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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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feste Absicht. Schließlich war sie schon oft dort gewesen, und solange sie die Flut im Blick hatte, bestand keinerlei Gefahr.
    Sie rannte den Pfad entlang. Aus ihrem Zimmer hatte sie eine Laterne und eine Zunderbüchse mitgenommen. Als sie oben am Aussichtspunkt auf der Felsplattform stand, befestigte sie beides an ihrem Gürtel und machte sich an den Abstieg. Bald darauf berührten ihre Füße den dunkelgrauen Sand. Die Gezeiten hatten gewechselt und ein großer Teil des Strands, an dem sie mit Silya über die Wellen gesprungen war, war bereits von der Flut verschluckt worden. Nach ihrer Berechnung würde sie jedoch noch genug Zeit haben, um die Höhle gründlich zu durchsuchen. Obwohl sie schon sehr oft dort gewesen war, musste sie etwas übersehen haben. Allerdings war es im Innern nicht sehr hell und sie hatte auch nie nach etwas Bestimmtem gesucht, sondern nur der zauberhaften Melodie gelauscht - wie damals, als sie Alduin zum ersten Mal hierher gebracht hatte. Es war ein ganz besonderer Augenblick gewesen, denn die Musik hatte stärker und schöner geklungen als jemals zuvor oder seither. Sie verdrängte das seltsame Gefühl, das sich plötzlich in ihrem Magen breit machte, als sie sich daran erinnerte, und das sie auch sehr oft verspürte, wenn sie mit Alduin zusammen war. Jetzt war nicht der richtige Moment, um sich damit zu beschäftigen, sondern jetzt war sie hier, um festzustellen, ob die Höhle ein Geheimnis barg.
    Sie lief hinein, wartete ein paar Minuten, bis sich ihre Augen an das düstere Licht gewöhnt hatten, und begann langsam und systematisch die Felswände zu untersuchen. Sie fing in Bodennähe an, ging langsam an der gesamten Innenwand entlang und ließ die Hände über die rauen Felsen gleiten; vielleicht würde sie etwas fühlen, das ihre Augen übersahen. Doch sie fand nichts und begann von neuem, dieses Mal ein wenig höher. Bald stellte sie fest, dass sie in der zunehmenden Dunkelheit kaum noch etwas sehen konnte; sie bückte sich und zündete die Laterne an, hielt sie hoch über den Kopf und setzte ihre Suche fort. Erst jetzt entdeckte sie einen Schatten, der durch den zuckenden Lichtschein über die Felswände geworfen wurde. Eine Felsnase ragte ein Stück weit aus der Wand heraus, weit genug, um eine Öffnung dahinter zu verbergen. Sie löschte die Lampe und hängte sie wieder an ihren Gürtel. Kaum war das Licht erloschen, als auch der Schatten verschwand - die vorstehende Felsnase schien in der unebenen Wand gänzlich zu verschwinden. Sie wusste jetzt, wo die Stelle war, und konnte sie wieder finden. Und sie entdeckte dabei noch etwas anderes: mehrere kleinere Risse und Einbuchtungen, die es leicht machten, hinaufzusteigen. Erilea vergaß die Flut und jede andere Gefahr; sie kletterte behände hinauf. Oben angekommen, fand sie ihre Vermutung bestätigt: Hinter der Felsnase wurde ein schmaler, niedriger Eingang zu einem Tunnel sichtbar. Das musste ein Teil des unterirdischen Labyrinths sein, das Alduin und Rael am Nachmittag entdeckt hatten.
    Ihr Herz schlug vor Aufregung bis zum Hals. Sie zündete die Lampe wieder an und kroch hinein. Schon nach ein paar Schritten gelangte sie in eine Grotte, in der sie aufrecht stehen und sich umblicken konnte. Die Wände waren grob und feucht. Erleichtert sah sie, dass sie nur in einer Richtung weitergehen konnte: tiefer hinein und aufwärts. Mit gleichmäßigem Schritt ging sie weiter, wobei sie ständig nach verdeckten Abzweigungen ausschaute. Sie wollte sicher sein, dass sie, wenn die Lampen ausgehen sollten, sich nur umdrehen und denselben Weg zurückgehen musste, um wieder zur Singenden Höhle zu gelangen. Die erste Schwierigkeit ergab sich, als sie eine Gabelung erreichte, aber sie stellte sich vor, wie das Tunnelsystem angelegt sein musste, und entschloss sich zuerst nach rechts weiterzugehen. Schon bald verwandelten sich die Felswände zu fester Erde und dann in losen Sand, gespickt mit Kieselsteinen. Vor ihr glomm ein Licht, aber der Tunnel war teilweise eingestürzt, Wurzeln und Geröll versperrten den Ausgang. Sie vermutete sich jetzt außerhalb der Stadtmauern. Offensichtlich war dieser Tunnelabschnitt schon seit langer Zeit nicht mehr benutzt worden. Sie drehte sich um und ging zur Gabelung zurück. Der andere Zweig schien zur Innenstadt zu fuhren. Nach einer Weile stieß sie auf eine verschlossene Tür. Sie legte das Ohr dagegen und lauschte angestrengt auf Geräusche von der anderen Seite, aber entweder war das Holz zu dick oder es

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