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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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hier noch nicht fertig zu sein.
    Zwei, drei Schritte, unendlich schienen sie ihm, dann stand er vor der aufgetrennten Blechwand. Er sah Holzverschläge wie in den Konzentrationslagern. Es roch nach Urin und Erbrochenem, aber das war es nicht, was Walcher zurücktaumeln ließ. Die Angst war es, die aus dem Verschlag strömte und ihn wie ein gewaltiges Monster ansprang.
    Wie konnten Menschen, die für Reichtum oder Sex den Tod und die unsägliche Qual von Kindern billigend in Kauf nahmen, mit einer solchen Schuld leben, ohne in den Wahnsinn getrieben zu werden? Und auch diejenigen, die ihre Augen und Ohren verschlossen, damit sie das Leid der Kinder nicht sahen und deren verzweifelte Schreie nicht hörten. Was musste noch alles geschehen, damit sie ihre Scheuklappen ablegten?

Auf der Krim
    Die Sonne verwandelte das Meer in rot glühende Lava, die ihre Farbe nur langsam verlor, als die feurige Kugel am Horizont darin eintauchte und mit ihr verschmolz. Ilija Dargilew hielt ein unverschämt wertvolles Glas aus dem Familienbesitz seiner Frau in der Hand, gefertigt gegen Ende des zweiten Jahrhunderts nach Christus in Tyros, dem syrischen Glasbläserzentrum, und nun mit rotem Krimskoje gefüllt.
    Er liebte diesen wuchtig-süßen Sekt, den Champagner der Krim. Genießerisch lehnte er sich zurück und nahm sein Buch wieder auf. Geschichtsbücher betrachtete er als unerschöpfliche Ratgeber. Gerade las er über Hitler. Der Wahnsinnige hatte doch tatsächlich geplant, eine Autobahn an die Krim bauen zu lassen. Was wäre dann wohl aus der göttlichen Ruhe hier geworden?, dachte Ilija. Obwohl, eine Autobahn würde die Grundstückspreise … Nein, die Ruhe war unbezahlbar. In den vergangenen Tagen war es ohnehin alles andere als ruhig gewesen. In der Hälfte der Zimmer rumorten bis in die Abendstunden hinein Bauarbeiter, denn Ilija organisierte gerade in Rekordzeit die Renovierung seines zukünftigen Wohnsitzes. Gut, dass er die Villa schon vor einiger Zeit gekauft hatte. Moskau wäre zurzeit ein zu heißes Pflaster für ihn. Es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass nicht nur seine Immobiliengesellschaften zerschlagen werden sollten, sondern auch seine Schattenwirtschaft, sein Syndikat.
    Die Konkurrenten, mit denen er bislang in einer quasi friedlichen Koexistenz gelebt hatte, traten in der letzten Zeit zunehmend aggressiv auf, in beinahe allen Geschäftsfeldern. Da wurden bis dato geheime Lagerplätze und Lieferungen seiner Drogenorganisation überfallen und geplündert. Mitarbeiter wurden abgeworben, oder sie verschwanden einfach spurlos. Das Gleiche geschah im Handel mit »frischen Hühnchen«, wie auch Ilija das Geschäftsfeld Menschenhandel und Prostitution bezeichnete. Alkohol, Schutzgelderpressung, Waffenhandel, Diamanten, Autos oder Zigaretten – in allen Bereichen meldeten seine Leute, wenn sie sich überhaupt noch meldeten, Krieg!
    Es herrschte Krieg in der Schattenwelt. Und zwar an mehreren Fronten gleichzeitig. Und ihm war klar, dass er diesen Krieg nicht gewinnen konnte. Nicht gegen einen so mächtigen Mann wie Russlands Präsidenten, unter dessen Protektion sich andere Syndikate ermutigt sahen, Ilija herauszufordern. Ja, vermutlich waren sie sogar von staatlichen Stellen dazu aufgefordert worden, ihm den Kampf anzusagen, selbstverständlich inoffiziell.
    Deshalb war Ilija auf die Krim geflüchtet. Hier fühlte er sich in Sicherheit, weil niemand von diesem Anwesen wusste. Die Verhandlungen über den Kauf, den notariellen Eintrag in das Grundbuch, die Bezahlung, alles hatte er allein erledigt. Weder seine Frau noch sein einstiger Freund, der Präsident, niemand war in seine Pläne eingeweiht, in kluger Voraussicht, wie er sich nun bitter eingestehen musste. So fuhr er denn auch nur mit seiner Frau auf die Krim, ohne Begleitung der sonst üblichen Leibwächter, wie ein normales Ehepaar auf Urlaubsreise. Reja-Mira war überrascht und begeistert von der Idee gewesen, sich auf der Krim niederzulassen. Sie genoss das Ambiente der stattlichen Villa, auch wenn sie mit dem ersten Empfang dort, den sie sofort zu planen begann, noch einige Monate warten müsste, so lange eben, bis die aufwendigen Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren. Sie träumte von rauschenden Bällen, angeregten Salongesprächen, Ausflügen mit der Segelyacht, die im Trockendock generalüberholt wurde. Sie würde Soirees geben mit Literaten, Musikern und Malern und das Haus zu einem neuen kulturellen Zentrum des Landes machen. Sie hob ihr Glas

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