Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
der Garten hier ist nicht sehr groß. Es ist kaum möglich, hier etwas zu verstecken.«
Alduin musste ihm Recht geben. »Stimmt. Es wird wohl besser sein, wenn wir die Falken zurückrufen«, meinte er.
Die Jungen verbanden sich wieder mit ihren Vögeln. Rihscha schwebte auf einer Warmluftströmung sehr hoch über der Stadtmitte. Als Alduin sich mit den Augen seines Falken in der Szene im Garten sah, erschrak er. Calborth hatte ihn gewarnt vor dieser Art des gespaltenen Bewusstseins. Gleichzeitig aber wurde ihm auch klar, dass die Position dieselbe war wie die des Falken in seinem Traum. Der Falke hatte ein dunkles Etwas bemerkt, einen dunklen Schatten direkt neben der Bank, auf der Alduin jetzt mit den Freunden saß.
»Wir sitzen genau drauf!«, rief er. Die anderen Jungen zuckten zusammen. Alduin sprang auf und gab den anderen ein Zeichen, aufzustehen. Er schob und zerrte an den Ecken der Bank. Sie ließ sich nicht bewegen.
»Warte mal«, rief Rael. »Was machst du da eigentlich?«
»Die Bank«, keuchte Alduin aufgeregt. »Ich glaube, etwas ist darunter versteckt.«
Sie starrten sie an. Es war ein einfacher rechteckiger Block, aus poliertem Stein, der an beiden Enden auf senkrechten Platten ruhte. Doch als sie jetzt genauer hinsahen, fiel ihnen ein Unterschied zu den anderen Bänken in dem Garten auf: Diese Bank stand nicht direkt auf der Erde, sondern auf einer weiteren rechteckigen Steinplatte. Durchaus möglich, dass sich darunter etwas verbarg.
»Vielleicht denken wir erst einmal nach, wie es gehen könnte, bevor wir unsere Kräfte vergeuden«, schlug Twith vor. Er überlegte kurz, dann meinte er: »Wahrscheinlich lässt sich die Bank nur in eine Richtung bewegen - entweder dreht sie sich um ihre eigene Achse oder sie lässt sich längs oder quer verschieben. Wenn sie schon lange nicht mehr bewegt wurde, werden wir wahrscheinlich all unsere Kraft einsetzen müssen.«
»Versuchen wir sie zuerst einmal zur Seite zu schieben«, schlug Rael vor.
Als sie die Bank gemeinsam wegschoben, bewegte sie sich anfangs nur schwerfällig, doch dann plötzlich schien sich ein raffinierter Mechanismus in Gang zu setzen, der die Bank leicht anhob, sodass sie wie auf Schienen direkt über dem Boden entlang glitt und abrupt zum Stillstand kam.
Völlig verblüfft starrten die Jungen in einen langen, schmalen Tunnel. Eine steile Treppe führte in die Dunkelheit.
Die drei Falken waren inzwischen wieder gelandet. Sie schienen die Erregung der Jungen zu spüren und beäugten neugierig den Schacht.
»Wir brauchen Fackeln!«, rief Alduin.
»Aber was ist mit den Falken?«, fragte Twith nervös. »Wir können sie nicht mitnehmen!«
»Richtig. Wir müssen die Falken zuerst in ihre Käfige zurückbringen«, sagte Alduin. »Und überhaupt wäre es besser, wenn wir nicht alle hinuntersteigen würden.«
Schließlich beschlossen sie, dass Twith und Gandar mit ihren Falken Astar und Kwell Wache halten sollten. Alduin und Rael brachten Rihscha in seinen Käfig zurück. Sie beschafften sich Fackeln, um dann den unterirdischen Gang zu erkunden.
»Wenn ihr euch mit den Falken hier auf die Bank setzt, wird keiner den Tunneleingang bemerken. Wir bringen euch etwas zu essen mit.«
Bald darauf kehrten Alduin und Rael mit Futter für die Falken und Resten vom Frühstück für die Jungen zurück. Die Aufregung hatte sie sehr hungrig gemacht. Endlich kam der Moment, die Fackeln anzuzünden.
Rael verband sich kurz mit seinem Falken.
»Sivella ist nicht mehr weit von Sanforan entfernt«, sagte er. »Ich muss mich beeilen.«
Alduin nickte und stieg die Treppe hinunter. Der Abstieg war sehr steil und nach einer Weile endeten die glatt behauenen Treppenstufen; stattdessen hatte man sie nur noch grob aus dem Felsen gehauen. Als sie den Boden erreichten, fanden sie sich in einem unterirdischen Gang wieder, der sich nach rechts und nach links verzweigte. Das Licht der Fackeln reichte nicht weit und ein Ende der Gänge war nicht zu erkennen.
»Wir sollten zusammenbleiben«, meinte Rael. »Suchen wir erst mal rechts - das führt uns tiefer unter die Stadt.«
Das schien richtig zu sein, doch bald begann sich der Tunnel zu winden, sodass sie innerhalb kurzer Zeit jede Orientierung verloren hatten. Sie wollten gerade aufgeben und umkehren, als Alduin etwas auffiel.
»Dort vorn scheint es nicht mehr ganz so dunkel zu sein. Gehen wir noch ein Stück weiter.«
Der Lichtschimmer nahm zu und nach einer weiteren Biegung sahen sie eine Treppe vor
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