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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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sind. Mal sehen, ob wir da für die Nacht bleiben können. Bis wir dort ankommen, hat mich der Regen vielleicht wieder sauber gewaschen!«
     
    Kurz darauf hielten sie vor der halb zerfallenen Hütte. Die Tür hing nur noch an einer Angel; die Wände waren aus groben Brettern zusammengezimmert, zwischen denen riesige Lücken klafften. Doch das Dach war früher wohl mit Torf gedeckt gewesen, der zu einem dichten Polster aus Gras und Wildkräutern verwachsen war und den Reisenden ausreichend Schutz vor dem Regen bot. Sie trugen die leichteren Gepäckstücke in die Hütte und schüttelten die Nässe aus ihren Umhängen, so gut es ging. Der dichte Regen hatte Bardelph tatsächlich fast sauber gewaschen, aber dafür war er nass bis auf die Haut. Das Wasser lief in Bächen aus seinen Kleidern, er zitterte vor Kälte und seine Lippen waren blau verfärbt. Alduin schaffte es, mit ein wenig trockenem Holz, das er zwischen den Vorräten fand, ein kleines Feuer anzuzünden, aber die Wärme reichte nicht aus, um Bardelphs Kleider zu trocknen. Schließlich zog er Wams, Hemd, Hose und Stiefel aus und ließ sich von Aranthia mit einer groben, klammen Decke kräftig abrubbeln. Sie rieb, bis seine Haut rot wurde und zu jucken anfing; dann hüpfte er in der Hütte umher, massierte seine Muskeln und seine Füße, bis ihm so warm war, dass er sich, in eine trockene Decke gewickelt, ausruhen konnte. Aranthia setzte Wasser auf und bereitete einen Kräutertee, den sie zu der einfachen Mahlzeit aus Brot, Käse und verschrumpelten Winteräpfeln tranken. Doch unter diesen Umständen schmeckte es wie ein Festmahl. Der Regen hatte sich inzwischen zu einem Frühjahrsunwetter gesteigert und Alduin fühlte sich wie ein Abenteurer, der mitten im Nirgendwo gestrandet war. Die Blitze und der wilde Donner, der wie ein wütender Löwe klang und immer näher kam, konnten ihn nicht erschrecken. Und selbst als ein gewaltiger Donnerschlag verkündete, dass der Sturm direkt über ihnen tobte, spürte er eher Ehrfurcht als Angst - Ehrfurcht vor der Natur in all ihrer majestätischen Macht. Rihscha saß in seiner Hand und auch ihn schienen die tobenden Elemente nicht zu beunruhigen. Es war, als hätten sie beide mit der wilden, unbezähmbaren, freien Natur einen Bund geschlossen. Alduin setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden. Er hielt den jungen Falken in der Hand und starrte ins Feuer. Wieder entglitt ihm sein Bewusstsein ...
     
    Gestank von Rauch und brennenden Bäumen ... überall Feuer ... fliehe von diesem Ort ... fliehe ... flüssiges Feuer regnet vom Himmel ... Schmerz, Schmerz ... versengtes Gefieder ... Schmerz ...
     
    »Alduin, was ist los?« Aranthia beugte sich über ihn, doch er sah ihr Gesicht nur verschwommen. »Was ist mit dir?«
    »Rihscha - wo ist er?«
    »Bardelph konnte ihn gerade noch auffangen, als du umgefallen bist. Er war ganz verstört, aber jetzt hat er sich wieder beruhigt.«
    Sie deutete in eine Ecke, in der Bardelph saß und Rihscha sanft mit Kraths Feder streichelte.
    »Was ist passiert?«, fragte sie noch einmal.
    »Ich ... ich hab ins Feuer geschaut und muss eingeschlafen sein, und dann war das Feuer plötzlich in meinem Traum, ein Alptraum ... Ich ...«
    Benommen richtete er sich auf; seine Mutter schloss ihn in die Arme und strich ihm beruhigend über das Haar. Der Traum war ihm so wirklich erschienen: die Schmerzen des Falken, die Furcht, der Gestank von brennenden Federn, der immer noch in der Luft zu hängen schien. Er schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Es war nur ein böser Traum gewesen. Die Blitze, der Donner und die Flammen hatten ihm etwas vorgegaukelt, aber das war jetzt vorbei. Auch Rihscha hatte sich wieder beruhigt. Bardelph setzte ihm den jungen Falken vorsichtig in die Hände und Alduin streichelte Rihscha noch eine Weile mit der Feder, dann setzte er ihn für die Nacht in den Korb. Endlich wickelte er sich in eine Decke und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Der Schlaf kam schnell, doch dieses Mal war er traumlos.
     

     
    Ein klarer Himmel begrüßte sie am nächsten Morgen. In der Luft lag die angenehme Frische, die auf ein Unwetter folgt. Sie hob jeden einzelnen Baum und jeden Busch so klar und in leuchtenden Farben hervor, als sei es der erste Tag der Schöpfung. Ihr Unterschlupf, so verfallen er auch sein mochte, war bequem und sogar fast gemütlich gewesen und so machten sie sich nach einem guten Frühstück ausgeruht und gut gelaunt wieder auf den Weg. Die Straße war

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