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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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politischen Händel, die der neue Geheime Ratspräsident
zurechtfeilte, die Seilschaften und Fallen, die er unablässig
knüpfte – auch das war ihm aus tiefster Seele zuwider. Aber
was hätte er machen sollen? Der junge Christoph Ludwig von
Seckendorff-Aberdar hatte, ohne dass er, der Markgraf, recht mitbekam
wie, das Regiment am Hof übernommen. Dessen Onkel, der alte, bedächtige
Seckendorff, konnte oder wollte mit der ehrgeizigen, scharfzüngigen Art
des Jungen nicht mithalten. War es ein Fehler gewesen, dass er ihn von
seinem Posten als Geheimer Ratspräsident enthoben und den Neffen dazu
ernannt hatte? Andererseits war es doch auch gut, dass der mit seinen
Verbindungen zum Wiener Hof dafür gesorgt hatte, dass Fritz im
vergangenen Jahr endlich den Adelsbrief bekam. Der Bub konnte sich
jetzt vor der ganzen Welt Freiherr von Falkenhausen nennen. Auch seine
Elisabeth, die Liebste von allen, war jetzt eine Madame Falkenhausen.
In Charles' Schädel brummte es. Der junge Seckendorff zeigte den
Preußen endlich mal eine andere Gangart. Also musste man schauen, wie
man mit ihm klarkam.
    Charles seufzte tief und erhob sich schwerfällig. Bevor er zu
seiner Kutsche schlurfte, die ihn das kurze Stück zum Weißen Schloss
fuhr, wo er schlafen wollte, drückte er dem verdutzten Kersmackers noch
zwei Goldstücke in die Hand. Das war mehr als dessen Jahresgehalt.
Heute, so sagte sich der Markgraf, wollte er noch nicht sparen.
    Freiherr von Seckendorff-Aberdar, der neue
starke Mann in Ansbach, saß an diesem Abend tief gebeugt über seinen
Notizen und geheimen Korrespondenzen. Ihm gegenüber hatte der Geheime
Rat von Hütten zu Frankenberg Platz genommen und schaute ihn
verschwörerisch und zugleich ergeben an. Das Projekt war gerade erst
geboren worden. Jetzt, so betonte Christoph Ludwig Seckendorff, musste
es mit der allergrößten Geheimhaltung und Sorgfalt entwickelt werden.
Der junge, in Berlin als kaiserlicher Gesandter geschulte Freiherr
drückte die Fingerkuppen seiner beiden Hände gegeneinander. Seine lange
Nase zuckte unmerklich, wie immer, wenn er sich außerordentlich gut
fühlte. Der Markgraf war mehr und mehr Wachs in seinen Händen, und er
konnte ungestört die Drähte ziehen, die die Höfe in London, Den Haag
und Wien in Bewegung setzen würden. Preußen würde sich noch wundern!
Seckendorff kicherte so boshaft, dass sein Gegenüber verwundert von den
Schriftstücken aufschaute. Nur über die Rolle der Markgräfin war sich
der Premierminister noch nicht im Klaren. Bei ihrem letzten Besuch in
der Residenz, was allerdings auch schon wieder ein Dreivierteljahr
zurücklag, hatte er versucht, Caroline von Crailsheim auszuhorchen.
Würde Königliche Hoheit versuchen, den Markgrafen streng auf
preußischem Kurs zu halten? Was bekam sie dafür von ihrem Bruder? Wie
würde sie reagieren, wenn sich Ansbach außenpolitisch anderweitig
engagierte?
    Caroline hatte mit honigsüßem Lächeln das Geld, das er ihr
gab, in ihren Ausschnitt geschoben und dann – dem jungen
Seckendorff wurde es immer noch heiß, wenn er daran dachte –
ihren Rock angehoben, das Knie hochgezogen und ihm zwischen die Beine
gedrückt. »Ich werde sehen, was sich für Sie tun lässt«, hatte sie
dabei geflüstert und ihn fassungslos stehen lassen. Heistermann, obwohl
inzwischen schon fast blind, hatte mitbekommen, wie sie ihn gefoppt
hatte, und erzählte es im ganzen Schloss herum. Auf seine Fragen hatte
er bis heute keine Antwort bekommen.
    Friederike hatte gerade ein pralles
Schweineherz vor sich auf einem blank gescheuerten Holztisch liegen,
als ihr Caroline Wochen später und ganz nebenbei von Seckendorffs
Versuchen erzählte, sie als Spionin anzuwerben. Friederike hatte nur
leicht die Achseln gezuckt und entgegnet, sie habe jetzt Wichtigeres zu
tun, als sich über die Ansbacher Kabalen den Kopf zu zerbrechen. Ach,
und noch etwas, sie solle doch bitte die Tür gut hinter sich schließen.
Die Dienstboten oder gar die Kammerherren sollten auf keinen Fall
mitbekommen, was sie hier machte.
    Tatsächlich hatte Friederike sogar das Schlüsselloch von innen
mit einem kleinen Stück Wolle zugestopft. Man wusste ja nie. Seit sie
sich nicht mehr schminkte und Harveys Untersuchungen über den
geschlossenen Blutkreislauf studiert hatte, hatte sie ihre
Forschungsarbeiten wieder aufgenommen. Ganz im Geheimen, versteht sich.
Den Dienern log sie vor, ihren Lieblingshund verlange es nach frischen
Innereien, weshalb sie sich noch warm dampfende Lungen,

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