gastgeber darauf bestanden, dass die Rutherfords ihnen auf seine Kosten ein Kostüm für das bevorstehende Fest auf Mulberry Hall schneiderten.
    Die Vorbereitungen für das gesellschaftliche Ereignis nahmen Rupert Burlington von Tag zu Tag mehr in Anspruch. Es wurden über dreihundert Gäste erwartet, und er hatte alle Hände voll zu tun, um bei den vielen Details, die zu bedenken waren, den Überblick nicht zu verlieren. Sein Sekretär James Smith, ein blasser, unauffälliger junger Mann mit einem Gesicht, das schon dem Vergessen anheimgefallen war, kaum dass man sich umgedreht hatte, nahm ihm zwar einen Großteil der Arbeit ab. Doch auch so blieb noch genug für ihn zu tun.
    Zudem kümmerte sich Rupert Burlington auch schon um die Organisation und Buchung ihrer Überfahrt nach Ägypten.
    »Wie ich in Erfahrung gebracht habe, läuft die Arcadia drei Tage nach unserem Fest aus dem Hafen von Portsmouth aus, mit Kurs auf Alexandria«, teilte er ihnen mit. »Die Arcadia ist ein gutes Schiff und Frederick Cornally ein erfahrener Captain, dem ich mich schon auf mehreren weiten Reisen anvertraut habe. Vorsorglich habe ich zwei Kabinen für Sie gebucht. Ich habe auch meinem alten Freund Odomir Hagedorn in Cairo eine Nachricht zugeschickt, die ihn von Ihrem Kommen und Ihrem voraussichtlichen Ankunftstermin unterrichtet. Er wird entzückt sein, Sie in seinem Haus als seine Gäste begrüßen zu können.«
    »Nach Ihrem Schreiben dürfte er zumindest den Eindruck gewinnen, dass er gar keine andere Wahl hat«, merkte Sadik mit leichter Kritik an dem vorschnellen Handeln an, das nicht mit ihnen abgesprochen war.
    »Ach was! Odomir wird sich über Ihren Besuch freuen, das können Sie mir glauben!«, versicherte Rupert Burlington. »Und wozu hat man Freunde, mein bester

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