Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
sie an einem Tag gleich zwei dieser Bordellhöllen auffliegen lassen, aber allein in Berlin ging man von Hunderten solcher illegal betriebenen Bordelle aus. Walcher überkam inmitten dieser scheußlichen Szenerie eine starke Sehnsucht nach seinem Zuhause. Auch Brunner sah nicht aus, als würde er sich gern in die Großstadt versetzen lassen.
Moosmann las eine Botschaft vom Polizeipräsidenten vor: Herzlichen Dank allen an dieser Operation Beteiligten, die erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Es wird jedoch noch vieler solcher Einsätze bedürfen, um diesen unsäglichen Menschenhändlern das Handwerk zu legen.
Auf eine weiterhin erfolgreiche Arbeit.
Anschließend wurde Manöverkritik betrieben. So reibungslos die Einsätze dem Anschein nach auch verlaufen waren, bei größerer Gegenwehr hätte es anders ausgehen können.
Walcher war überrascht, mit welch sachlicher Offenheit die Beamten der Einsatzteams über Pannen und Probleme sprachen. Am Ende der Sitzung nahm der Einsatzleiter Walcher und Brunner beiseite. »Sie können mich jetzt gerne zum Krankenhaus begleiten, ich möchte den Teddybären abgeben, und Sie können noch diese Frau sprechen, die Sie kennen. Später bekommen alle Betroffenen erst mal ’ne Schlaftablette.«
Alle drei Männer konnten nur mit Mühe ihre Rührung verbergen, als die kleine Rodica ihren Teddy bekam. Sie drückte ihren verloren geglaubten Freund an ihre Wange, und kurz huschte ein Lächeln über ihr blasses Gesicht. Dann bekam sie eine Schlaftablette, um seit langem endlich wieder eine Nacht lang durchzuschlafen.
Walcher klärte auch Moosmann auf, woher er Jeswita Drugajew kannte und was sie durchgemacht hatte. Vor allem aber legte er ihm ans Herz, sich Jeswitas exzellentes Gedächtnis zunutze zu machen. Ein Zimmer weiter strahlte Jeswita Walcher an, als wäre er der Initiator dieser Befreiungsaktion. Walcher stellte die beiden Kommissare vor und bat den Übersetzer, diesen Irrtum aus der Welt zu schaffen. Jeswita nickte zwar, aber Walcher würde vermutlich ihr Held bleiben. Spontan bot sie sich dem Kommissar als Zeugin an. »Ich war in Zürich kurz im Himmel und bin wieder in der Hölle gelandet. Geschworen habe ich mir, dass ich alles tun will, damit alle diese Schweine ins Gefängnis kommen.«
Resolut trieb eine Schwester sie aus dem Zimmer, denn auch hier sollten die Patienten in den Schlaf versetzt werden. Walcher erkundigte sich bei Moosmann nach dem Grund der erstaunlich hohen Polizeipräsenz, die ihm schon bei der Ankunft im Krankenhaus aufgefallen war. Eingang und Stockwerk waren geschützt wie der Hochsicherheitstrakt in einem Gefängnis.
»Vor einem halben Jahr konnten wir in einer ähnlichen Aktion auch Frauen befreien – für genau fünf Stunden. Dann stürmte eine kleine Armee ins Krankenhaus und holte die Frauen wieder heraus. Nach Zeugenaussagen sahen die Leute wie Russen aus und waren mit russischen Maschinenpistolen bewaffnet, wie die spätere Auswertung eines Videos ergab.« Moosmann lächelte Walcher an, als er weitersprach. »Wir haben alles drangesetzt, damit die Presse den Vorfall nicht aufbauschte. Bitte wärmen Sie deshalb diese Sache nicht auf.«
Walcher nickte, und das schien Moosmann zu genügen, denn er ging nicht weiter darauf ein.
»Diese russischen Mafiosi leben hier nach ihren eigenen Gesetzen. Sie bewegen sich wie Wölfe in einer Schafherde. Dagegen sind unsere einheimischen Ganoven geradezu liebenswert.« Moosmann schüttelte den Kopf, so als könnte er nicht glauben, was er erzählte. »Die russischen Banden verhalten sich, als gäbe es keine Polizei, kein Recht und keine Ordnung. Als stünden sie im Krieg gegen uns, gehen sie mit unglaublicher Brutalität vor. Und sie tun das mit einem Selbstverständnis, als wären sie im Recht. Schutzgelderpressung, Glücksspiel, Drogen, Prostitution, Menschenraub, Autohandel, Auftragsmord … Was darf’s sein? Wir haben inzwischen drei ständige Sonderkommissionen eingerichtet, die sich ausschließlich mit den Russen beschäftigen. Nur zwei SOKO s kümmern sich um den Mittelmeerraum und Vorderasien. Und für das übrige Europa kommen wir mit einer SOKO aus. Daran sehen Sie, wie sich die Gewichte verlagert haben. Was die Brutalität betrifft, werden die Russen nur noch von den Triaden getoppt, die sich auch längst bei uns breitgemacht haben. Allerdings treten die Asiaten nicht so selbstbewusst auf, sie bewegen sich eher leise und im Untergrund.«
Moosmann holte tief Luft. »So, wenn die Herren aus
Weitere Kostenlose Bücher