Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
flüsterte Alduin, legte den Arm um Erilea und zog sie eng an sich. »Und sie schauten Rihscha sehr neugierig an. Fast so, als wollten sie vor ihm angeben!«
»Na ja, sie können auch wegtauchen und aufsteigen wie er, vielleicht sollten wir sie Falkenfische nennen«, kicherte Erilea.
»Hätte ich sie nur so nahe sehen können wie du«, fügte sie nach kurzem Schweigen hinzu und klang dabei so wehmütig, dass Alduin ihr über das Haar strich und ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte.
»Bestimmt wirst du eines Tages Gelegenheit dazu bekommen«, sagte er. Langsam entspannte er sich; er spürte ein unbestimmtes Glücksgefühl. So wie jetzt war es wunderbar und Erilea war bei ihm ... Augenblicke, die ewig dauern sollten.
Genau in diesem Augenblick segelte Rihscha heran, reckte im letzten Moment die Fänge vor und landete elegant. Alduin blieb liegen; der verträumte Augenblick war zu schön. Doch bald spürte er den Hunger seines Falken.
»Na, dann geh jagen!«, murmelte er schläfrig. »Wirst doch wohl wissen, wie das geht!«
Rihscha legte verwundert und fast ein wenig vorwurfsvoll den Kopf schief, doch schließlich gab er nach und ging auf Futtersuche.
17
Alduin wachte früh auf. Die Klauenmale an seinem Handgelenk juckten höchst unangenehm und waren rot entzündet. Er beschloss nicht darauf zu achten, sondern sich lieber den Nachmittag mit Erilea in Erinnerung zu rufen, an das wohlige Gefühl, das er verspürt hatte. Wirklich und vollkommen zufrieden war er gewesen, ohne jeden sorgenvollen Gedanken an das, was die Zukunft bringen oder nicht bringen mochte, geborgen in der Gewissheit, dass das Mädchen neben ihm ein Teil davon sein würde. Auch jetzt, beim Aufwachen, zauberte schon der bloße Gedanke an Erilea ein Lächeln auf seine Lippen. Doch dann runzelte er die Stirn: Warum brannten die Klauenmale heute so sehr? Er massierte sein Handgelenk, aber dadurch wurde es nur noch schlimmer. Schließlich konnte er es nicht mehr verdrängen; er sprang aus dem Bett, zog sich schnell an und machte sich auf die Suche nach Jungfer Calborth. Leicht, sie zu finden - sie hielt sich wie immer in der Küche auf.
»Jungfer Calborth, habt Ihr vielleicht ein wenig Wolfsfußsalbe?«
»Wozu brauchst du denn Wolfsfuß?«, fragte sie verblüfft.
Alduin zögerte der Hausmutter seinen Arm zu zeigen, aber wenn er sich vorgenommen hatte Halbwahrheiten zu vermeiden, war dies nun ein willkommener Anlass. Er rollte er seinen Ärmel hoch. Jungfer Calborth zeigte keinerlei Überraschung, sie nahm nur seine Hand und drehte sie langsam, um die Wundmale von allen Seiten betrachten zu können. Schließlich nickte sie.
»Ja, Wolfsfuß ist genau das Mittel, das du brauchst. Komm mit!«
Sie führte Alduin in die Apotheke und nahm einen der großen, runden Behälter vom Regal. Mit einem Spatel füllte sie einen kleinen Tiegel mit Salbe und verschloss ihn mit einem Wachsstöpsel.
»Hier - das ist für später.« Sie tauchte den Finger in den großen Topf, strich ein wenig Salbe auf Alduins Wundmale und rieb sie sanft in die Haut ein.
Er spürte die Wirkung sofort und seufzte erleichtert. »Das fühlt sich gut an!«
»Entzündet sich die Stelle oft?«, wollte Jungfer Calborth wissen. Alduin schüttelte den Kopf. »Nein. Heute zum ersten Mal.« »Was hast du gestern gemacht?«
Alduin spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht stieg. Er begann zu stottern: »Äh, nichts ... ich meine, nichts Besonderes ... nichts, was eine Entzündung hätte auslösen können ...« Jungfer Calborth warf ihm einen amüsierten und wissenden Blick zu, ließ es aber dabei bewenden. »Wenn die Wunde wieder juckt, streiche Salbe auf. Auf jeden Fall solltest du das mal deiner Mutter zeigen, schließlich ist sie eine sehr gute Heilerin.«
Wenig später, als Alduin vor dem Speisesaal in der Sonne saß und sein Frühstück verzehrte, eilte ein Bote auf ihn zu.
»Melethiell bittet Euch und Rael zur nächsten Glocke in der Bibliothek zu erscheinen.«
»Wir kommen«, antwortete Alduin. »Bitte lasst die Abgeordnete der Elben wissen, dass wir pünktlich sein werden!« Alduin blieb gerade noch genug Zeit, Rihscha zu versorgen, Rael zu benachrichtigen, sich zu waschen und saubere Kleider anzuziehen.
Genau beim nächsten Glockenschlag betraten die beiden jungen Falkner die Bibliothek. Melethiell saß mit Malnar, Kirstie und Celeberin am Kartentisch und winkte die beiden Raiden näher. Kurz darauf betraten auch Silya und Erilea den Raum.
»Willkommen«, begrüßte
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