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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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gab nichts und niemand dahinter. Auf ihrer Seite war sie mit zwei dicken, eisernen Riegeln verschlossen. Sie musste nur den Mut aufbringen, sie zurückzuschieben.
    Erilea atmete tief ein und aus. Ihr Herz pochte so laut, dass es ihr jeden vernünftigen Gedanken aus dem Kopf zu treiben schien. An Mut fehlte es ihr nicht, aber sie war auch nicht leichtsinnig. Sie hatte eine wichtige Entdeckung gemacht; vielleicht war es besser, zum Falkenhaus zurückzukehren und Alduin davon zu erzählen. Möglicherweise würde er mit ihr zusammen zurückkommen und erkunden, was sich hinter der Tür befand. Ja, das war eindeutig das Beste, was sie tun konnte.
    Sie wollte sich gerade abwenden, als sie jemanden weinen hörte. Es fing sehr leise an, als versuche jemand sich zu beherrschen, aber allmählich ging es in herzerweichendes Schluchzen über. Jeder Gedanke, zurückzugehen, war verflogen. Für Erilea stand außer Frage, was zu tun war: Sie stieß die Riegel zurück und öffnete die Tür.
     
    Kirstie blickte überrascht auf, als die feingliedrige Amazone eintrat. Ihr Weinen verstummte schlagartig.
    »Nebelsängerin!«, rief Erilea, lief zu ihr und ergriff ihre Hände. »Wir haben seit zwei Tagen nach Euch gesucht! Wart Ihr die ganze Zeit hier gefangen?«
    »Ja, war ich«, antwortete sie und trocknete die Tränen mit einem spitzenbesetzten Taschentuch. »Dieser unangenehme Mann ... Ich dachte, er sei nur ein Diener ... Er kam in den Garten und reichte mir ein Getränk, das er Calba nannte. Nichts ahnend, trank ich davon und er muss etwas hineingemischt haben ... Ich verlor das Bewusstsein, und als ich aufwachte ...« Sie unterbrach sich selbst, als ihr klar wurde, dass sie jede Höflichkeit vermissen ließ. »Bitte verzeih ... ich habe dich nicht einmal nach deinem Namen gefragt. Ich bin dir so dankbar. Ich verdanke dir mein Leben ...«, sagte sie höflich und gefasst und neigte den Kopf.
    »Ich heiße Erilea und bin mit Alduin befreundet. Ich mache eine Ausbildung zur Wunand-Kriegerin«, erwiderte Erilea stolz und verbeugte sich, eine Hand auf die Brust gelegt. »Doch jetzt müssen wir schnell von hier weg«, fuhr sie fort. »Wir glauben zu wissen, wer dich gefangen genommen hat. Der Mann heißt Carto und ist auf keinen Fall nett. Ich weiß nicht, wo er jetzt ist und ob er bald wieder zurückkommen wird.«
    Die zweite Tür war von außen verschlossen; es blieb ihnen also nichts anderes übrig, als zur Höhle zurückzukehren. Sie mussten darauf vertrauen, dass Carto nicht im selben Augenblick durch den Tunnel kam. Um sicher zu gehen, löschte Erilea die Lampe und führte Kirstie an der Hand hinter sich her. Sie konnte sich nicht verirren. Bald spürte sie, dass die Wände zurückwichen und wusste, dass sie die Stelle erreicht hatten, an der der Tunnel in die Höhle mündete. Doch etwas beunruhigte sie - sie hörte Wasser plätschern wie in einem Eimer, nur hundertfach lauter. Entsetzt wurde ihr klar, dass die Flut die Höhle erreicht hatte und das Wasser bereits eindrang. Sie saßen in der Falle.
    Das bedeutete aber auch, dass sie nicht von Carto überrascht werden konnten. Erilea zündete die Lampe wieder an und erklärte Kirstie die Situation.
    »Es wird ziemlich lange dauern, bis wir hinauskönnen«, sagte sie. »Sofern du nicht gut schwimmen kannst.«
    »Nein - in meiner Heimat ist es für junge Mädchen nicht schicklich, schwimmen zu lernen«, antwortete Kirstie. »Aber wir lernen segeln«, fügte sie hinzu.
    »Aber leider wird es dann eine lange und feuchte Wartezeit«, meinte Erilea. »Und wir können auch nicht die ganze Zeit die Lampe brennen lassen.« Sie fand eine Stelle, die noch trocken war, setzte sich und schickte ein stilles Gebet an Emo, auf dass die Flut nicht bis zum Tunnel steigen möge. Kirstie raffte ihren langen Rock zusammen und legte die Arme um die hochgezogenen Knie.
    »Möchtest du mir nicht von deiner Heimat erzählen?«, fragte Erilea schüchtern. »Natürlich nur, wenn es dich nicht traurig macht.«
    »Es wäre mir eine Freude«, sagte Kirstie.
    Sie schenkte Erilea ein warmes Lächeln und fing an, von ihrer Heimat in den Highlands und den Farben von Heidekraut und Moos in der vom Wind zerzausten Landschaft zu erzählen.
     

     
    Bei Mondaufgang trafen sich die vier jungen Falkner wieder im Garten. Twith und Gandar hatten beschlossen, Wache zu schieben und sich nicht an der Erkundung der Tunnel zu beteiligen. Malnar kam ein paar Augenblicke später, als sie gerade die Bank beiseite geschoben und den

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