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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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machst dich selbst auf den Weg, suchst die Höhle und schaust nach, was drin ist ...«
    Alduin nickte dem Raiden dankbar zu - der Mann ging mit solchen Problemen völlig unkompliziert um. »Nun ja«, meinte er, »ob mein Vater nun noch lebt oder nicht, meine Mutter wäre jedenfalls bei keinem besser aufgehoben als bei dir ...«
    Bardelph strahlte vor Freude über Alduins Bemerkung. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass ein zerbrochener Staken sein Leben so völlig verändern könnte. Noch zu Beginn des Frühjahrs hatte er zufrieden als Fallensteller und Jäger gelebt - sich manchmal wohl einsam gefühlt, dafür aber auch frei und unabhängig. Jetzt fragte er sich, warum er sich jemals damit hatte zufrieden geben können. Im Rückblick kam sein Leben ihm nun unausgefüllt vor.
    »Alduin, ich danke Gilian und all den anderen Göttern - von Emo ganz zu schweigen -, dass sich unsere Wege gekreuzt haben. Deine Mutter ... nun ja ... wie soll ich es sagen? Und du ... nun, ich muss zugeben, wenn ich einen Sohn hätte ...«
    »Ach, ich weiß, alle halten die Sache mit der Blutsverwandtschaft für wichtig«, warf Alduin ein, um dem Mann aus der Verlegenheit zu helfen, »aber bestimmt ist Freundschaft genauso wichtig. Und in manchen Fällen sogar noch wichtiger.«
    Bardelph nickte gedankenvoll. »Ich glaube, du hast Recht. Im Grunde zählt nur, wie man miteinander umgeht.«
     

     
    In der Gruppe, die sich bei Sonnenuntergang im Innenhof der Zitadelle traf, herrschte eine gedrückte Stimmung. Nach allem, was in letzter Zeit geschehen war, hielt man es für besser, dass die Abreise der Nebelsängerin in aller Stille erfolgte. Die Gefährten trugen praktische Reisekleidung und Kirsties auffallendes kupferrotes Haar war unter der Kapuze eines leichten Sommerumhangs verborgen. Man hatte den Wagen schon mit dem Gepäck beladen und drei Maultiere am Wagenende angebunden. Sivella flog bereits voraus, um die Straße zu erkunden, auch wenn sie auf den ersten Abschnitten der Reise nicht mit besonderen Vorkommnissen rechneten. Mit ein wenig Glück würden sie als wohlhabende Reisende durchgehen, die nach Norden wollten und sich den Schutz einer kleinen Söldnergruppe leisten konnten. Zum Abschied wurden sie nur noch von ein paar Eingeweihten begleitet: Alduin und Erilea, Meister Calborth und seiner Schwester, Meister Torm, dem Abgeordneten der Raiden im Hohen Rat und Melethiell.
    Die fünf Freunde standen zusammen und unterhielten sich leise.
    »Du kannst ab und zu Rihscha losschicken und überprüfen, wo wir gerade sind«, sagte Rael zu Alduin. »Dabei können wir auch gleich unsere Runenkenntnisse üben und uns Botschaften schicken.«
    »Das ist eine gute Idee. Merke dir meine Runen gut - Raid o, Opalan und Laguz. Hast du deine Zeichen auch schon festgelegt?«
    »Ja, ich habe mich für Naudiz und Mannaz entschieden ...«, antwortete Rael und errötete verlegen.
    »Kommt mir ziemlich passend vor«, bemerkte Alduin.
    »Darf man fragen, was das heißt?«, mischte sich Silya ein. »Oder ist das wieder mal eines der großen Falknergeheimnisse?«
    »Guten Freunden kann man sie ruhig mitteilen«, antwortete Rael. »Aber man sollte sich sehr genau überlegen, wem man sie verrät.«
    »Nun, du hast mir ja eben die Namen der Runen verraten, also darf ich doch wohl vermuten, dass wir gute Freunde sind, oder?«, bemerkte Silya spitz. »Dann kannst du uns auch sagen, was sie bedeuten.«
    Rael schien darüber nicht sehr glücklich zu sein und zögerte mit der Antwort, deshalb mischte sich Alduin ein.
    »Naudiz heißt Not oder Notwendigkeit. Es bedeutet, dass man eine Notwendigkeit rechtzeitig erkennt und umsichtig handelt. Mannaz ist das Zeichen für ein denkendes, bewusstes Wesen - zum Beispiel einen Menschen, der immer auch an die Gemeinschaft oder seine Sippe denkt und vorsichtig und vernünftig handelt.«
    »Ich verstehe«, sagte Silya grinsend und nickte. »Beide scheinen mir gut zu ihm zu passen. Kann ich auch so ein Runenzeichen haben?«
    »Dazu musst du die Runen erst einmal selbst erlernen und dich dann für ein Zeichen entscheiden«, erklärte Rael. »Wenn du willst, bringe ich sie dir während unserer Reise bei.«
    »Hmmm«, machte Silya ein wenig zweifelnd. »Auswendiglernen ist nicht meine Stärke, aber wir können es ja mal versuchen. Die Reise wird ziemlich lange dauern ...«
    »Ich möchte bloß wissen, wo Malnar bleibt«, wunderte sich Alduin, der schon unruhig nach ihm ausgeschaut hatte. Aber der Onur war nirgends zu sehen.

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